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Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Windreiter
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Hufen
nach allen Seiten wegspritzte.
    Ja, dachte Kaeritha und dachte anerkennend an den Blick dieser
grünen Augen, die über das nasse, kalte und zweifellos Furcht einflößende Elend ihrer Besitzerin lachen konnten. Ja, wiederholte sie,
in diesem Mädchen steckt ein gesunder, eherner Kern, Tomanâk sei
Dank!
15
V ATER IST NICHT MEHR weit hinter uns.«
    Kaeritha blickte von dem Lagerfeuer hoch, über dem sie ihr Frühstück zubereitete. Leeana stand an der Straße neben Boots und hatte
den Arm über seinen Rist gelegt, während sie die Straße musterte.
Sie blickte in die Richtung, aus der sie gestern gekommen waren.
Ihre Miene verriet Anspannung, reglos stand sie da. Nur die Finger
ihrer rechten Hand bewegten sich, während sie das warme, dichte
Winterfell ihres Wallachs liebkoste.
    »Wieso seid Ihr so sicher?« Kaeritha wunderte sich, weil in der
nüchternen Feststellung der jungen Frau keinerlei Zweifel mitschwang.
    »Ich könnte behaupten, das läge daran, weil er mich nach nur
sechsunddreißig Stunden vermisst hat und ich mir denken kann,
dass er sich keine Rast gönnt, bis er mich eingeholt hat«, antwortete
das Mädchen. »Aber in Wahrheit weiß ich es einfach.« Sie sah Kaeritha an. »Ich weiß immer, wo er und Mutter sind«, setzte sie sachlich
hinzu.
    Kaeritha dachte eine Weile darüber nach, während sie Schinkenstreifen in der rußgeschwärzten Pfanne wendete. Dann ließ sie die
Scheiben aus dem brutzelnden Fett auf die beiden letzten Scheiben
ihres muffigen Brotes gleiten. Das restliche Fett goss sie ins Feuer
und sah zu, wie die Flammen züngelten und flackerten, bevor sie ihren Blick auf Leeana richtete.
    Das Gesicht des jungen Mädchens schien ausgemergelt, und auch
Boots und Wölkchen war allmählich das scharfe Tempo anzumerken, das sie anschlugen, seit Leeana zu Kaeritha gestoßen war. Doch
so besorgt und wütend Tellian auch sein mochte, er war viel zu umsichtig, sich nur mit Hathan an die Verfolgung zu machen. Der
Lordhüter des WestGeläufs wäre ein zu lohnendes Ziel für jeden
Übelmeinenden gewesen, um es sich entgehen zu lassen. Dennoch
würden der Baron und sein Windbruder dem Rest ihrer Eskorte alles abverlangen, das wusste Kaeritha.
    »Was meint Ihr damit: Ihr wisst, wo sie sind?«, erkundigte sie sich
nach einem Augenblick.
»Ich weiß es einfach.« Leeana klopfte Boots noch einmal auf die
Schulter, trat dann zu Kaeritha ans Feuer und nahm dankbar das
Brot und den Schinken entgegen. Hungrig biss sie in das bescheidene Mahl und zuckte dann die Achseln.
»Verzeiht, aber ich versuche nicht, ein Geheimnis daraus zu machen. Ich kann es nur einfach nicht anders erklären. Mutter sagte,
diese ›Hellsicht‹ wäre immer in ihrer Familie verbreitet gewesen,
schon seit dem Fall von Kontovar.« Sie sah Kaeritha gleichmütig an.
»Doch darüber weiß ich nicht viel. Schließlich ist es nicht so, als
gäbe es ein Dutzend Magier in unserer Familie. Aber ich weiß immer, wo meine Eltern sind, oder ob sie unglücklich sind oder… leiden.« Sie schüttelte sich, und ihr Gesicht schien plötzlich viel älter
zu sein, als sie tatsächlich an Jahren zählte. »Genauso, wie ich wusste, als Mondschein stürzte und über meine Mutter gerollt ist.«
Sie starrte ins Leere, als würde sie etwas sehen, was nur ihr zugänglich war, und schüttelte sich erneut. Dann starrte sie auf das
Brot in ihrer Hand, als sähe sie es zum ersten Mal. Sie lächelte Kaeritha schüchtern, fast etwas verlegen an, bevor sie ein zweites Mal abbiss.
»Und ›wissen‹ sie auch immer, wo Ihr seid?«, fragte Kaeritha.
»Nein.« Leeana schüttelte den Kopf. »Das heißt, von Mutter weiß
ich das nicht genau. Als ich noch klein war, schien sie immer genau
zu merken, wann ich irgendetwas anstellen wollte, aber das habe ich
der ›mütterlichen Magie‹ zugeschrieben. Vater besitzt keine Spur
dieser Gabe. Ansonsten wäre ich in den letzten Jahren so oft in
Schwierigkeiten gekommen, dass ich wahrscheinlich gar nicht mehr
im Sattel sitzen könnte! Und ich hätte auch niemals weglaufen können. Doch danach zu urteilen, wie unglücklich und besorgt er sich
jetzt fühlt, weiß er offenbar nicht, dass er sich nur wenige Stunden
hinter uns befindet.«
Ihre Augen verdunkelten sich, als sie das sagte, und sie sprach leise. Der Gedanke an den Kummer und das Unglück, das ihr Vater
empfand, machte ihr sichtlich zu schaffen.
»Noch könnt Ihr Eure Entscheidung überdenken, Leeana«, erinnerte Kaeritha sie ruhig. Der Blick des Mädchens sprang zu ihr

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