Wechsel-Wind
würde.
»Aber es hat geklappt«, sagte er nun nach Abschluß seiner Rekapitulation. »Ich habe zum Wohnmobil zurückgefunden und nie wieder an dich gedacht.«
»Ich weiß«, sagte sie. »Ich habe dich beobachtet.« Die Tränen, an die er sich erinnerte, standen ihr noch immer in den Augen.
»Aber warum bist du nun hier?« fragte er.
»Als ich zum Vergessenswirtel zurückkehrte«, erklärte Gerte, »war er verschwunden. Wahrscheinlich befand er sich schon im letzten Stadium und war sehr schwach; dann hättest du ihn aufgebraucht. Und so konnte ich dich nicht vergessen.«
»O nein«, stöhnte er. »Ich hätte dir den Vortritt lassen sollen.«
»Nein, Liebster. Ich hätte nicht gewollt, daß du so leidest.«
Sie küßten sich wieder. »Aber wie kommt es, daß ich mich nun wieder erinnere?« fragte Sean. »Und warum bist du mir gefolgt?«
»Du hast mich einmal zu meiner Vernunft beglückwünscht, aber vielleicht ungerechtfertigt. Ich konnte meine Gefühle zügeln, während wir zusammen waren, aber später nicht mehr. Ich wollte dich so sehr…« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich gab mir Mühe. Ich flog nach Hause und sprach mit meiner Familie und auch mit den Ältesten unseres Baumes. Keiner kannte einen Vergessenswirtel, den ich benutzen konnte. Und sie wiesen mich auf etwas hin, das mir von allein nie in den Sinn gekommen wäre: daß der Wirtel vielleicht nicht mehr volle Wirkung zeigen mochte, wenn er so kurz vor dem Vergehen stand. Und das hätte bedeutet, daß du dich nach einiger Zeit wieder an mich erinnern würdest. Dann hätte ich dir wahrhaft keinen Gefallen getan! Und so schlugen die Ältesten mir vor, zwei Dinge zu tun. Als erstes sollte ich dich suchen und feststellen, ob dein Vergessen von Bestand wäre. Wenn mein Anblick dir die Erinnerung zurückgäbe, sagten sie, dann hättest du dich später auch von allein an mich erinnert. Wenn du dich aber nicht erinnern würdest, dann wäre der Bann von Bestand, und alles wäre für dich in Ordnung.«
»Aber der Zauber hat nicht gehalten«, sagte Sean. »Er wurde schwächer, bevor ich dich wiedersah; im nachhinein ist das ganz klar.«
»Ja. Um deinetwillen hoffte ich, daß er halten möge, um meinetwillen flehte ich, er möge vergehen. Das war fürchterlich selbstsüchtig von mir.«
»Ganz fürchterlich«, gab er ihr recht und küßte sie wieder. »Aber was nun? Wir sind nach wie vor nicht gerade füreinander bestimmt.«
»Das sind wir nicht«, stimmte sie ernst zu. »Ich glaube, wir sollten uns an den Guten Magier wegen einer Antwort wenden. Er hat sicherlich Zaubertränke, die…«
»Verdammt!« fluchte Sean und bemerkte am Rande, daß es ihm diesmal offenbar gelungen war, sich über die Erwachsenenverschwörung hinwegzusetzen. Vielleicht lag es daran, daß Liebe etwas sehr Erwachsenes war. »Wir haben schon einmal versucht, das Richtige zu tun. Warum müssen wir es noch einmal probieren? Ist unsere Liebe denn wirklich so falsch?«
»Nicht falsch«, stellte Gerte klar, »nur unerfüllbar. Du mußt in dein Land zurückkehren und ich in meinem bleiben.«
»Aber so etwas ist doch schon so oft vorher geschehen! Wie oft hat sich eine verbotene Liebe als glücklich erwiesen?«
Gerte lächelte matt. »Wenn Tiere sich an einer Liebesquelle treffen, können sie einfach den Storchen rufen und ihrer Wege gehen. Wenn Menschen und Menschenähnliche sich dort treffen, dann versuchen sie das Bestmögliche daraus zu machen. Aber ich bin mir nicht sicher, daß diese Vereinigungen immer so glücklich enden wie normale Liebesbeziehungen. Manchmal gibt es wirklich bedauerliche Auswirkungen. Und keine dieser Beziehungen hatte ein so schwerwiegendes Problem wie unsere: eine Beziehung zwischen einer Xanthierin und einem Mundanier!«
»Ich würde in Xanth bleiben, um bei dir zu sein.«
»Aber du besitzt keine Flügel. Du kannst nicht fliegen. Du kannst nicht dorthin gehen, wohin ich gehe.«
»Wenn du vor mir davonfliegst«, entgegnete Sean, »dann kann ich dich nicht aufhalten. Und wenn ich könnte, würde ich es doch nicht tun. Ich würde niemals wollen, daß du dich gebunden fühlst.«
»Aber ich wäre doch gebunden – mit den Banden der Liebe«, erklärte sie ihm. »Deshalb glaube ich, daß wir keine andere Wahl haben, als den Guten Magier zu konsultieren… auch wenn er für seine Hilfe einen schrecklich hohen Preis verlangen wird.«
»Wahrscheinlich hast du recht«, gab Sean zu. »Aber wir können erst zu ihm, wenn die Krise vorüber ist. Zuerst müssen
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