Weber David - Schwerter des Zorns - 3
Ausgangslage
handelt. Erstens seid Ihr ganz gewiss die hochrangigste Edeldame,
die jemals eine Kriegsbraut werden wollte. Die Götter allein mögen
wissen, was das für Folgen haben kann. Zweitens seid Ihr noch keine fünfzehn Jahre alt, was eine Probezeit erfordert, in der Ihr rechtlich gesehen weder eine vollwertige Kriegsbraut noch die Tochter
Eures Vaters seid. Ich möchte ernstlich bezweifeln, dass selbst die
Götter wissen, was uns allen daraus erwachsen kann! Drittens ist
der verbreitetste Grund, aus dem Frauen zu uns kommen dieser,
dass sie vor einer – nicht von ihnen selbst – geplanten Hochzeit fliehen. Wir legen in diesen Fällen immer sehr viel Wert darauf klarzustellen, ob diese Frauen tatsächlich wissen, was sie tun. Und viertens
ist dies der ungünstigste Augenblick, jedenfalls aus Kalathas Sicht,
sich jemanden wie Baron Tellian zum Gegner zu machen!«
»Darüber möchte ich später noch mit Euch reden, Domina!«, warf
Kaeritha ein. Yaliths Blick zuckte zu ihr. »Fürs Erste genügt es vielleicht zu sagen, dass Ihr Euch keine Sorgen machen müsst, dass Ihr
Euch Tellian zum Feind machen könntet. Er wird sicherlich nicht
sonderlich beglückt über die Entscheidung seiner Tochter sein, und
ich kann schwerlich voraussagen, wie seine offizielle Verlautbarung
aussehen wird. Aber ich weiß, dass er es Euch nicht vorwerfen wird,
wenn Ihr genau das tut, was Eure Charta von Euch verlangt, nur
weil die fragliche Bewerberin zufällig seine Tochter ist.«
»Ach nein?« Yalith schnaubte ungläubig. »Wohlan denn! Nehmen
wir einmal an, Ihr hättet mit Eurer Einschätzung Recht, Dame Kaeritha, jedenfalls was ihren Vater betrifft. Aber was ist mit Baron
Cassan und diesem Schwarzenberge?«
Angewidert verzog sie das Gesicht.
»Diese Stadt liegt so nah am SüdGeläuf, dass wir Cassan besser
kennen gelernt haben, als uns lieb ist. Erst vor kurzem haben sich
zwei oder drei Frauen zu uns nach Kalatha geflüchtet, die Schwar
zenberge missbraucht hat. Sollten diese beiden Adligen diese junge
Frau ebenso gierig jagen«, sie deutete mit ausgestrecktem Finger auf
Leeana, »wie Ihr beide das schildert, wie werden sie dann wohl reagieren, wenn ihr die Kriegsbräute helfen, ihnen durch ihre schmierigen Finger zu wischen? Glaubt Ihr vielleicht, dass sie uns eine großzügige Schenkung anbieten?«
»Ich erwarte, dass sie stinksauer werden«, erwiderte Kaeritha offenherzig. Trotz ihres Zorns und ihrer Sorge funkelten Yaliths Augen mutwillig über Kaerithas drastische Wortwahl. »Doch einen wie
großen Schaden kann Euch das wirklich zufügen?«, fuhr die Amazone fort. »Nach dem, was Leeana mir erzählt hat, stehen Schwarzenberge und Cassan Euch Kriegsbräuten ohnehin so feindselig gegenüber, wie es nur möglich ist.«
»Ich fürchte, Dame Kaeritha hat in diesem Punkt ganz Recht, Domina Yalith«, merkte Leeana ironisch an. Yalith fuhr zu ihr herum
und schnaubte erneut verächtlich. Die junge Frau zuckte gleichmütig die Achseln. »Ich will nicht behaupten, dass die beiden nicht wütend darüber wären, wenn ich ihre Pläne durchkreuze, indem ich
eine Kriegsbraut werde, oder dass sie versuchen könnten, sich an
Euch zu rächen. Das werden sie ganz gewiss. Doch sie betrachten
ohnehin schon alles, wofür die Kriegsbräute stehen, zutiefst feindselig.«
»Was ganz sicher ein großartiger Grund dafür ist, sie noch weiter
zu reizen«, antwortete Yalith. Trotz ihres beißenden Sarkasmus kam
es Kaeritha so vor, als weiche der Widerstand der Domina langsam
auf.
»Domina Yalith«, Leeana stand sehr gerade vor dem Schreibtisch
der Domina. Auf ihrem jugendlichen Gesicht lag ein Ausdruck, dessen Würde ihre Jugend Lügen strafte. »Die Kriegsbräute machen
sich jeden Tag Adlige wie Cassan oder Schwarzenberge zum Feind,
und zwar einfach nur durch ihr Dasein. Mir ist klar, dass ich ein ›besonderer Fall‹ bin. Ich verstehe auch, warum Ihr vor den Schwierigkeiten, die ich Euch bringe, zurückschreckt. Aber Dame Kaeritha hat
Recht, und das wisst Ihr auch. Jede Kriegsbraut ist ein besonderer
Falk Das war genau der Grund, warum sich die ersten Kriegsbräute
überhaupt zusammengeschlossen haben. Sie wollten all diesen ›besonderen Fällen‹ eine Zufluchtsstätte bieten, wohin sich die Frauen
flüchten konnten, zum ersten Mal in unserer Geschichte. Solltet Ihr
mir wegen meiner Abstammung die Aufnahme verweigern, so
überlegt, was das über die Bereitschaft der Kriegsbräute aussagt,
wirklich jeder Frau Zuflucht zu bieten, die sich
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