Wechsel-Wind
Stellung. Behandelt sie, als würde sie zur Königsfamilie gehören.« Dieser Sachverhalt gehörte zu den Dingen, die König Dor ihm erklärt hatte. Solange Roxanne Rokh bei ihnen war, waren sie vor allen Gefahren geschützt, und die Mission würde erfolgreich verlaufen. Nicht nur die Macht des Rokhweibchens, die, für sich allein genommen, schon gewaltig war, stand so lange hinter ihnen, sondern die sämtlicher fliegenden Monstren von Xanth – und darüber hinaus die der meisten anderen Wesen einschließlich der Menschen.
Chlorine begrüßte sie alle mit Umarmungen, gegen die sogar die Kinder offenbar nichts einzuwenden hatten. Sie trug eine überaus unpassend wirkende mundane Windjacke, die allerdings die Attraktivität der jungen Frau in keiner Weise zu schmälern vermochte. Als Chlorine fertig war, stellte sie alle einander vor. »Das hier ist Roxanne Rokh, der drittwichtigste Vogel in Xanth.« Sie verneigte sich knapp vor dem Rokh, der mit einem zustimmenden Nicken antwortete. »Und das hier ist Sim, kurz für Simurgh Junior. Er ist der zweitwichtigste Vogel von Xanth. Roxanne kümmert sich um ihn an Stelle der Mutter, des Simurgh, des wichtigsten Vogels in ganz Xanth. Wir alle werden Sim mit unserem Leben verteidigen, wenn das notwendig sein sollte.«
»Einverstanden«, stimmte Jim stellvertretend für die Familie Carlyle zu.
Chlorine wandte sich der Rokh zu. »Und das ist die Mundanierfamilie Carlyle: Jim, Mary, Sean, David, Karen, Woofer, Midrange und Tweeter. Dürfen die Tiere mit Sim spielen?«
Das gewaltige Vogelhaupt nickte. Zunächst war Jim über das erwiesene Vertrauen erstaunt, dann wurde ihm klar, daß auch Roxanne eingewiesen worden sein mußte. Die drei waren vernünftig und diszipliniert und begriffen ebenfalls.
Das erhabene Küken trat vor. Ungefähr so groß wie Woofer, schillerte bei seinen Bewegungen jede einzelne Flaumfeder im Sonnenlicht. »Tschilp!«
»Wuff.«
»Miau.«
»Twiet.«
Dann schüttelten sich alle vier vor Lachen. Es wirkte ganz so, als amüsierten sie sich über einen nur Tieren verständlichen Witz oder wären einfach in bester Stimmung.
Nun erschien Mentia, indem sie sich aus einer Rauchfahne schälte. »Hallo, Roxanne!« rief sie. »Ich bin Mentia, Metrias schlimmere Hälfte. Wir haben uns während deiner Verhandlung kennengelernt.«
Das gewaltige Haupt nickte erneut; Roxanne erinnerte sich gut.
Dann wandte die Dämonin sich wieder an Jim. »Die Harpyien sind nicht gekommen, um zu kämpfen; sie bringen Holz für unser Feuer. Unser Vorhaben hat sich bereits herumgesprochen. Niemand will, daß Xanth davongeweht wird.«
Jim sah zu den schmutzigen Vögeln hinüber. Tatsächlich schwärmten sie über die Kante der Klippe und warfen Holz ab. Das beschleunigte den Plan enorm. »Danke ihnen in unserem Namen«, bat Jim die Dämonin.
»Das habe ich bereits getan. Sie sagen, daß noch mehr fliegende Monstren mit noch mehr Brennstoff kommen. Hier ist ihr geheiligter Versammlungsort, und hier herrscht ununterbrochen Waffenstillstand; hier wird nicht gestritten und gekämpft, solange es nicht jemand wirklich darauf anlegt. Ihr habt die Monstren also nicht zu fürchten, solltet euer Glück jedoch nicht überstrapazieren.«
»Welche Erleichterung«, murmelte Mary. Genau wie das Rokhweibchen hatte sie die Kinder und die Tiere mit wachsamer Aufmerksamkeit beobachtet.
Sie spielten ein Spiel, bei dem Striche und Kästen in den Sand gemalt wurden und man sich abwechselte, die Linien zu ziehen und die Kästen mit einem X zu markieren, und alle waren sie gleichermaßen davon in Anspruch genommen.
»Wenn du mich entschuldigst, ich habe etwas zu erledigen«, sagte Jim.
Mary sah ihn zweifelnd an. »Ich sollte dir helfen«, sagte sie. Aber deutlich merkte er ihr an, wie sehr sie zögerte, die Kinder und Tiere unbeaufsichtigt alleinzulassen.
»Ich werde dir helfen«, bot Mentia an.
»Ich auch«, sagte Chlorine.
Da war selbstverständlich auch Sean sehr interessiert daran, seinem Vater zur Hand zu gehen, und Nimby ebenfalls. Dennoch wirkte Mary alles andere als beruhigt.
Mentia schwebte zu ihr. »Hier ist der Ort, wo Kinder in ganz Xanth am sichersten sind«, sagte sie. »Roxanne beschützt Sim und jeden, der mit Sim zusammen ist. Sämtliche geflügelten Monstren und fast alle anderen Bewohner Xanths unterstützen sie dabei.«
»Das wissen wir«, sagte Jim.
Mary wollte noch genauer beruhigt werden. Sie blickte Nimby an, welcher nickte. Und dieses Nicken erleichterte sie merklich.
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