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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Dann werde ich mit euch gehen«, entschied sie sich.
    Auch Jim fiel ein Stein von Herzen. Nicht, daß er die Gesellschaft solch bezaubernder Geschöpfe wie Chlorine und Mentia nicht zu schätzen wußte, aber er fühlte sich einfach wohler, wenn Mary ebenfalls nahe bei ihm war. Außerdem teilte er Marys Befürchtungen hinsichtlich Seans, der sich von ebendiesen Geschöpfen ein wenig zu sehr beeindruckt zeigte, und man konnte beiden nicht gerade nachsagen, beim Umgang mit Männern allzu spröde zu sein.
    Sie gingen zum nach wie vor anwachsenden Haufen Feuerholz hinüber. Die Harpyien waren fort, aber andere fliegende Monstren brachten noch immer Holz: Drachen, Greife und dazu einige, die Jim nicht genau klassifizieren konnte. Einige waren gewaltig groß, andere dagegen klein, aber alle waren mit Eifer bei der Arbeit – sie warfen ihre Lasten ab und flogen wieder davon.
    Der Wind aber nahm noch immer zu, und der Schleier aus Zauberstaub verdichtete sich. Jim sah, wie der Staub die Flugwesen beeinträchtigte: ihre Fluglage wurde immer unsicherer, als stünden sie unter dem Eindruck bewußtseinserweiternder Drogen. Er selbst verspürte davon gerade genug, um sich ausmalen zu können, welche Auswirkungen der Staub auf magiebegabte Geschöpfe haben mußte. Ein sehr gewichtiger Grund, weshalb diese Mission überhaupt einer Mundanierfamilie übertragen worden war, lag in dem mundanen Mangel an jeglicher Magie: Jim und seine Angehörigen konnten nicht nur keine Zauberei ausüben, sie waren gegen ihre Auswirkungen auch sehr resistent. Und deshalb konnten sie wie die Halbdämonin, die im Wahnsinn geistige Gesundheit erlangte, weitermachen, wo andere verrückt werden mußten.
    Viele Hände machten der Arbeit schnell ein Ende. Schon bald brannte auf dem Tafelberg ein riesiger Scheiterhaufen und sandte eine gewaltige Rauchwolke gen Himmel. Nun schafften die geflügelten Monstren Wassereimer heran, die sie, Jims Anweisungen befolgend, in das Feuer auskippten. Es zischte laut, und in den Rauch mischte sich Dampf. Schließlich hing eine ausladende Wolke über dem ganzen Plateau und noch darüber hinaus; an den Rändern zupfte der Wind.
    Zauberstaub drang in die Wolke und hauchte ihr Leben ein. Ein nebliges Gesicht mit funkelnden Augen formte sich. Jim nahm an, er bilde sich das Ganze nur ein, aber die anderen sahen es auch. »Mach ein Geräusch!« brüllte er. »Zeig uns, was du draufhast, Windbeutel!« Denn im magischen Reich Xanth hatte auch das Unbelebte, ja hatten selbst Illusionen Gefühle. Jim hatte letzteres zu schätzen gelernt, als Sean und Karen durch ihr Spotten besonders gräßliche Vertreter vertrieben.
    Die Wolke gehorchte und grollte.
    »Ach, das kannst du ja wohl besser!« brüllte Jim. »Was bist du denn für ein Dunstfähnchen? Das ist ja kaum zu glauben!«
    Diesmal besaß das Grollen die Lautstärke einer Explosion und konnte viele Meilen weit gehört werden. Und darum ging es auch schließlich.
    Dann ertönte ein völlig anderes Geräusch in seinem Rücken. Jim drehte sich und sah Roxanne Rokh davonfliegen. »Wohin will sie?« fragte er alarmiert.
    Nimby schrieb einen Zettel. ›Che und Cynthia Zentaur werden vom widrigen Wind davongeblasen, und Roxanne fliegt, sie zu retten. Che ist Sims Privatlehrer.‹
    Ach so. Selbstverständlich brauchte das Glitzerküken eine gute Bildung und Erziehung, deshalb hatte es seinen eigenen Lehrerzentauren. Der Wind blies mittlerweile so heftig und war voller Staub, daß selbst die Drachen Zuflucht auf dem Plateau gesucht hatten. Ihre Aufgabe war erledigt: Die Wolke aus Rauch, Dampf und Staub stand nun als drohend lauerndes Monstrum über der Hochebene.
    »Wer behütet jetzt die Kinder?« verlangte Mary zu erfahren.
    Ja, wer? Sie eilten an die Stelle, wo die Kinder und die Tiere noch immer in ihr Spiel vertieft waren. Eine gewaltige Drachenmatrone wachte über sie; Flämmchen zuckten ihr aus den Nasenlöchern, als sie zu den herbeilaufenden Menschen hinübersah. Offensichtlich hatte Roxanne sich vor ihrem Aufbruch um eine Vertretung bemüht.
    Jim und Mary kehrten daher zum Scheiterhaufen zurück. Nur in Xanth würden Eltern zusehen, wie ein Drache über ihren Kindern hockte, und sich beruhigt abwenden!
    Über dem Horizont erschien ein Punkt, der rasch anwuchs: Es war das Rokhweibchen, das in jeder Kralle eine kleine Gestalt trug. Als sie näherkam, sah Jim, daß beide Passagiere junge geflügelte Zentauren waren, einer männlich, eine weiblich. Nach menschlichen Begriffen hätte

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