Weber David - Schwerter des Zorns - 2
für Die Ballade
von Bahzell Bluthand gearbeitet«, erklärte er. »Interessanterweise bist
du eine nie versiegende Quelle der Inspiration für mich.«
»Nun hör endlich damit auf. Ich dachte, du hättest die Arbeit an
diesem verdammten Lied längst beendet!«
»Das wollte ich auch, Bahzell. Ehrlich. Doch dann sind wir hierher
gekommen, und ich musste miterleben, wie deine Ordensbrüder
deinen titanischen Edelmut ablehnten. Du musst doch einsehen,
dass es geradezu meine Pflicht ist, diese himmelschreiende Unge
rechtigkeit zu korrigieren.« Brandark schlug einen Akkord auf sei
ner Balalaika an und grinste teuflisch, was ihm einen finsteren Blick
von Bahzell eintrug.
»Ich sehe nur«, erwiderte der Pferdedieb grimmig, »dass ich viel
zu lange damit gewartet habe, dir deinen räudigen Hals umzudre
hen! Was nicht heißt, dass man dem nicht in irgendeiner finsteren
Nacht abhelfen könnte.«
»Aber, aber, Bahzell! Was würde Herr Charrow von dir denken,
wenn er dich jetzt hören könnte?« Brandark gurgelte vor Lachen.
»Er würde mich sehr wahrscheinlich ermuntern, wenn du an
fängst, dieses Lied zu verbreiten«, konterte Bahzell. Doch dann mus
terte er die Blutklinge plötzlich misstrauisch. »Du hast es schon ge
sungen, hab ich Recht?«
»Im Seemanns Grab ist es ziemlich beliebt«, gab Brandark ohne
Umschweife zu. »Und auch im Anker und Dreizack . Wenn ich mich
recht erinnere, haben sie sogar vorgestern Nacht in der Fliegenden
Lady eine Zugabe verlangt. Und Estervald, der Harmonikaspieler im Diamantenen Klepper hat sich mehrmals erkundigt, wann die neuen
Strophen endlich fertig sind.«
»Ich habe eindeutig zu lange gewartet«, presste Bahzell heraus,
und Brandark lachte wieder. Wie schrecklich sein Gesang oder die
Knittelverse, die er sonst hervorbrachte, auch sein mochten, selbst
seine schlimmsten Feinde, vielleicht sogar gerade die, mussten zuge
ben, dass er ein Talent zur Satire besaß. Die Ballade von Bahzell Blut
hand war sein persönliches Geschenk an den hünenhaften Freund.
Und er hatte – zu dessen Leidwesen – seinen Text ausgerechnet auf
die Melodie eines sehr beliebten und niederschmetternd leicht zu er
innernden Trinkliedes gereimt.
»Ich verstehe dein Problem wirklich nicht, Bahzell«, gab er jetzt
mit gespielter Geziertheit zurück. »Immerhin beleidigt dich das Lied
in keiner Weise!«
»Ach nein? Wenn auch nur ein Zehntel von dem wahr wäre, was
du darin behauptest, müsste ich der größte Trottel in ganz Norfessa
sein!«
»Aber Bahzell! Wie kannst du so etwas sagen? Niemand, wirklich
niemand zweifelt auch nur im Geringsten daran, dass du ein wahr
lich vollkommener Paladin bist, wenn er mein Lied gehört hat! Dein
edler Charakter, deine selbstlose Entschlossenheit, Jungfrauen zu
retten, deine Furchtlosigkeit, wenn du es mit Dämonen oder
Dunklen Göttern zu tun bekommst, deine …!«
»Noch ein Wort, nur eine einzige Silbe, und ich zertrümmere dir
augenblicklich den Schädel!« versprach ihm Bahzell. Brandark
klappte grinsend den Mund zu.
Herr Vaijon von Almerhas stürmte in einer derartig düsteren und
aufgebrachten Laune ins Ordenshaus, dass die Türen förmlich vor
ihm zurückzuckten. Zu seiner Entschuldigung muss gesagt werden,
dass Vaijon nicht einmal merkte, wie deutlich sich sein kochender
Zorn zeigte, was nur ein weiteres Zeichen für seine Heftigkeit war.
Immerhin wusste er, dass er wütend war. Ein noch arbeitender Rest
seines Verstandes raunte ihm zu, er solle den Zorn zu Herrn Char
row tragen oder vielleicht zu Herrn Ferrik, dem Oberpriester des
Kapitels.
Aber das konnte er nicht. Er hatte die beiden in den letzten zwei
Wochen oft genug aufgesucht, und jedes Mal hatten sie ihn mit der
selben Missbilligung gestraft. Zwar hatte ihn keiner der beiden di
rekt zurechtgewiesen, aber ganz offenkundig hielten sie ihn für das
Problem. Sie schienen anzunehmen, dass irgendein Mangel in ihm
den schrecklichen Druck in seinem Herzen und seinem Geist er
zeugte, wann immer ihn der unerträgliche Gedanke an einen Hrada
ni-Paladin überfiel.
Vaijon hatte es versucht. Er hatte es wirklich versucht. Er hatte
Stunden neben seiner Rüstung und seinem Schwert gewacht, wenn
er eigentlich hatte schlafen sollen, und den Gott angefleht, ihm bei
dieser Beleidigung gegen den Orden zu helfen. Ihn dabei zu unter
stützen, einen Hradani unter Seinen besten Klingen hinzunehmen.
Schließlich waren ja auch andere Mitglieder des Ordens von niede
rer Herkunft. Herr Charrows Vater war ein Maurer gewesen, um
Tomanâks
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