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Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Windreiter
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Kriegsbraut zu werden,
wird sie damit gleichzeitig von sämtlichen Familienpflichten und
von ihrer Erbverpflichtung befreit. Selbst unsere pedantischsten Exegeten müssen das zugeben. Eine große Anzahl von Adligen behauptet jedoch nach wie vor, dass diese rechtliche Befreiung nur für
die Frau selbst gilt und das Erbrecht, das von ihr auf ihre Kinder
übergeht, davon ausgenommen ist. Die meisten Gerichte teilen diese
Ansicht zwar nicht, aber schon die wenigen, die die Haltung unterstützen, machen diese Frage zu einem Streitpunkt. Vermutlich ist es
ein Glück, dass die meisten Kriegsbräute der ersten Generation aus
der Schicht des gemeinen Volkes stammen und nur sehr selten aus
niederen Adelskreisen, zum Beispiel dem Landadel. Andererseits ist
das wiederum kein so großer Segen. Denn wäre der Hochadel gezwungen gewesen, sich mit dieser Frage auseinander zu setzen, hätte das Hohe Gericht der Krone schon vor Jahren eindeutige Urteile
zu diesen umstrittenen Punkten fällen müssen.
Jedenfalls hängt der rechtliche Status der Kinder der Kriegsbräute
nach wie vor in einem gewissen Maß in der Schwebe. Das gilt auch
für ihre Eheschließungen. Die eher hartnäckigen Widersacher der
Kriegsbräute argumentieren, dass ihre kostbare Charta sie von allen
familiären Verpflichtungen befreit – und damit folglich auch die Erschaffung von neuen Verpflichtungen oder Rechten ausgeschlossen
würde. Was bedeutet: Die Ehen der Kriegsbräute besitzen in ihren
Augen keinerlei rechtliche Gültigkeit. Soweit ich das verstehe, ist
dieser Punkt tatsächlich ungeklärt. Ich bezweifle sehr, dass König
Gartha vorhatte, den Kriegsbräuten die Möglichkeit einer legitimen
Ehe zu verwehren, doch Baron Tellians Oberster Richter hat mir gesagt, dass die entsprechenden Gesetzestexte keineswegs so genau
sind, wie sie es sein sollten. Seiner Meinung nach ist zwar allen klar,
dass es nur um formale Spitzfindigkeiten geht und die Kritiker auf
die Buchstaben des Gesetzes pochen, nicht aber auf ihren Geist. Und
dennoch existiert dieses Problem. Nach dem, was er sagte – und vor
allem nicht sagte –, scheinen die Kriegsbräute selbst nachhaltig dazu
beigetragen zu haben, diesen Punkt im Unklaren zu lassen.«
»Warum sollten sie das tun?«, fragte Kaeritha. »Es sei denn… Natürlich, die Kinder.«
»Genau. Wenn die Ehe einer Kriegsbraut nicht legitim ist, ist auch
jeder Nachkomme einer Kriegsbraut formal gesehen unehelich.«
»Was sie ihrer Erbfolge beraubt, es sei denn es gäbe keine anderen
legitimen Erben.« Kaeritha nickte nachdenklich.
»Ich begreife zwar die Logik, die dahintersteht«, fuhr sie nach einem Augenblick fort, »aber ich halte das für außerordentlich kurzsichtig. Vielleicht ist es ja auch der Triumph der Zweckmäßigkeit.
Ihre Haltung verhindert möglicherweise, dass man ihnen ihre Kinder wegnimmt und sie in ein System zwingt, dem sie entkommen
wollten. Aber sie verhindert auch, dass diese Kinder den rechtlichen
Schutz ihrer Familien genießen.«
»Genau so ist es«, bestätigte Brandark. »Die Gerichte und Richterinnen der Kriegsbräute sehen das natürlich nicht so. Den Chartas
nach, die ihre Freistädte schufen, gilt die Rechtsprechung ihrer Richterinnen für alle Bewohner dieser Städte und Ortschaften. Probleme
treten erst auf, wenn es Streitigkeiten gibt, die die Grenzen zwischen
der Rechtsprechung der Kriegsbräute und dem Einflussbereich der
eher traditionelleren Adligen der Sothôii überschreiten.«
»Bei Tomanâk!«, seufzte Kaeritha. »Was für ein Durcheinander!«
»Es ist jedenfalls nicht gerade die übersichtlichste Lage, die man
sich wünschen könnte«, meinte Bahzell. »Aber die Sothôii ringen
mittlerweile seit fast drei Jahrhunderten um Klarheit. Einige wetzen
gewiss nach wie vor ihre Streitäxte, aber die meisten haben gelernt,
miteinander auszukommen.«
»Die ›meisten‹ – das bedeutet, es gibt genug Raum für möglichen
Ärger«, erklärte Kaeritha. »Außerdem vermute ich stark, dass Er
mich nicht losgeschickt hätte, um mich mit einem Haufen Sothôii
herumzuärgern, die miteinander auskommen. Oder glaubst du
das?«
Bahzell grinste schief. »Wenn du so fragst… Nein.«
Es regnete immer noch, als Kaeritha Schloss Hügelwacht verließ…
was auch nicht anders zu erwarten gewesen war.
Wenigstens ist es kein ausgewachsener Wolkenbruch, versuchte
sie sich aufzumuntern, als sie die steile Straße von Baron Tellians uralter Burg hinabritt. Die Ebene des Windes war ein riesiges Hochplateau, das aus einem

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