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Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Windreiter
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riesiger Ball aus
geschmolzenem Gold, der von der scharfen, deutlichen Linie des
Horizonts geteilt wurde. Der Morgennebel umhüllte die Sonne wie
Dampf aus einem Brennofen und die letzten Wolken des vorherigen
Tages türmten sich wie gewaltige Bastionen weit unten im Süden.
Ihre Spitzen glühten in demselben goldenen Licht und der frische
Nordwind trieb sie ständig weiter nach Süden. Die Straße war noch
genauso schlammig wie zuvor, aber es würde ein wundervoller Tag
werden, und Kaeritha fühlte, wie sich ein neuer Eifer in ihr regte.
Der Eifer, loszureiten und zu handeln.
    »Seid Ihr bereit, Lady Leeana?«, fragte sie.
»Ja.« Leeana trieb Boots neben Wölkchen. Dann lachte sie. Kaeritha sah die jüngere Frau fragend an. Leeana grinste. »Ich musste gerade daran denken, dass es irgendwie natürlicher klingt, wenn Ihr
mich Mädchen nennt statt mich mit ›Lady Leeana‹ anzusprechen«,
erklärte sie.
    »Tatsächlich?« Kaeritha schnaubte. »Vielleicht kommt da die Bäuerin in mir zum Vorschein. Andererseits ist es vielleicht auch nicht
schlecht, wenn Ihr Euch allmählich daran gewöhnt, dass man Euch
bald ohne Formalitäten begegnen wird.«
    Mit einem sanften Hackentritt munterte sie Wölkchen auf und die
Stute setzte sich gehorsam in Bewegung. Leeana murmelte Boots etwas zu, und der Wallach trabte neben Wölkchens Schulter und blieb
neben ihr im Schritt, als gingen die beiden Pferde in einem Geschirr.
    »Ich weiß«, erklärte das Mädchen nach einigen Minuten des
Schweigens. »Dass ich mich daran gewöhnen sollte, meine ich. Eigentlich glaube ich nicht, dass ich es ebenso vermissen werde, wie es
mir fehlen wird, dass mir jemand das Bad einlässt und das Haar
ausbürstet.« Sie hob ihre schmutzige Hand und verzog das Gesicht.
»Ich habe bereits festgestellt, dass es da eine gewisse Kluft zwischen
der Wirklichkeit und den Liedern der Barden gibt. Jedenfalls scheinen die Bänkelsänger einige der eher unerfreulichen Einzelheiten in
ihren Beschreibungen der Abenteuer auszulassen. Und der Unterschied zwischen gut organisierten Jagdausflügen, mit Leibwächtern
und Bediensteten, die sich um meine Bedürfnisse kümmern, und
meinem einsamen Ritt ist mir sozusagen schmerzlich klar geworden.«
    »Ein paar Nächte allein draußen im Regen dürften diesen Unterschied wahrlich deutlich gemacht haben«, stimmte Kaeritha ihr zu.
»Wie ich sehe, habt Ihr kein Zelt für ein Lager mitgenommen.«
    »Nein.« Leeana verzog erneut das Gesicht. »Es war schon schwierig genug, die Köchin zu überreden, mir genügend Brote mitzugeben. Undenkbar wäre es gewesen, auch noch zu versuchen, eine angemessene Ausrüstung für die Reise herauszuschmuggeln.« Sie
schüttelte sich. »Die erste Nacht war wirklich sehr unangenehm«,
gab sie zu. »Ich konnte kein Feuer entzünden und Boots brauchte
meinen Poncho dringender als ich. Er hatte Schwerstarbeit geleistet
und ich besaß nichts anderes, womit ich ihn zudecken konnte.«
    »Es ist auch nicht einfach, ein Feuer ohne trockenes Holz zu entfachen«, bemerkte Kaeritha. Sie gab sich Mühe, ihr Mitgefühl zu verbergen, als sie sich vorstellte, wie dieses verwöhnte Edelfräulein,
ganz gleich, wie sehr sich Leeana bemühte, diesen Eindruck zu vermeiden, ganz allein in einer kalten, regnerischen Nacht lagerte, ohne
Zelt, ohne Feuer, ja selbst ohne den geringen Schutz ihres Ponchos.
Das Mädchen hatte zwar richtig gehandelt, mit dem Kleidungsstück
ihr erhitztes Pferd zu schützen, aber es musste die schlimmste Nacht
ihres ganzen Lebens gewesen sein.
    »Ja, das habe ich festgestellt.« In Leeanas Grinsen schwang kein
Hauch von Selbstmitleid mit. »Am nächsten Morgen habe ich herausgefunden, was ich falsch gemacht hatte. Ich habe eine halbe
Stunde lang trockene Holzscheite gesucht und daraus mit meinem
Dolch genug Kienspäne gehackt, um damit eine halbe Satteltasche
zu füllen.« Sie hob mit einem wehmütigen Lachen ihre rechte Hand
und betrachtete die Blasen an den Fingern und auf der Handfläche.
»Wenigstens ist mir dabei warm geworden! Und ich hatte in der
nächsten Nacht etwas trockenes Holz, mit dem ich leicht ein Feuer
entzünden konnte. Das war einfach himmlisch!«
    Sie verdrehte so komisch die Augen, dass Kaeritha unwillkürlich
lachen musste. Doch gleich darauf schüttelte sie ernst den Kopf,
blickte auf die Straße und trieb Wölkchen in einen leichten Trab. Die
Stute gehorchte und fiel in diese weiche Gangart, die einen schnell
süchtig machen konnte, während der Schlamm unter den

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