Weber David - Schwerter des Zorns - 3
löst, dass
man es so lange mit einem Felsbrocken bearbeitet, bis es nicht mehr
zuckt!«
»Tun wir das, Kerry?«, erwiderte Bahzell lachend, streckte die
Arme aus und zog sie an sich. Dame Kaeritha Seldanstochter war
zwar breitschultrig und muskulös, schien aber in seiner Umarmung
zu verschwinden. Was allerdings ihre scharfe Zunge in keiner Weise
beeinträchtigte.
»Allerdings, das tut ihr. Und dabei bevorzugt ihr beide runde Felsbrocken«, meinte sie.
»Aber nur deshalb, weil wir uns mit scharfen Felsen ins eigene
Fleisch schneiden«, antwortete Bahzell fröhlich und ließ sie los.
»Kann ich mir denken«, gab sie zu, trat zurück und umklammerte
Brandarks Unterarm im Kriegergruß. »Trotzdem«, fuhr sie ernsthafter fort, »stimme ich Hurthang zu. Die Lage hier könnte sich tatsächlich bald ziemlich unangenehm gestalten.«
»Das war sie doch von Anfang an, Kerry«, merkte Brandark an.
»Natürlich. Aber in den letzten Tagen scheinen alle unsere Leute
plötzlich Zielscheiben auf dem Rücken zu tragen«, antwortete Kaeritha.
»Alle unsere Männer?«, wiederholte Bahzell, und sie nickte.
»Alle«, bestätigte sie grimmig. »Gurlahn hat die Männer deines
Vaters zwar beinahe in der Burg eingesperrt, aber trotzdem gab es
Übergriffe gegen sie. Und Hurthangs Leuten ist es noch schlimmer
ergangen.«
»Gab es Ärger mit dem Orden?« Bahzell wandte sich zu Hurthang
um und sah ihn besorgt an. Sein Cousin verzog das Gesicht.
»Noch nicht, jedenfalls gab es keine offenen Provokationen«, erwiderte er. »Ehrlich gesagt, Bahzell, ich würde am liebsten Gurlahns
Beispiel folgen und meine Ritter hier im Tempel einsperren, aber…«
Er zuckte die Achseln und Bahzell nickte verstehend. Hurthang
war der offizielle Kommandeur des Hurgrumer Kapitels vom Orden
des Tomanâk, das nach Balthar gekommen war, um formelle Beziehungen zur Kirche des Tomanâk außerhalb des Hradani-Territoriums aufzubauen. Obwohl Bahzell und Kaeritha als Paladine des Tomanâk einen höheren Rang hatten als er, war Hurthang doch das
ranghöchste Mitglied des Hurgrumer Kapitels und damit offiziell
für diese Beziehungen zu der Kirche verantwortlich.
Glücklicherweise war Taraman Kriegspfeil, der Hohepriester von
Tomanâk in Balthar, ein eher aufgeschlossener Mensch, wie sich
rasch herausgestellt hatte. Er hatte diesen Haufen blutrünstiger Pferdediebe, die behaupteten, Diener des Kriegsgottes zu sein, ohne mit
der Wimper zu zucken anerkannt. Und es war ihm gelungen, Sir
Markhalt Rabenkralle, den Kommandeur der kleinen Abteilung von
Ordensrittern und Laienbrüdern, die dem Tempel von Balthar zugeteilt waren, ebenfalls dazu zu bringen.
Im Königreich der Sothôii war der Orden längst nicht so häufig
vertreten wie im Reich der Axt oder im Reich des Speeres. Dennoch
wurde er respektiert. Der jüngere Bruder des Königs, Prinz Yurokhas, war sogar ein Ordensritter, und die Tempel des Tomanâk wurden für gewöhnlich gut besucht. Doch der Orden unterhielt offiziell
nur zwei Kapitel im ganzen Königreich der Sothôii. Eines war in
Sôthôfalas stationiert, das Kapitel von König Markhos, und eines in
Nachfalas, wo die Ritter das Geistermoor und die Flusspiraten im
Auge behalten konnten. Diese beiden Kapitel unterhielten in den
Tempeln der größeren Städte und Ortschaften der Sothôii zwar kleinere Niederlassungen, aber ihre Hauptstreitmacht konzentrierte sich
auf ihre beiden Stammhäuser. Was bedeutete, dass die achtzehn
Mitglieder des Hurgrumer Kapitels, die Bahzell, Kaeritha und Hurthang nach Balthar begleitet hatten, Sir Markhalts Abteilung zahlenmäßig überlegen waren.
Markhalt und Vater Taraman hatten die Ankunft der Pferdediebe
zwar kommentarlos geduldet, jedenfalls nach dem ersten, unvermeidlichen, fassungslosen Schock. Ein oder zwei Angehörige von
Markhalts Abteilung dagegen hatten erheblich größere Schwierigkeiten damit. Und wenn die Mitglieder des Ordens selbst schon Bedenken hegten, konnte es kaum überraschen, wenn die Sothôii, die
keine Mitglieder des Ordens waren, dafür jedoch ihre Erinnerungen
an ein Jahrtausend gegenseitigen Gemetzels zwischen Hradani und
Sothôii hätschelten, sozusagen ernsthafte Vorbehalte gegen diese
Vorstellung hegten.
Trotzdem schien die Lage unter Kontrolle gewesen zu sein, als
Bahzell und Brandark zu ihrem kurzen Besuch bei Prinz Bahnak
nach Hurgrum aufgebrochen waren. Im andern Fall hätte Bahzell
diese Reise auch niemals unternommen.
»Wie schlimm sieht es denn aus?«, wollte er jetzt wissen.
»Bis jetzt
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