Weber David - Schwerter des Zorns - 3
feucht war, dass es Stunden gedauert hatte,
bis ihr langes, pechschwarzes Haar getrocknet war. Der größte Teil
ihrer Kleidung trocknete noch immer irgendwo in der Stadtwäscherei, doch sie hatte einen sauberen Satz Kleidung in ihren Satteltaschen verwahrt. Die Garderobe schien zwar hier und da ein bisschen
faltig und zerknittert, aber alles in allem war sie darin einigermaßen
präsentabel.
Zum Glück. Vielleicht nützte ihr ein ordentliches Auftreten ja bei
ihrem bevorstehenden Gespräch mit Domina Yalith.
Vielleicht aber auch nicht, dachte sie etwas missmutig.
»Danke, dass Ihr mich so früh empfangt, Domina«, begrüßte Kaeritha Yalith, nachdem Sharral sie in das Gemach der Frau geführt und
die Tür hinter sich geschlossen – und sie sich in den gepolsterten
Lehnstuhl gesetzt – hatte.
»Ihr braucht mir nicht zu danken«, erwiderte Yalith knapp. »Trotz
meiner… Zurückhaltung, als ihr mir diese heiße Kartoffel Leeana in
den Schoß gelegt habt, verdient jeder Paladin unsere aufmerksamste
Gastfreundschaft, Dame Kaeritha. Obwohl«, schränkte sie ein, »ich
schon ein bisschen verwundert bin, was ein Paladin des Tomanâk
hier in Kalatha wohl zu tun haben könnte. Wie hochwohlgeboren
Leeana auch sein mag, ich kann mich nicht erinnern, dass jemals
eine Bewerberin von einem Paladin zu uns begleitet wurde. Und
selbst wenn, so hätte ich in diesem Fall eher eine Walküre der Mutter erwartet.«
»Eigentlich war ich ohnehin nach Kalatha unterwegs, als mich
Leeana auf der Straße eingeholt hat«, erklärte Kaeritha.
»Tatsächlich?« Yaliths Tonfall drückte höfliches Interesse aus, kei
ne Überraschung. Obwohl Kaeritha auch eine Spur Wachsamkeit
darin entdeckte.
»Tatsächlich.« Sie stützte den Ellbogen auf die Stuhllehne und hob
die Hand mit der geöffneten Handfläche nach oben. »Ich weiß nicht,
wie vertraut Ihr mit Paladinen und der Art und Weise seid, wie wir
unsere Instruktionen erhalten, Domina Yalith?«
Ihr Ton machte aus dieser Feststellung eine höfliche Frage, was
Yalith mit einem Lächeln quittierte.
»Ich habe noch nie so nah mit einem Paladin zu tun gehabt, wenn
Ihr darauf anspielt«, sagte sie. »Einmal bin ich einer Hohen Walküre
Der Mutter begegnet, aber damals war ich viel jünger und noch
längst nicht Domina. Sie hatte nicht das geringste Interesse daran,
mir zu erklären, wie sie ihre Aufträge von Lillinara bekam. Mittlerweile habe ich jedoch den Eindruck gewonnen, dass Die Mutter Ihre
höchst eigene Art hat, Ihre Wünsche und Absichten zu vermitteln.
Ich nehme an, dies gilt genauso für Tomanâk und die anderen Götter.«
»Allerdings. Er scheint Seine Methoden auf Seinen jeweiligen Paladin zuzuschneiden. Ich zum Beispiel erhalte von ihm als Befehl sozusagen ein Gefühl, mich in eine bestimmte Richtung bewegen oder
auf eine bestimmte Art und Weise über ein Problem nachdenken zu
müssen. Je näher ich dem eigentlichen Ziel komme, desto genauer
erkenne ich dann die genaueren Einzelheiten.«
»Das setzt wohl ein großes Maß an Glauben voraus«, bemerkte Yalith. Sie rümpfte die Nase, als sie sich über ihre eigenen Worte amüsierte. »Ich nehme jedenfalls an, dass ein Paladin etwas mehr an
›Glauben‹ benötigt als die meisten anderen Menschen, richtig?«
»Das ist zweifellos eine Begleiterscheinung dieser Ehre«, stimmte
ihr Kaeritha zu. »Und in unserem Fall hatten mich die Gefühle, die
er mir vermittelt hat, bereits in Richtung Kalatha geschickt. Mittlerweile bin ich sogar fast sicher, dass Er hier in Kalatha eine Aufgabe
für mich bereithält.«
»Die nicht darin besteht, Leeana hierher zu begleiten, nehme ich
an?«
»Nein. Ich hatte bereits mit Baron Tellian darüber gesprochen, bevor ich Balthar verließ, Domina. Ehrlich gesagt glaube ich auf Grund
der Berichte seiner Verwalter und Richter, die mir der Baron zur
Verfügung gestellt hat, dass die Beziehungen zwischen Eurer Stadt
und Euren Nachbarlords nicht so… gut sind, wie sie es sein könnten.«
»Ihr habt eine außerordentlich taktvolle Art, das zu beschreiben.«
Yaliths Sarkasmus war so trocken wie Zunder. Sie betrachtete Kaeritha eine Weile schweigend, lehnte sich dann zurück und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
»Offen gestanden, Dame Kaeritha, unsere Nachbarlords sind genauso wütend auf uns wie wir auf sie. Obwohl wir uns natürlich –
meine Stadtversammlung und ich – bei diesen Zwistigkeiten im
Recht dünken. Verzeiht mir, wenn ich das sage, aber ich kann mir
einfach nicht vorstellen, warum unsere
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