Weber David - Schwerter des Zorns - 3
Tonfall des Mannes bemerkte.
Sir Jahlahan war der Seneschall von Schloss Hügelwacht. In Tellians
Abwesenheit befehligte er nicht nur die Besatzung von Hügelwacht,
sondern auch die Garnison von Balthar selbst. Tellian Bogenmeister
würde eine solche Aufgabe niemandem übertragen, der zur Panik
neigte. Doch in diesem Augenblick schien Sir Jahlahan nur einen
kleinen Schritt von einer ausgewachsenen Panik entfernt zu sein.
»Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen, Sir Jahlahan«, erklärte
Bahzell und sah die anderen Hradani an. »Zweifellos veranlasst
Euch etwas höchst Dringliches dazu.«
»Ihr habt es erraten, Milord Paladin«, stimmte Schwertweber unverändert gehetzt zu. »Soeben ist ein Bote von Lordhüter Edinghas
von den Warmen Quellen hier eingetroffen«, fuhr er fort. »Das ist eines der kleineren Güter an der nordöstlichen Grenze des WestGeläufs. Zwischen dem westlichen Arm des Speerflusses und dem
Nordufer der nördlichen Eisschwester.«
Er hielt inne und Bahzell nickte verstehend. Das bedeutete, dieses
Gut – Warme Quellen – grenzte im Norden fast an dem südlichen
Rand des Grab-der-Hoffnung Gletschers, am alleräußersten Rand
des WestGeläufs, von Balthar aus gesehen. Noch während er nickte,
beschlich ihn das seltsame Gefühl, dass Schwertweber nicht verstummt war, um abzuwarten, bis Bahzell die geographische Lage
sortiert hatte. Es machte eher den Eindruck, als hätte der Seneschall
eine Pause einlegen müssen, weil die Mitteilung, die ihn hergeführt
hatte, so schrecklich war, dass er sich wappnen musste, bevor er es
aussprechen konnte.
Sir Jahlahan holte tief Luft und sah Bahzell dann gezielt in die Augen.
»Milord Paladin, Lord Edinghas’ Botschaft ist… Ich habe nicht die
geringste Ahnung, was ich darauf entgegnen soll. Ich bezweifle,
dass selbst Milord Baron das wüsste. Aber über eines bin ich mir gewiss: Wenn jemand weiß, was wir unternehmen können, dann nur
ein Paladin des Tomanâk. Bitte, Milord, ich brauche Eure Hilfe, und
zwar dringendst.«
Bahzells Miene war so finster wie seine Gedanken, als er und Brandark Sir Jahlahan in das Arbeitszimmer des Seneschalls folgten. Er
hatte erst mit dem Gedanken gespielt, Gharnal und Hurthang ebenfalls mitzunehmen, sich dann jedoch dagegen entschieden. Dieses
Gespräch würde schwierig genug werden, auch ohne noch mehr
Hradani daran zu beteiligen. Außerdem sagte ihm sein Instinkt über
dieses unbeschreibliche Band, das ihn, wenn auch kaum spürbar,
mit Tomanâk verband, dass jemand die Ordensbrüder alarmieren
musste. Sie würden vermutlich gebraucht werden.
Sehr bald.
Das Arbeitszimmer von Schwertweber lag auf demselben Stockwerk – gleich neben demjenigen Tellians – und war nur unwesentlich kleiner als das des Barons. Trotzdem und ungeachtet der Tatsache, dass Sothôii weit größer waren als die meisten anderen Menschen, fühlte sich Bahzell beengt und eingesperrt und war sich sehr
deutlich der Decke bewusst, die unmittelbar über seinem Kopf
schwebte.
In seinen ersten Tagen auf Schloss Hügelwacht hatte er diese Beklemmung ständig gefühlt, doch war dieses Gefühl bald von der
Vertrautheit mit dieser Umgebung verdrängt worden. Jetzt jedoch
schien jedes heimelige Gefühl verschwunden. Die schreckliche
Nachricht, die ihm Jahlahan auf dem Weg zu seinem Arbeitszimmer
in groben Zügen umrissen hatte, hatte es vertrieben, und die ganze
Masse der Steinquader von Hügelwacht schien auf Bahzell zu lasten.
Der Mensch, der in Schwertwebers Zimmer wartete, war für einen
Sothôii eher klein, gut zehn Zentimeter kleiner noch als Brandark
und fast einen halben Meter kleiner als Bahzell. Aber es war ein zäher, harter Mann, der kräftige Muskeln und ein wettergegerbtes Gesicht hatte, dessen Haut die Farbe alten Leders angenommen hatte.
Bahzell konnte sein Alter nicht genau einschätzen, aber er vermutete, dass dieser Mensch etliche Jahre älter war als er selbst.
Zudem wurde sofort deutlich, dass dies keiner von Tellians Vasallen war, die Hradani schätzten.
Lord Edinghas’ Bote sprang auf. Sein erschöpftes Gesicht verzerrte
sich beim Anblick von Bahzell und Brandark vor Empörung. Seine
vollkommene Erschöpfung hatte offenbar jede Zurückhaltung aufgelöst, die er sonst vielleicht an den Tag gelegt hätte. Er öffnete wütend den Mund. Zweifellos wollte er von Schwertweber wissen, was
dem Seneschall einfiel, Hradani an seinem Auftrag auf Schloss Hügelwacht zu beteiligen. Bahzell konnte es ihm nicht verübeln. Nicht
angesichts der langen,
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