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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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wissen nicht genau, wozu die Wühlmäuse sie benutzt haben, aber vermutlich ermöglichten sie dadurch, daß einer an dem anderen vorbei kam. Wahrscheinlich bedeutete es für sie kein Problem, wenn sie fielen, denn sie waren natürliche, die Erde durchbohrende Geschöpfe. Der Hauptweg muß irgendwo anders sein.«
    »Das will ich hoffen«, murmelte Jim, noch immer erschüttert, wie knapp er dem Tod von der Schippe gesprungen war. Gesprungen? Ha!
    Sie gingen zur Illusionsbarriere zurück. Von dieser Seite aus war es, als blickte man durch schmutziges Glas – es handelte sich wohl um eine Einwegillusion. Das Wohnmobil war zu erkennen, aber die Lichter wirkten gedämpft, wie durch eine dicke Gardine betrachtet.
    Mentia blieb stehen. »Bevor uns die anderen sehen können«, sagte sie und reichte ihm die rechte Hand. »Wenn ich darf.«
    »Was denn?« fragte Jim unsicher.
    »Dich ein wenig in Ordnung bringen.« Ihre Hand wurde zu einem kleinen Spiegel, in dem sein Haar und seine Kleidung sich zerzaust zeigten. Dann wurde ihre Hand zu einem großen Kamm, mit dem sie ihm durchs Haar fuhr. Dann wurde sie wieder zu einer Hand, und sie zupfte ihm den Kragen zurecht. Sie ging dabei mit einer Sachlichkeit vor, die ihn sehr an Mary erinnerte. »Sonst versteht deine Frau am Ende noch etwas falsch.«
    »Ach so. Vielen Dank.« Er wartete, bis sie mit seinem Äußeren zufrieden war. Noch immer hielten sie sich an den Händen; und nach allem, was er bislang an Trug zu Gesicht bekommen hatte, würde er sie auch nicht loslassen, bevor er wieder sicher im Wohnmobil saß. »Wie kommt es, daß du in bezug auf Familienbeziehungen solches Feingefühl besitzt?«
    »Zwei Jahre lang bin ich das dritte Mitglied eines Zweipersonenpaares gewesen«, antwortete sie mit einem dunklen Lächeln. »Das war in mancherlei Hinsicht sehr lehrreich. Ich weiß nun, daß Dritte nicht unbedingt immer willkommen geheißen werden.«
    »Das ist allerdings wahr.« Die Situation war ihm überaus peinlich, und schließlich begriff er auch, weshalb. »Ich möchte mich entschuldigen, weil ich dir in Gedanken unrecht getan habe, Mentia.«
    »Ach so, du hast also geglaubt, ich würde das tun?« fragte sie unschuldig, indem sie die Brüste und Hüften provokativ an ihn schmiegte und ihn küßte. »Schäm dich.«
    Jim ließ den Kopf sinken. Obwohl der Kuß sehr flüchtig gewesen war, ließ die Meisterschaft in der Ausführung ihn schwindeln.
    »Normalerweise würde ich so etwas nicht tun«, sagte sie und zog sich von ihm zurück, wobei sie ihm einen Schenkel entwinden mußte, der sich ihm irgendwie zwischen die Beine gezwängt hatte. »Für was hältst du mich – für eine Dämonin?«
    »Irgend so etwas muß es gewesen sein.« Mit diesem Wesen sollte man lieber keine Spielchen treiben.
    »Aber wenn ich wollte, könnte ich schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen.«
    »Ich entschuldige mich für meine Entschuldigung.«
    Sie lachte. »Du beweist wenigstens Haltung. Das muß dir nicht peinlich sein. Ich – also, eigentlich Metria – habe mal einen verheirateten König verführt. Diesmal bin ich es zufrieden, dich wissen zu lassen, was ich hätte tun können und um Xanths willen lasse. Vernunft ist wirklich ein schwer lastender Fluch.«
    »Allerdings«, gab er ihr recht.
    Sie durchschritten den Schleier der Illusion und standen unvermittelt im grellen Scheinwerferlicht. Jim beschattete die Augen mit der Hand und konnte seine Familie ausmachen, wie sie durch die Windschutzscheibe spähte. Er winkte. Mehrere Hände winkten zurück. Die anderen mußten sich Sorgen gemacht haben, als er verschwunden war.
    Sie gingen auf die andere Seite des Tunnels und fanden dort einen weiteren getarnten Durchgang. Sie erkundeten ihn weit genug, um sicher zu sein, daß es sich um den richtigen handelte, dann kehrten sie zum Wohnmobil zurück. Jim öffnete die Tür und stieg ein. Die Dämonin schwebte teilweise durch ihn hindurch und teilweise um ihn herum und ließ sich auf dem Beifahrersitz sinken. Jim zog die Tür zu.
    »Gut, daß du wieder da bist, Dad«, sagte Sean erleichtert. »Du würdest gar nicht glauben, was Lug und Trug uns alles vorgespielt haben.«
    »Na, laß doch erst mal hören«, meinte Jim, als er das Fahrzeug in Bewegung setzte, nach links steuerte und damit die Illusionswand durchdrang.
    »Sie taten so, als ob sie ihr wären«, sagte David allzu bereitwillig. »Sie küßten sich. Aber wir wußten, daß ihr es nicht sein konntet, denn wir hatten euch ja in der Wand

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