Weber David - Schwerter des Zorns - 3
er
nicht mit uns handeln will. Natürlich vollkommen freiwillig.«
»Ich bin sicher, dass Herian das nicht so sieht«, protestierte Theretha.
»Vielleicht nicht, aber das spielt keine Rolle.« Soumeta seufzte.
»Herian ist nicht hier.«
»Was?« Theretha blinzelte verwirrt. »Das ist doch lächerlich! Herian ist immer hier!«
»Nicht nach dem, was Manuar sagt.« Soumeta stieß jedes Wort gepresst hervor. Theretha blickte sie fassungslos an, und die Kriegsbraut zuckte gereizt mit den Schultern. »Mach dir selbst deinen
Reim darauf, Theretha. Wenn Manuar lügt und Herian doch hier ist,
brauchen wir nicht einmal zu hoffen, dass Manuar die Vorschriften
der Charta für uns durchsetzt, ganz gleich, was er sagt. Sollte Herian
nicht hier sein, macht das die Sache nur noch schlimmer. Es könnte
bedeuten, dass er sich entschieden hat, den Boykott gegen unsere
Frauen zu unterstützen und es einfach nur nicht offen zugeben mag.
Wie auch immer, ich sehe jedenfalls keinen Grund hier zu bleiben
und mit dem Kopf gegen eine Mauer anzurennen, die nicht nachgeben wird!«
»Aber…« Soumeta unterbrach Theretha mit einem scharfen Kopfschütteln.
»Wir bleiben nicht!«, erklärte sie brüsk.
»Aber wir müssen bleiben!«, protestierte Theretha. »Wir brauchen
die Märkte, das Einkommen! Wir können nicht einfach…!«
»O doch, das können wir!«, widersprach Soumeta. »Das alles gefällt mir überhaupt nicht, Theretha. Ich bin nicht einmal davon überzeugt, dass es hier sicher ist, jedenfalls nicht sicher genug. Ich werde
nicht riskieren, dich einer Gefahr auszusetzen.«
»Mich? Ich soll hier in Thalar in Gefahr sein?« Theretha hatte den
Eindruck, Soumeta rede plötzlich in einer fremden Zunge, und sie
schüttelte den Kopf, während sie versuchte zu begreifen, was in der
Kriegsbraut gerade vorging. »Du hättest mich mit Manuar reden
lassen sollen!«, sagte sie klagend. »Er kennt mich. Um Lillinaras willen, ich habe schon in seinem Haus zu Mittag gegessen, Soumeta!«
»Das weiß ich. Und ich weiß auch, dass du deswegen überhaupt
mitgeschickt wurdest. Aber er hat unmissverständlich deutlich gemacht, dass sich einige Leute hier in Thalar über unsere Forderungen und Jolhannas angebliche Feindseligkeit mächtig aufregen. Er
scheint zu glauben, dass einige dieser empörten Leute vielleicht versuchen könnten, sich jemanden zu suchen, an dem sie sich dafür rächen können.«
»Rächen, wofür?« Theretha war nun vollkommen verwirrt und
empört. »Ich will doch nur ein paar Flaschen verkaufen! Das ergibt
doch keinen Sinn!«
»Der Grund dafür ist, dass sich im Augenblick keiner sonderlich
vernünftig aufführt«, fuhr Soumeta sie barsch an. »Und ich sage es
noch einmal, ich habe keine Ahnung, wie das alles angefangen hat.
Das Einzige, was ich genau weiß, ist, dass auf keinen Fall Jolhanna
zuerst verrückt gespielt hat. Was danach geschehen ist, weiß ich
nicht. Es sei denn…«
»Es sei denn was?«, fragte Theretha, als die andere Frau verstummte.
»Es sei denn Trisu und seine Spießgesellen versuchen, einen bizarren Vorwand zu konstruieren, eine Rechtfertigung für die Art und
Weise zu finden, wie sie nach und nach unsere Rechte und Grenzen
verletzt haben.«
»Das ist doch einfach lächerlich!« Theretha wünschte, sie würde
überzeugter klingen, als sie sich fühlte.
»Natürlich ist es das. Was aber nicht bedeutet, dass nicht genau
das auch passiert.« Die ältere Kriegsbraut schüttelte den Kopf.
»Weißt du, ich wollte es selbst nicht glauben. Nicht mal, als die
Stimme von Quaysar Domina Yalith warnte, dass sich die Mutter
unwohl fühlt. Aber jetzt…«
Sie zuckte die Achseln, und Theretha nickte langsam und kläglich.
Die Stimme war nicht sehr charakteristisch gewesen, jedenfalls nicht
in all den Botschaften, von denen Theretha wusste. Aber wenn
schon eine Priesterin von Lillinara, vor allem die Hohe Priesterin im
Quaysar-Tempel von Lillinara, eine Freistadt der Kriegsbräute vor
einer bevorstehenden Gefahr warnte, dann war es gewiss besser, ihr
Aufmerksamkeit zu schenken.
»Aus diesem Grund brechen wir noch heute Nacht auf. Sofort«,
fuhr Soumeta nüchtern fort. »Wenn ich wüsste, was hier vorgeht,
würde ich mir vielleicht nicht so viel Sorgen machen, ob ich es regeln könnte. Aber diese ganze Angelegenheit ist so verrückt und
grotesk, dass ich nicht einmal annährend verstehe, was da eigentlich
los ist. Oder was schon passiert ist. Bis dahin ist es meine Aufgabe,
dich sicher und gesund nach Hause zu begleiten. Du und
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