Weber David - Schwerter des Zorns - 3
einigen seiner Leibgardisten da draußen herumgaloppiert, Bahzell.«
»Erstens können wir den Göttern danken, dass er überhaupt eine
Eskorte mitgenommen hat«, erwiderte Bahzell. »Als Tarith auftauchte und er die Bestätigung von Leeanas List erhielt, war er kurz
davor, sogar ganz allein mit Hathan loszureiten. Das hätte so gut
wie jeder für eine schlechte Idee gehalten.«
»Ich muss wirklich sagen«, bemerkte Brandark fast bewundernd,
»dass du allmählich ein bemerkenswertes Talent für Untertreibungen entwickelst, Bahzell.«
Bahzell kommentierte dies mit einem Schnauben, aber beide wussten, dass die Blutklinge Recht hatte. Selbst Tellian war das klar gewesen, obwohl sich Hathan und Hanatha geradezu auf ihn hatten
setzen müssen, bis er es zähneknirschend zugegeben hatte. Hanatha
war diese Entscheidung schwerer gefallen als seinem Windbruder,
aber obwohl sie fast außer sich vor Sorge um die Sicherheit ihrer
Tochter gewesen war, blieb sie doch die Gemahlin eines der mächtigsten Adligen und die Tochter eines anderen. Trotz der unvergleichlichen Schnelligkeit, die ihm als Windreiter sein Windrenner
ermöglichte, stand es dem Lordhüter des WestGeläufs nicht an, seinen Hals zu riskieren, indem er sich ohne Eskorte in der Landschaft
tummelte. Es war sehr gut möglich, dass die Feinde sein Kommen
und Gehen beobachteten und nur auf eine Möglichkeit für einen
Mordanschlag lauerten, vorausgesetzt, er war dumm genug, ihnen
eine Gelegenheit zu bieten. Nicht einmal ein Windrenner konnte einem Bolzen oder einem Pfeil davonlaufen. Außerdem hatte sich
Leeana, worauf Hathan grimmig hinwies, bereits so viel Vorsprung
erschlichen, dass selbst Windrenner sie nicht mehr vor ihrem Ziel
einholen konnten. Also gab es keinen Grund, sich wie leichtsinnige
Narren aufzuführen.
»Zweitens«, fuhr Bahzell nach einer Weile fort, »geht es hier um
seine Tochter, Brandark. Er ist ein Edelmann und ein Herrscher, gewiss. Aber zuallererst ist er ein Vater.« Er schüttelte den Kopf. »Tellian wird nicht aufgeben, ganz gleich, was passiert.«
»Ist das wirklich das Beste für Leeana?«, fragte Brandark leise.
Bahzell sah ihn scharf an. Die Blutklinge zuckte die Achseln. »Ich
weiß, dass er sie liebt, Bahzell. Mir ist auch klar, dass er sie wieder
behütet zu Hause haben will. Aber Leeana ist keine Närrin. Was andere auch immer von ihr halten mögen, du weißt genauso gut wie
ihre Eltern, dass sie dies nicht nur aus einer Laune heraus getan hat.
Und wenn sie es so sorgfältig durchdacht hat, wie ich annehme, ist
es möglicherweise wirklich das Beste.«
Bahzell knurrte. Er hatte dasselbe gedacht, als er an den Schmerz
und die Furcht dachte, die in diesen jadegrünen Augen geschimmert
hatten. Eine Angst nicht nur um sich selbst, das war ihm jetzt klar.
Doch selbst wenn Tellian zu demselben Schluss gekommen war, es
würde seine Entschlossenheit doch nicht mindern können, zu versuchen, seine geliebte Tochter vor den Folgen ihrer eigenen Entscheidung zu bewahren.
»Vielleicht hast du Recht«, räumte Bahzell schließlich ein. »Ich will
auch nicht abstreiten, dass ich dasselbe gedacht habe. Aber an Tellians Stelle würde ich ganz dieselbe Entscheidung treffen, das weiß
ich genau.« Er schüttelte wieder den Kopf. »Es ist hart, Brandark,
sehr hart.«
Sie verstummten und richteten ihre Gesichter wieder in den Wind,
während sie darüber nachdachten, was dort hinter dem östlichen
Horizont wohl gerade geschehen mochte.
»Milord Paladin!«
Bahzell blickte überrascht auf. Der köstliche Duft von Talas
Abendessen stieg verlockend von den Schüsseln und Platten vor
ihm auf dem Tisch hoch. Es roch nach würzigem heißem Curry,
nach Huhn, Rind und Kartoffeln. Der Abend ging langsam in die
Nacht über, als er Gharnal und Hurthang eingeladen hatte, mit ihm
und Brandark zu Abend zu essen. Aber er hatte keine weiteren Besucher mehr erwartet. Und ganz gewiss hatte er nicht damit gerechnet, dass Sir Jahlahan Schwertweber persönlich in seinen Gemä
chern auftauchte.
»Ja bitte, Sir Jahlahan?«, fragte er bedächtig und legte Messer und
Gabel zur Seite. »Wie kann ich Euch zu Diensten sein?«
Mit einer Handbewegung lud er den Menschen ein, sich auf einen
Stuhl am Rand der Tafel zu setzen, aber Schwertweber blieb stehen.
»Verzeiht, dass ich Euch beim Abendessen störe, Milord Paladin
und auch Ihr, Milords.« Er nickte brüsk, sogar beinah krampfhaft
Brandark und den beiden anderen Pferdedieben zu. Bahzell spitzte
die Ohren, als er den angespannten
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