Weber David - Schwerter des Zorns - 2
sehr, würde ich sagen.« Bahzell betrachtete seinen
Dolch und strich mit dem schwieligen Daumen prüfend über die
Schneide. »Trotzdem kann man nicht behaupten, dass sie unsere
Wünsche nicht zügig erledigten«, fuhr er fort.
Brandark nickte.
Die Hradani waren erst zwölf Tage in Belhadan, doch jeder, der
sie jetzt sah, hätte sich kaum den zerlumpten Zustand vorstellen
können, in dem sie angekommen waren. In Brandarks Fall lag das
zu einem nicht geringen Teil an dem Kredit, den ihnen Herzog Jas
hân eingeräumt hatte. Die Blutklinge hatte seinen Einkaufsbummel
zwar vor allem mit dem Geld finanziert, das er und Bahzell mitge
bracht hatten. Doch der Kredit des Herzogs erlaubte ihm, sich hem
mungslos dem Konsum hinzugeben, ohne sich Sorgen machen zu
müssen, was passierte, wenn seine Geldkatze leer war. Er hatte nicht
nur seine verlorenen und zerfetzten Gewänder ersetzt, sondern so
gar neue Kleidung bei einem der bekanntesten Schneider von Belha
dan in Auftrag gegeben. Sein elegantes Hemd war aus feinster Seide
gearbeitet, während die bestickte Weste darüber selbst einem Ver
wandten Herrn Vaijons alle Ehre gemacht hätte. Der einzige Ort, an
dem er mehr Gold gelassen hatte als beim Schneider, waren die
Buchläden von Belhadan gewesen. Brandark wusste zwar nicht, wie
er diesen Berg von Büchern nach Hause schaffen sollte, aber das war
das Geringste seiner Kümmernisse. Druckpressen und bewegliche
Drucktypen waren zwei von den vielen Dingen, die die Axtmänner
den Hradani voraus hatten. Natürlich gab es auch einige wenige
Hradani-Bücher, gedruckte oder per Hand abgeschriebene. Die
meisten der Exemplare, die er sich hatte beschaffen können, waren
gedruckt, doch er hatte seine Bibliothek in Navahk nur lückenhaft
zusammenstellen können. Fast alle Bücher waren beschädigt gewe
sen, bevor er sie in die Hände bekam, manche sogar schwer. Hier in
Belhadan fühlte er sich wie ein Geizhals, den man in der Goldmine
von jemand anderem losgelassen hatte, und er beabsichtigte, seine
Nase in jeden bibliophilen Schatz zu stecken, dessen er habhaft wer
den konnte.
Bahzell dagegen war, vorsichtig ausgedrückt, nicht gerade ein lei
denschaftlicher Leser, und er legte nach wie vor auch keinen beson
deren Wert auf seine Garderobe. Er hatte dem Orden zwar erlaubt,
seine ruinierte Kleidung zu ersetzen, weigerte sich aber, auch nur et
was annährend so Elegantes wie Brandark an seine Haut zu lassen.
Die Hose war warm und nützlich und bequem geschnitten, nicht
etwa modisch. Sein langärmliges Hemd bestand aus bestem Leinen,
wies jedoch nicht einmal die kleinste Spur von Spitze oder Stickerei
auf, und die warme Tunika, die er darüber trug, bestand aus dem
selben schlichten grünen Stoff wie die Feldübermäntel des Ordens.
Ebenso der gefütterte Poncho im Sothôii-Stil, den er trotz aller Ein
wände statt eines Umhangs trug. Die meisten Laienbrüder, die dem
Orden als Bewaffnete dienten, waren besser gekleidet als er. Bahzell
gab sicher den unauffälligsten »Ritter« ab, der jemals durch diese
heiligen Hallen gewandelt war.
Abgesehen selbstverständlich davon, dass er nicht einmal ein rich
tiger Ritter war.
»Weißt du …« Brandark setzte pedantisch einen Stimmpflock ein,
statt seinen Freund direkt anzusehen, »es würde deine Gefährten si
cher ein wenig versöhnlicher stimmen, wenn du dich von ihnen
zum Ritter schlagen lassen würdest. Herr Charrow sehnt sich gera
dezu nach dieser Gelegenheit. Und ich wüsste nicht, was Tomanâk
dagegen haben sollte. Das hier ist doch letztlich sein Orden.«
»Ha!« schnaubte Bahzell und schob den Dolch mit einem ver
nehmlichen Klacken in die Scheide zurück, als wollte er seinen Wor
ten Nachdruck verleihen. »Das sähe wundervoll aus! Ich herausge
putzt wie irgendein verfluchter Ritter aus einem deiner närrischen
Liedchen! O nein, mein Junge, ohne mich!«
»Aber wenn es sie doch glücklich macht …«
»Ich sagte nein und ich meinte nein!« unterbrach ihn Bahzell
scharf. »Erselbst hat mir gesagt, dass er einen Paladin braucht. Über
Ritter, Lords und Titel hat Er kein Sterbenswörtchen verloren, und
ich habe nicht vor, mich zu so was machen zu lassen. Und«, der
Blick seiner braunen Augen verhärtete sich drohend, »sollten diese
Leute nicht anerkennen, was für Ihnselbst offenbar genügte, werde
ich ihren Vorurteilen ganz gewiss keine weitere Nahrung geben!«
»In diesem Licht habe ich das noch gar nicht betrachtet«, gab Bran
dark zu. Er spitzte die Lippen, legte die Ohren etwas
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