Weber David - Schwerter des Zorns - 3
Repräsentantin bestimmt. Und wir haben betont, wie wichtig es war, vernünftig zu
sein. Sich möglicherweise sogar zu verbiegen, wenn das erforderlich
wäre, um unmissverständlich klar zu machen, dass wir nicht diejenigen sind, die die Probleme verursachen.«
»Wäre es denn ›vernünftig‹ gewesen zuzulassen, dass er alle
Schuld auf Jolhanna abwälzen konnte?« Soumeta lachte wütend. »Es
hätte ihm nur bewiesen, dass wir schwach genug sind, ihn mit einer
ungeschminkten Lüge davonkommen zu lassen!«
»Du hättest ihm sagen müssen, dass du nicht glauben kannst, dass
Jolhanna absichtlich oder auch nur wissentlich Probleme zwischen
uns und den Händlern von Thalar gestiftet hätte. Auf keinen Fall
hättest du ihn selbst der Lüge beschuldigen dürfen. Stattdessen hättest du ihm versichern sollen, dass ich selbst als Domina dieser Stadt
– und auch die Stadtversammlung – seinen Anschuldigen sorgfältig
nachgehen würden. Dabei hättest du verdeutlichen müssen, dass es
während dieser Untersuchung seiner Pflicht obliegt, uns weiterhin
Zugang zum Markt von Thalar zu gewähren, ganz gleich was die
einzelnen Händler davon halten. Und zwar auf Grund unserer
Charta.«
Soumeta murmelte etwas Rebellisches. Yalith unterdrückte den
Impuls, der anderen Frau den Kopf abzureißen. Sie begnügte sich
damit, Soumeta ein paar Herzschläge lang wütend anzusehen, bevor sie in demselben, unerbittlichen Tonfall weitersprach.
»Außerdem hättest du auf Theretha hören sollen. Sie wollte bleiben und nach Herian suchen. Und auch selbst mit Manuar sprechen.
Stattdessen hast du sie zurück nach Kalatha geschleppt.«
»Die Versammlung hat mir die Verantwortung für ihre Sicherheit
übertragen«, stieß Soumeta durch ihre zusammengepressten Zähne
heraus. »Und meiner Einschätzung nach war sie in Thalar gefährdet.«
»Richtig. Und ist es nicht die Stichhaltigkeit deines Urteils, die hier
in Frage steht?«, fragte Yalith leise.
»Wenn Ihr meinem Urteilsvermögen nicht vertraut habt, hättet Ihr
mich erst gar nicht hinschicken sollen!«, gab Soumeta zurück.
»Du warst auch nicht meine erste Wahl!«, erwiderte Yalith ruhig.
»Ich habe der Entscheidung nur nicht widersprochen, was ich rückblickend wohl besser getan hätte. Und zwar habe ich dich deshalb
nicht für diesen Auftrag ausgesucht, weil ich fürchtete, dass genau
so etwas passieren könnte.«
»Es wird Zeit, dass wir aufhören, vor denen zu kuschen!«, entgegnete Soumeta hitzig. »Es wird Zeit, dass wir zurückschlagen, statt
uns immer von ihnen herumstoßen zu lassen! Wenn Ihr das nicht
begreift, nun, es gibt auch noch andere, die das tun! Wir können
nicht einfach stillhalten und auf jede ihrer Verstöße mit einem weinerlichen Protest antworten, statt ihnen in die Eier zu treten. Denn
das ist nicht vernünftig! Stattdessen spreizt Ihr nur vor ihnen die
Beine und ladet sie förmlich ein…!«
»GENUG!« Yalith schlug so hart auf ihre Schreibtischplatte, dass
ihre Handfläche brannte. Soumeta klappte erschrocken den Mund
zu. Die Domina beugte sich über den Tisch. Ihre sanften Augen
sprühten förmlich Flammen vor Wut, und die jüngere, aber größere
Kriegsbraut kauerte sich auf ihrem Stuhl zusammen.
»Du bist jung«, zischte Yalith mit eisiger Ruhe. »Älter als Theretha,
gewiss, aber das hat offenbar nicht viel zu sagen, nicht wahr? Du
bist ungeduldig, du bist wütend, du bist nicht besonders klug und
du suchst den Streit. Falls wir nicht mehr Glück haben, als wir zu
hoffen berechtigt sind, hast du uns schon einen Streit beschert. Ich
erwarte nicht, dass du auch nur annährend verstehst, wie schwer
wiegend die Probleme tatsächlich sind, die du durch dein Verhalten
heraufbeschworen hast, weil du viel zu sehr damit beschäftigt bist,
dir selbst auf die Schulter zu klopfen und dir zu gratulieren, weil du
dich ›behauptet‹ hast. Allerdings erwarte ich, dass du die Befehle
befolgst, die man dir gibt. Weiterhin erwarte ich, dass du gefälligst
deine Zunge im Zaum hältst, wenn du mit der Domina von Kalatha
sprichst. Du solltest beides verdammt gut beherzigen, Mädchen,
denn wenn du nicht wenigstens so tun kannst, als hättest du auch
nur einen Hauch von Respekt oder könntest eindeutigen Anweisungen gehorchen, die dir von deinen Vorgesetzten gegeben werden,
werde ich mit Balcartha darüber sprechen, ob du überhaupt fähig
bist, irgendeine Verantwortung zu übernehmen, einschließlich deines Ranges als Amazone der Stadtwache. Hast du das verstanden,
Fünfzig
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