Wechsel-Wind
er.
Keuchend wuchtete er sich aus dem Loch, und Dad half ihm. Die ganze Familie stand da, außerdem Chlorine und Nimby, die Tiere und Sim. Und Gerte.
»Was ist passiert?« fragte Dad noch einmal.
»Ich liebe sie«, sagte Sean, ohne nachzudenken. »Wir haben uns in einem Liebesquell gewaschen, damals, in der Nähe des Kobolddamms.«
»In einem Liebesquell!« rief Chlorine aus. Sie trug nun etwas, das aussah wie eine mundane Windjacke. »Aber hast du denn nicht gewußt…«
»Wir haben gedacht, es wäre ein normaler Teich. Gerte hat mir aus dem reißenden Wasser herausgeholfen. Mit Sicherheit hat sie mir das Leben gerettet. Aber wir waren danach von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt, und deshalb…«
»Aber du bist doch allein zurückgekommen«, sagte Mom.
»Ich bin durch einen Vergessenswirtel gegangen. Aber bei ihr hat es nicht geklappt. Und als ich sie wiedersah – da kehrte meine Erinnerung zurück. Früher oder später wäre das sowieso geschehen. Der Wirtel taugte nichts mehr. Ich liebe sie noch immer.«
»Wir müssen zum Wohnmobil zurück«, sagte Dad. »Ich nehme an, Gerte möchte mitkommen.«
»Ja, das möchte sie allerdings«, sagte Sean und trat zu ihr. »Wir wollen uns nicht wieder trennen.«
Die anderen zögerten, aber Chlorine beseitigte alle Zweifel. »Wenn sich zwei Wesen an einem Liebesquell treffen, dann verlieben sie sich ineinander. Alles andere spielt dann keine Rolle mehr. Nicht einmal die Spezies. Einwände sind sinnlos. Sie müssen heiraten.«
»Nein«, widersprach Gerte ihr.
Chlorine sah sie an. »Warst du etwa nicht im Liebesquell, sondern nur Sean?«
»Doch, ich war drin. Ich liebe Sean. Aber ich gehöre zu den fliegenden Monstren, und er ist Mundanier. Wir können nicht heiraten.«
»Sean liebt ein Monster!« schrie David und lachte höhnisch.
»So nennen sie sich selbst, du Schafskopf«, klärte Karen ihn überlegen auf. »Alle geflügelten Wesen. Das heißt noch lange nicht, daß sie häßlich sind.«
»Warum bist ihm hierher gefolgt, wenn du ihn nicht heiraten willst?« wandte Chlorine sich wieder an Gerte.
»Ich konnte nicht anders. Wir wollen zum Guten Magier gehen und ihn um einen Zaubertrunk bitten, der unsere Liebe aufhebt.«
»Bevor Xanth gerettet ist, können wir nirgendwohin gehen«, warf Dad ein.
»Natürlich nicht. Wir gehen später.«
»Und er verlangt ein Dienstjahr oder eine gleichwertige Leistung für seine Hilfe«, erklärte Chlorine. »Ich selbst diene ihm im Augenblick. Wie könnte Sean ihm dienen, wenn er mit seiner Familie nach Mundanien zurückkehrt?«
»Ich werde auch seine Dienstzeit ableisten«, antwortete Gerte.
»Nein, das wirst du nicht!« rief Sean. »Wenn du mir nicht geholfen hättest, wärst du nie in diesen Schlamassel geraten!«
»Das bereue ich nicht. Die Erinnerung wird es wert sein.«
»Die Erinnerung an eine Liebe, die du nie genossen hast?« fragte Chlorine voller Zweifel.
»O ja. Der Liebesquell ist zwar dafür verantwortlich, aber ich weiß, daß Sean das alles wert ist.«
»Sean?« fragte David ungläubig.
»Ich werde meine Zeit selbst abdienen«, sagte Sean entschieden.
»Aber dann müßtest du in Xanth bleiben«, wandte Chlorine ein.
Er sah sie an. Sie war noch immer unfaßbar schön und attraktiv, aber das interessierte Sean nicht mehr. »Na und?«
»Wenn du also sowieso hierbleibst, warum willst du dann deine Liebe zu ihr aufgeben?«
Sean sah erstaunt drein. Sie hatte recht. »Vielleicht trinke ich das Mittel erst, nachdem ich den Dienst abgeleistet habe«, sagte er, den Blick auf Gerte gerichtet.
Aber Gerte blieb betont nüchtern. »Wenn keine Heirat in Aussicht ist, wäre das nichts anderes als Folter«, sagte sie. »Und ich weiß, daß du in deiner eigenen Welt gebraucht wirst. Ich bin einheimisch; ich werde für uns beide dienen. Das ist einfach am praktischsten.«
Auch sie hatte recht. Trotzdem war das alles nicht fair.
Sie erreichten das Wohnmobil. »Ich nehme an, Gerte wird eine Weile bei uns bleiben«, sagte Mom kurz angebunden. »Ihr anderen zeigt ihr das Wohnmobil, und Jim und ich werden derweil hier draußen etwas besprechen.«
Sean war sich überhaupt nicht sicher, ob er darüber erfreut sein sollte, aber ihm blieb nichts anderes übrig, als Moms Anweisung zu befolgen. »Komm, Gerte – wir zeigen dir unser zauberhaftes rollendes Haus.«
»Ich habe es aus der Ferne gesehen«, sagte sie. »Mir ist es gleich, wo ich bin, solange ich nur bei dir bin.«
Chlorine schüttelte den Kopf. »Wenn das die
Weitere Kostenlose Bücher