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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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wir Xanth retten; dann können wir uns um unser nebensächliches Problem kümmern.«
    »Versuchst du etwa, ironisch zu sein?«
    »Darauf kannst du wetten! Wie halten wir es in der Zwischenzeit?«
    »Nicht so, wie wir es gerne hätten. Wir unterliegen noch immer den Beschränkungen.«
    »Wenn wir die doch nur vergessen könnten!«
    Sie blickte ihm ruhig in die Augen. »Wenn du es so willst, werde ich dich nicht abweisen, Sean.«
    »Das weiß ich genau.« Und er verstand alles nur zu gut. Sie konnte sich gerade noch beherrschen, sich ihm an den Hals zu werfen, aber wenn er auf sie zuging, dann würde sie ihn nicht abweisen. Genauso, wie er sich gerade zurückhalten konnte, aber niemals in der Lage wäre, ihr zu widerstehen, wenn sie… »Aber ich glaube, ich muß mich selbst an die Kandare nehmen. Laß uns aus diesem Loch klettern – ich möchte dich meiner Familie vorstellen.«
    »Aber wie könnten deine Eltern mich willkommen heißen?«
    »Wie könnten sie nicht? Wir müssen ihnen die Situation nur erklären.«
    »Ja, so wie ich sie meinen Eltern erläutert habe«, sagte Gerte traurig. »Sie waren entsetzt. Sie konnten verstehen, daß ich in einen Liebesquell getappt war, aber doch nicht mit einem Mundanier! Sie schalten mich für meine Unvorsichtigkeit.«
    Sean lachte auf. »Da hatten sie recht! Als du mich das erste Mal sahst, hättest du sofort weiterfliegen sollen!«
    »Und dich ertrinken lassen? Wie hätte ich das tun können?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Weißt du, du unternimmst auch wirklich nichts, um meine Liebe zu entmutigen. Du bist solch ein bezauberndes Wesen.«
    Gerte errötete in jener gewinnenden Weise, an die Sean sich noch so gut erinnerte. »Und du hältst mich ebenfalls durch nichts ab.«
    Wieder umarmten und küßten sie sich. Dann aber zwang sich Sean, ein wenig von ihr abzurücken. »Wenn wir nicht bald hinausklettern, dann sind alle unsere guten Vorsätze für die Katz.«
    Sie sah ihn fragend an.
    »Zunichte«, erklärte er. Keine Redewendung benutzen, ermahnte er sich nicht zum ersten Mal.
    »Ja.« Gerte schnitt eine niedliche Grimasse und zog sich ebenfalls von ihm zurück.
    Er sah sich in der Höhle um und blickte dann hinauf zu dem Loch in der Decke, durch das sie hineingefallen waren. Es war zu hoch, um hinauszuspringen, die Wände zu steil, um daran hochzuklettern. Außerdem war die Höhle zu eng, als daß Gerte ihre Schwingen hätte spreizen können, und so konnte sie auch nicht hinausfliegen. Sie saßen definitiv fest. »Wir sind jetzt ungefähr eine halbe Stunde hier drin«, sagte Sean. »Es wundert mich, daß meine Familie noch nicht nach mir sucht.«
    »Das stimmt«, meinte Gerte erstaunt. Sie sah auf die Augen an ihrem Handgelenk. »Um genau zu sein, sogar eine ganze Stunde. Ich war so froh, wieder mit dir zusammen zu sein, daß ich überhaupt nicht auf die Zeit geachtet habe. Deine Familie würde doch nicht ohne dich aufbrechen, oder?«
    »Ganz bestimmt nicht. Aber sie hätten nach fünf Minuten bemerken müssen, daß ich verschwunden bin, und noch mal fünf Minuten, um uns zu finden.«
    »Das kommt mir fast so vor… Jawohl! Da ist sie.«
    »Da ist was?«
    »Eine Zeitbombe. Siehst du, hier ist das Blatt der Zeit.« Sie deutete auf ein verwelktes Blatt, das auf dem Boden der Höhle lag.
    »Laß mich raten«, sagte Sean. »Die Zeitpflanzen hier in Xanth beeinflussen den Zeitablauf, und das heißt, wenn man einer davon zu nahe kommt…«
    »Genau. Normalerweise verlangsamen die lebenden Pflanzen den Ablauf, ihre Samen beschleunigen ihn. Aber wenn Blätter abfallen und verwelken, dann kehrt sich ihre Wirkung um, und sie dehnen wie die Samen die Zeit aus. Die Zeit vergeht in ihrer Umgebung explosionsartig schneller, und deswegen nennen wir sie Zeitbomben. Normalerweise sind sie harmlos, weil man ja nur weitergehen muß. Aber wir…«
    »Wir können nicht. Wir sitzen fest und müssen auf der Überholspur bleiben.«
    »Nein, in der Höhle«, verbesserte sie ihn sanft.
    Er machte sich nicht die Mühe, die Redewendung zu erklären. »Wie kommen wir heraus, ohne vorher zu verhungern?«
    »Oh, ich kann die Wirkung der Zeitbombe aufheben«, strahlte Gerte. »Ich habe einen Schlafsack dabei.« Sie öffnete ihre kleine Handtasche und kramte darin. Alles mögliche holte sie heraus: Kleidungsstücke, Pantoffeln, Früchte, einen Spiegel, einen reich verzierten Hut, eine zusammengerollte Matratze und eine Auswahl hübscher Steine. »Aha, da ist er ja schon«, sagte sie und zerrte ein von

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