Weber David - Schwerter des Zorns - 3
so
säuerlich wie Alum. »Vermutlich hätte er mir keine Einzelheiten
mitgeteilt, ganz gleich, welches Ergebnis er erwartet haben mag.
Aber ich bezweifle sehr, dass er mit einem derartig… spektakulären
Resultat gerechnet hat. Wer hätte denn geglaubt, dass das Mädchen
einfach davonläuft?«
»Das verstehe ich«, meinte Salgahn nachdenklich. »Ich frage mich
nur, was er noch im Schilde führt, wovon er uns nichts verraten
hat.«
»Er geht genauso vor wie wir«, antwortete Varnaythus. »Wir werden ihm ja ebenfalls kaum auf die Nase binden, was wir vorhaben,
nicht wahr?« Er löste seine Hände und wedelte wegwerfend mit einer Hand. »Unser ganzes Vorhaben zielt doch darauf ab, ihn in dem
Glauben zu wiegen, er sei der eigentlich Handelnde und bediene
sich unserer einfach nur als Handlanger. Allerdings dürfte er klug
genug sein zu ahnen, dass wir ebenfalls unsere eigenen Ziele verfolgen. Also ist er sicher nicht so dumm, uns zu vertrauen. Aus diesem
Grund teilt er uns genug über seine Pläne mit, damit wir ihm nützlich sein können. Genau dasselbe tun wir mit ihm. Dennoch wird
ihm trotz seines Misstrauens uns gegenüber nie und nimmer schwanen, dass wir das ganze Königreich unsicher machen wollen und
vorhaben, ihm dafür die Schuld in die Schuhe zu schieben.«
»Sicher nicht«, mischte sich Sholdan wieder in das Gespräch. »Immerhin ist er ein Baron und weiß nicht, für wen wir tatsächlich arbeiten. Er betrachtet uns nur als Werkzeuge und glaubt nicht, dass
wir für jemanden, der so mächtig ist wie er, eine Gefahr darstellen
könnten.«
»Deshalb wollten SIE ihn überhaupt an dem Plan beteiligen«, warf
Varnaythus ein. »Ich wünschte nur, ich wäre zuversichtlicher, dass
SIE sich nicht übernommen haben.«
»Selbstverständlich haben SIE das nicht!« Sholdan starrte ihn schockiert an. Salgahn dagegen schien von Varnaythus’ Kühnheit weit
weniger entsetzt. Allerdings waren Wolfsbrüder nicht gerade für
ihre Frömmigkeit bekannt, nicht einmal ihrer eigenen Gottheit
Sharnâ gegenüber.
»Stellt Euch nicht so weibisch an, Jerghar!«, fuhr Varnaythus den
anderen Mann an. »Natürlich machen SIE Fehler! Sonst hätten SIE
die andere Seite schon vor Zwölfhundert Jahren erledigt! Was mir
diesmal Sorgen bereitet ist eher, wie viele Bälle wir für SIE gleichzeitig jonglieren sollen. Falls alles gelingt oder selbst auch nur die Hälfte davon, können SIE mit dem Ergebnis mehr als zufrieden sein.
Aber je vielschichtiger ein Plan ist, desto mehr kann auch schief laufen. Als derjenige, der verantwortlich dafür ist, dass im entscheidenden Augenblick alles ineinander greift, wünschte ich mir einfach
nur, dass SIE das Ganze ein bisschen einfacher gehalten hätten!«
»Ihr braucht doch nur IHRE Befehle zu befolgen!«, protestierte
Sholdan, was Varnaythus jedoch mit einem verächtlichen Schnauben quittierte.
»Wenn das alles wäre, was ich tun müsste, würden SIE mich nicht
benötigen, Jerghar! Aber SIE brauchen mich für die Feinarbeit, wenn
alle Einzelheiten des Großen Planes zusammenwirken und die Ergebnisse Unserer Lady in der Siebten Hölle auf einem Silbertablett
serviert werden sollen! Ich bin nur froh, dass auch die andere Seite
Fehler macht. Vor allem diesmal.«
Sholdan stand der Schweiß auf der Stirn. Er schien von dem Verhalten des Hexers wirklich entsetzt zu sein.
»Wenn Ihr SIE oder einen von IHNEN beleidigt, Varnaythus, kann
keine Macht der Welt…«, begann er. Doch Varnaythus unterbrach
ihn mit einem höhnischen Lachen.
»Ich beabsichtige nicht, irgendjemanden zu beleidigen, schon gar
nicht einen von IHNEN. Aber SIE haben mich auserwählt, diese
Operation zu leiten, und zwar die gesamte Operation, weil ich nicht
davor zurückscheue, meinen Verstand zu benutzen. SIE benötigen
jemanden, der bedenkt, dass es in jedem Krieg mindestens zwei Seiten gibt und weiß, dass beide Seiten mit derselben Verbissenheit
daran arbeiten, sich gegenseitig zu besiegen. Glaubt Ihr etwa auch
nur einen Augenblick lang, dass IHRE Gegenseite nicht genau weiß,
was SIE vorhaben?«
»Natürlich wissen sie, dass SIE und die ANDEREN gegen sie arbeiten. Aber wenn sie wirklich wüssten, was wir tun, hätten sie doch
längst etwas gegen uns unternommen.«
»Ihr habt doch ein Hirn, Jerghar?«, erkundigte sich Varnaythus,
und der Bankier lief vor Empörung rot an. »Bisher bin ich jedenfalls
davon ausgegangen«, fuhr Varnaythus gelassen fort, »weil Ihr ohne
Verstand kaum so viel Reichtum hättet anhäufen können, ungeachtet der
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