Weber David - Schwerter des Zorns - 3
der
Welt hat sich Vaijon dabei gedacht?«
»Das weiß ich auch nicht so genau«, gab Bahzell zu. »Es war jedenfalls Gharnals eigener Wunsch, und Vaijon meinte, es hätte sich
›richtig‹ angefühlt, als er ihn darum bat. Ich habe keine Ahnung,
welche Made ihm ins Hirn gekrochen ist und ihn auf eine solche
Idee gebracht hat, und er selbst weiß es wohl genauso wenig, soweit
ich das sehe. Aber wir müssen zugeben, Hurthang, dass Vaijon bisher weit weniger Fehler bei der Organisation und Führung des Ordens gemacht hat, als du und ich vermutlich begangen hätten. Also
sollten wir ihm deswegen keine Schwierigkeiten machen.« Er wackelte mit den Ohren und zuckte die Achseln. »Vielleicht will Gharnal ja selbst ein bisschen Einfluss auf den Orden nehmen. Außerdem
kommt er morgen früh an, also sollten wir uns wappnen.«
»Glaubst du wirklich, dass Tomanâk Höchstselbst Gharnal ausgerechnet hier zwischen diesen Hradani hassenden Sothöii sehen
möchte?« Kaeritha schien diese Möglichkeit nur schwer ertragen zu
können, trotz ihres Status als Paladin.
»Warum nicht?« Bahzell grinste ironisch. »Schließlich haben wir
Seinen eigenwilligen Humor oft erlebt, Kerry! Schau dir nur an, wo
Vaijon gelandet ist!«
»Hm.« Kaeritha verkniff sich einen weiteren Einwand und nickte.
»Du hast Recht«, gab sie schließlich zu. »Wenn Er Vaijon nach Hurgrum schicken kann, gibt es keinen Grund, Gharnal nicht ausgerechnet hierher zu entsenden. Auch wenn es mir allein bei der Vorstellung kalt den Rücken herunterläuft. Andererseits wird es unsere
Schwierigkeiten nicht vergrößern, wenn Gharnal bei uns ist. Eigentlich…«
»Milord Paladin!«
Bahzell drehte sich herum. Der Mann hatte zwar nicht geschrien,
aber sein Ruf hörte sich in der gedämpften Atmosphäre des Tempels
so an.
Bruder Relath, einer von Vater Taramans Akolythen, eilte durch
das Mittelschiff auf sie zu. Auf seiner verzerrten, jugendlichen Miene zeichnete sich Sorge ab, vielleicht auch etwas Schlimmeres.
»Milord Paladin!«, wiederholte er, als er rutschend vor Bahzell
zum Stehen kam. Er keuchte. »Kommt rasch! Es gibt Ärger!«
Relath hat wirklich eine Gabe für Untertreibungen, dachte Bahzell
mürrisch, als er aus dem Portal des Tempels trat.
Thalgahr Rarikson war einer der Krieger der Pferdediebe, die ihm
Bahzells Vater eher als Leibgarde denn als ein Mitglied des Hurgrumer Ordens mitgegeben hatte. In dieser Rolle der offiziellen Eskorte,
die das Protokoll der Sothôii auch für einen nicht offiziell anerkannten Botschafter vorsah, hatte er Bahzell zum Tempel begleitet. Wie
die meisten Hradani hatte auch Thalgahr wenig für Götter übrig,
ganz gleich ob es welche des Lichts oder der Dunkelheit waren.
Zwar respektierte er Tomanâk, war jedoch draußen im Regen vor
dem Tempel unter dem schützenden Portico des Haupteingangs stehen geblieben.
Prinz Bahnak hatte die Angehörigen von Bahzells Leibgarde
höchstpersönlich handverlesen. Ihm war vollkommen klar, wie heikel der Balanceakt war, den Bahzell vollbringen musste, und er
wusste auch, wie fleißig diejenigen Sothôii, die Tellians Initiative ablehnten, versuchen würden, Zwischenfälle zu provozieren, die Bahzell zum Handeln zwingen würden. Aus diesem Grund hatte Prinz
Bahnak nur Männer ausgewählt, deren Disziplin und Selbstbeherrschung er trauen konnte.
Die Auserwählten betrachteten ihre Aufnahme in Bahzells Leibgarde als hohe Ehre und sahen es als Beweis des Vertrauens ihres
Stammeshäuptlings in ihre Loyalität und ihre Fähigkeiten, den unausweichlichen Provokationen zu widerstehen. Im Augenblick schien Thalgahr jedoch eher zu bedauern, dass die Wahl seines Prinzen,
diese Pflicht betreffend, ausgerechnet auf ihn gefallen war.
Bahzell unterdrückte einen Fluch, als er die Szenerie betrachtete.
Thalgahr stand mit dem Rücken an der Tempelmauer, und an der
Haltung seiner Schultern und dem Kettenpanzer erkannte Bahzell,
dass sein Leibwächter so vermeiden wollte, einen Dolch in den
Rücken zu bekommen. Seine Rechte lag nicht einmal in der Nähe
seines Schwertknaufs, doch die Stellung seines Handgelenks sagte
Bahzell, dass der Krieger bereit war, augenblicklich blank zu ziehen.
Schlimmer noch, die angelegten Ohren und das Feuer, das tief in seinen Augen brannte, hätten jedem Hradani klar gemacht, dass sich
Thalgahr verzweifelt bemühte, die Blutrunst zu beherrschen, diesen
berserkerhaften Fluch seines Volkes.
»… dahin zurück, wo du hingehörst, du mörderischer, diebischer
Bastard, und halte dich von
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