Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kriegsgott
Vom Netzwerk:
willen! Aber ein Hradani? Ein ungebildeter Barbar, der
auch noch wie ein Wilder redete? Der Herrn Charrow schlichtweg
untersagte, ihn zum Ritter zu schlagen, damit der Orden wenigstens
ein bisschen Respekt zurückgewann, den er zweifellos einbüßen
würde, wenn sich erst herumsprach, dass ein Hradani einer ihrer
Paladine war? Ein Barbar, der nicht einmal die Ehre zu schätzen
wusste, die ihm Herr Charrow mit diesem Ansinnen erwies, und
der von dem Gott Selbst derartig respektlos sprach?
Und jetzt das! Vaijons Gesicht lief erneut rot an, und er knirschte
mit den Zähnen, als er an das Lied zurückdachte. Er hatte die Schän
ke eigentlich gar nicht besuchen wollen. Solche Kaschemmen waren
den Gemeinen vorbehalten, Seeleuten, Krämern und dergleichen,
aber Herr Yorhus und er waren von einem Auftrag für Kapitän Har
dian zurückgekehrt, der die Kriegsschiffe befehligte, die der Orden
hier in Belhadan unterhielt. Er hatte den Namen Bahzell Bluthand in
einem Liedfetzen gehört, der durch die offene Tür der Kaschemme
gedrungen war und der ihn beinahe magnetisch angezogen hatte.
Herr Yorhus und er waren in die Schänke eingekehrt, hatten sich in
ihre Umhänge gehüllt und gehofft, dass niemand ihre Ordenswaffen
oder ihre Tuniken bemerkte. Sie hatten sich tunlichst im Hinter
grund gehalten und zugehört, zunächst staunend, dann ungläubig
und schließlich entsetzt und zutiefst entrüstet.
Das Lied verspottete den Orden! Es verhöhnte alles, wofür der Or
den stand, und das im Namen dieses wilden Idioten! Er rettete
Dienstmägde vor den »mörderischen Aufmerksamkeiten bösartiger
Herren!« Also wirklich! Und dann diese Behauptung, er habe Edel
fräulein gerettet, die als Zofen verkleidet waren! Als wenn derglei
chen außerhalb dieser billigen Moritaten tatsächlich vorkäme! Und
gegen Dämonen und böse Prinzen mit verhexten Schwertern habe er
siegreich gefochten, bei Tomanâk! Im ganzen Reich war seit vierzig
Jahren kein Auftauchen eines Dämons mehr bestätigt worden! Das
allein wäre schon schlimm genug gewesen, bei Phrobus, wenn jenes
Lied es wenigstens einigermaßen würdevoll abgehandelt hätte, aber
dies …! Ein Barde an der Hohen Tafel seines Vaters hätte solch my
thische Taten vielleicht angemessen besungen, um zu lehren und zu
inspirieren, auch wenn jeder, der sein Lied hörte, natürlich wusste,
dass es nur eine Legende war. Aber dieses … dieses … Spottlied be
saß die unverfrorene Unverschämtheit, vorzugeben, all diese Dinge
wären tatsächlich geschehen – und schrieb Bahzell auch noch na
mentlich den Ruhm dafür zu. Und gleichzeitig tat es, als wäre das
alles nur ein Spiel! Als wäre jemand, der vorgab, ein Paladin des To
manâk zu sein, nur ein willkommenes Ziel für einen Spaß!
Vaijon hatte diese Beleidigung einfach nicht ertragen können, und
die Bemühungen von Herrn Yorhus, ihn zu beruhigen, hatten seine
Verzweiflung nur noch verschlimmert. Vaijon wusste, dass der Rit
terkommandeur über Bahzells Anwesenheit ebenfalls alles andere
als erfreut war. Doch der ältere Ritter hatte tapfer versucht, Vaijon
darzulegen, dass es keine Rolle spielte, was ungebildete, ordinäre
Arbeiter und Seeleute über den Orden und seine Angehörigen dach
ten. Sicherlich hatten seine Schwertbrüder jeden Grund, diesen Be
leidigungen enttäuscht, ja sogar ärgerlich zu begegnen! Dennoch
war es ihre heilige Pflicht, sich darüber zu erheben und sie zu über
gehen, um zu vermeiden, durch eine völlig berechtigte Erwiderung
den Orden noch mehr der Lächerlichkeit preiszugeben.
Leider war das eine sehr ungeschickte Argumentation gewesen.
Hätte es Herr Yorhus darauf angelegt, hätte er nichts Wirkungsvol
leres sagen können, um Vaijons Wut noch glühender anzufachen.
Der junge Ritterproband war außer sich vor Zorn aus der Kaschem
me gestürmt. Und der lange Marsch durch die kalte Nacht zum Or
denshaus hatte seinen glühenden Ärger keineswegs abgekühlt. Im
Gegenteil, er war unterwegs sogar noch vehementer geworden.
Wäre er nicht so aufgebracht gewesen, hätte Vaijon möglicherwei
se erkannt, warum das Lied all den Widerwillen, die Unzufrieden
heit und die Enttäuschung auf den Punkt brachte, unter der er seit
Bahzells Auftauchen litt. Aber er war eben dieses kleine bisschen zu
aufgebracht – und außerdem zutiefst enttäuscht. Allerdings hätte er
sich das niemals so beredt eingestanden. Im Gegenteil, er würde
und konnte es sich nicht gestatten, seine Enttäuschung in Worte zu
fassen, nicht einmal vor sich selbst.

Weitere Kostenlose Bücher