Weber David - Schwerter des Zorns - 3
Soumeta?«
Soumeta starrte die Domina an. Yaliths eisiger, treffender Tonfall
entsetzte sie und schüchterte sie mehr ein, als das lauteste Gebrüll es
vermocht hätte. Yalith maß sie einige Sekunden lang mit ihrem
Blick, der kaltes Feuer sprühte, und nickte knapp.
»Du kannst gehen, Fünfzig Soumeta. Solltest du meiner Mitarbeiterin das nächste Mal erzählen, du hättest einen Termin bei mir,
dann sorge auch dafür, dass dies stimmt. Im anderen Fall wirst du
keinen Termin mehr bekommen. Ist das ebenfalls klar?«
Soumeta nickte rasch. Yalith schnaubte.
»Raus!«
Soumeta federte förmlich aus ihrem Stuhl hoch und verschwand
erheblich schneller durch die Tür, als sie hereingekommen war –
und zog sie hinter sich ins Schloss.
Kurz darauf öffnete sie sich wieder. Sharral steckte ihren Kopf in
Yaliths Zimmer.
»Ich dachte, wir sollten nicht auf ihr herumtrampeln, geschweige
denn sie unangespitzt in den Boden rammen?«, fragte sie sanft.
»Nein. Ich sagte, du und Balcartha, ihr solltet nicht auf ihr herumtrampeln.«
»Ist das nicht mehr oder weniger dasselbe?«
»Nicht einmal annährend.« Yalith verzog das Gesicht. »Ich habe
einer jungen Amazone gerade persönlich einen Verweis erteilt, weil
ich unzufrieden damit war, wie sie meine Anweisungen ausgeführt
hat. Ich habe ihr auch einen Rüffel wegen Ungehorsams verpasst,
dies aber auf einer eher persönlichen Ebene. Ich habe sie jedoch
nicht von einem meiner untergeordneten Büttel – damit meine ich
dich, Sharral – zurechtstutzen lassen, noch habe ich übertrieben, indem ich diesen Verweis von einer ihrer militärischen Kommandeusen, nämlich Balcartha, aussprechen ließ.« Die Domina zuckte die
Achseln. »Nicht mal ihre Anhänger in der Stadtversammlung können behaupten, dass irgendetwas von dem, was gerade in diesem
Zimmer stattgefunden hat, meinerseits auch nur annährend unangemessen gewesen wäre. Oder dass mir Soumeta nicht ausreichend
Grund gegeben hätte, sie so drastisch zurechtzuweisen.«
»Und welches Mitglied der Versammlung willst du mit diesem
Schleiertanz hinters Licht führen?«
»Niemanden«, gab Yalith zurück. »Du weißt selbst, welchen Balanceakt ich schon jetzt in der Versammlung absolvieren muss. Die
Seiten sind klar bestimmt, aber solange ich innerhalb der Grenzen
von Sitte und Gewohnheit bleibe, findet Marethas Clique keinen
Vorwand, das Misstrauen auszusprechen.«
»Hältst du die Lage wirklich für so schlimm?« Sharral sah die Domina bestürzt und überrascht an.
»Ob ich das wirklich denke? Nein.« Yalith schüttelte den Kopf.
»Aber ich muss mit meiner Einschätzung nicht richtig liegen. Außerdem kann sich die Lage schnell ändern. Bis ich also ganz genau
weiß, was Maretha will, und ebenfalls sicher sein kann, dass ich sie
davon abzuhalten vermag, ganz gleich, was es ist, gehe ich kein Risiko ein.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Diese Suppe köchelt schon lange, Sharral. Es gefällt mir nur nicht,
wie sehr das Feuer in den letzten beiden Jahren unter dem Kessel
angefacht wurde. Außerdem bin ich ehrlich gesagt mindestens genauso wütend wie Soumeta oder Maretha. Aber die Lage kann doch
jeden Augenblick umschlagen und außer Kontrolle geraten. Wir
brauchen keine alberne Konfrontation oder sonst etwas, das den
letzten entscheidenden Anstoß geben könnte!«
16
B AHZELL B AHNAKSON stand auf den Zinnen von Schloss Hügelwacht
und starrte sorgenvoll in die Ferne. Brandark Brandarkson blieb
rechts neben ihm und half ihm dabei.
»Warum sagt mir mein Gefühl bloß, dass dies eine schlechte Idee
war?«, murmelte die Blutklinge.
»Hier heraufzukommen?« Bahzell sah ihn fragend an. Brandark
schüttelte den Kopf und grinste gezwungen. Der Regen hatte aufgehört, und stattdessen herrschte strahlender Sonnenschein. Über den
vereinzelten Lücken in der Wolkendecke leuchtete blauer Himmel.
Aber hier oben auf den Bastionen toste der Wind erheblich heftiger,
da ihn keine Hindernisse blockierten oder seine Kraft schwächten.
Die Zöpfe der beiden Hradani tanzten auf ihren Rücken.
»Nein.« Brandark deutete auf die Straße nach Osten. »Ich meinte,
dass Tellian so einfach losgeprescht ist.«
»Er hatte wohl keine andere Wahl, oder?«, antwortete Bahzell.
Brandark quittierte das mit einem Schulterzucken.
»Dass jemand nur eine Wahl hat, bedeutet noch lange nicht, dass
es auch eine gute Idee ist, sie auch zu wählen«, meinte er nachdrücklich. »Schon gar nicht, wenn man so viele Feinde hat wie Tellian. Es gefällt mir gar nicht, dass er nur mit
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