Weber David - Schwerter des Zorns - 2
ich werde auch zweifellos in Zu
kunft dorthin gewünscht werden.«
»Nein.« Der Hradani hob irritiert vom Tonfall Charrows die
Braue. »So geht das nicht«, fuhr der Mensch entschieden fort. »Pala
dine sind rar gesät, Bahzell. Euch ist vielleicht nicht klar, wie selten
sie sind, aber nach den Aufzeichnungen des Ordens gibt es im Au
genblick, Euch nicht eingerechnet, nur siebzehn Paladine in ganz
Norfressa. Siebzehn, mit Euch also achtzehn. Der ausschließliche
Zweck des Ordens ist es, Eure Arbeit in der Welt zu unterstützen.«
»Meine Arbeit?« Bahzell starrte ihn entgeistert an. Der alte Ritter
nickte.
»Genau. Ich habe natürlich keine Ahnung, was Eure besondere
Aufgabe ist. Das ist eine Abmachung zwischen Euch und Tomanâk,
und dieselben Gründe, die es zu einer Angelegenheit zwischen Ihm
und Euch machen, haben Euch überhaupt erst zu Seinem Paladin
werden lassen. Ihr und Euresgleichen seid Tomanâks Schwerter. Es
ist Eure Aufgabe zu führen, und unsere, Euch zu folgen. Nicht
blind, aber auf die Weise, wie wir jedem Hauptmann folgen wür
den, der von unserem Lehnsherrn als unser Befehlshaber eingesetzt
wurde.« In seinen Worten schwang unbeugsamer Stolz mit. Es war
kein Hochmut, sondern die eherne Entschlossenheit des Kriegers,
der er war. »Wir sind nicht aus demselben Stahl gegossen wie Seine
Paladine, doch wir vom Orden halten das Terrain, das sie erobern,
Bahzell Bahnakson. So wie Er Euch befiehlt, könnt Ihr uns befehli
gen, jeden Einzelnen von uns, denn unser Orden wurde ins Leben
gerufen, um Euch als Schildarm zu dienen. Wie hoch Ihr auch unter
Seinem Dienst fliegt, wohin Ihr unter seinem Kommando auch geht,
dort werden auch wir sein.«
»Immer mit der Ruhe!« Bahzell versuchte, seinen Protest schnell
und beiläufig zu äußern, doch vor der Überzeugung in den Worten
des alten Mannes dämpfte er unwillkürlich seine Stimme. »Davon
hat Er kein Wort gesagt! Ich habe nicht vor, irgendjemandem zu be
fehlen, mir irgendwohin zu folgen. Und ich will auch nicht, dass je
mand meine Schlachten ausficht!«
»Natürlich nicht. Wenn Ihr das wolltet, wäret Ihr kein Paladin.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Ihr Euch davor drücken könntet. Ihr
könnt natürlich versuchen, vor uns davonzulaufen. Andere haben
das gelegentlich auch schon versucht, aber der Orden versteht es,
Seine Paladine früher oder später aufzuspüren. Außerdem halte ich
Euch nicht für einen Mann, der wegläuft«, fügte Charrow nachdenk
lich hinzu. »Nicht, wenn Ihr diese Angelegenheit erst einmal durch
dacht habt. Ihr seid weder so stolz noch so hochmütig und schon gar
nicht so feige, die Hilfe, die Ihr vielleicht bei dem braucht, zu dem
Er Euch berufen hat, auszuschlagen.«
Bahzell zuckte zusammen, schüttelte aber dennoch den Kopf. »Das
mag schon sein, Herr Charrow, aber ich werde sie auch nicht su
chen! Ich habe Ihmselbst gesagt, dass ich tue, was ich tue, weil ich
mich dazu entschlossen habe. Weil es in meinen Augen das Richtige
ist. Ich werde niemandem ›befehlen‹, mir irgendwohin zu folgen,
wohin mich vielleicht nur mein eigener Starrsinn führt!«
»Was vermutlich eben der Grund ist, aus dem Er Euch überhaupt
auserwählt hat«, erwiderte Charrow abgeklärt. Er erwiderte Bah
zells finsteren Blick ohne mit der Wimper zu zucken, lächelte und
schenkte dann Wein nach.
»Das wären also die Grundlagen des Ordens und was er mit Euch
zu tun hat«, fuhr er gelassen fort. »Nun zu den Einzelheiten. Unser
oberster Befehlshaber ist Herr Terrian, Rittergeneral des Ordens.
Zurzeit verfügen wir über sechsundneunzig Ordenskapitel. In je
dem Ordenshaus dienen wenigstens fünf Rittergefährten und ihre
Knappen, dazu drei bis fünf Ritterprobanden. Das ist die geringste
Stärke, die unser Orden vorschreibt. Die meisten Kapitel sind natür
lich größer, wie unseres hier in Belhadan. Da wären ich selbst als
Ritterhauptmann, vier Ritterkommandeure und einunddreißig Rit
tergefährten, alle mit ihren Knappen, dazu zwölf Ritterprobanden
sowie zweihundert Laienbrüder als unsere Bewaffneten. Dazu kom
men noch zehn Rittergefährten und fünfzig Laienbrüder, die hier
zwar stationiert sind, aber Patrouillendienste an der Grenze von
Vonderland tun, wo die Dinge etwas, sagen wir, weniger friedlich
sind als hier in Fradonia. Unser Kapitel ist auf Grund von Belhadans
Bedeutung für den König-Kaiser etwas größer als die anderen …«
Bahzell Bahnakson lehnte sich auf der Bank zurück, hielt sich an
seinem Pokal fest und hörte zu, wie Herr
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