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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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jugendliche Leidenschaft ist sehr stark. Wie lange könnten sie wohl durchhalten, wenn sie ständig beisammen sind?«
    »Eine Viertelstunde?«
    »Also, was tun wir?«
    Jim seufzte. »Wir lassen Gerte bei Karen oder Chlorine schlafen, und Sean bei David. Wir lassen sie nicht allein – nie. Ich werde mir dabei wie ein Gefängniswärter vorkommen.«
    »Aber es muß sein.« Dann küßte sie ihn, glücklich über ihren Sieg.
    »Den nehme ich als Versprechen für das nächste Mal, wenn wir alleine sind.«
    »Darauf kannst du wetten.«
    Dann stiegen sie ins Wohnmobil zurück. Darin war es ziemlich überfüllt, denn nun waren neun Leute darin, wenn man die Dämonin mitzählte, und dazu kamen noch die Tiere. Wenigstens war das große Küken zu seiner Gouvernante zurückgekehrt; die beiden und die Drachen würden auf dem Tafelberg bleiben, bis die Böen nachließen. Auch in ihren wildesten Träumen hatte Mary sich solch eine Menagerie nicht vorstellen können. Sie wunderte sich über sich selbst, daß sie mit all diesem Neuen so leicht fertig wurde. Aber was sonst blieb ihr schon übrig? Von ihrem Fachgebiet der archaischen mundanen Sprachen war sie so weit entfernt, wie es nur ging.
    Jim setzte sich hinters Steuer, Mary auf den Beifahrersitz. Die anderen verteilten sich möglichst günstig im Passagierraum des Fahrzeugs. Sean und Gerte saßen händchenhaltend vor David und Karen, die sie neugierig ausfragten, insbesondere über die Liebesquelle. »Wenn David und ich in einen Liebesquell fallen, verlieben wir uns dann ineinander?« wollte Karen wissen.
    »Bäh!« schrie David.
    Aber darauf hatte Gerte eine gute Antwort. »Vermutlich nicht, weil ihr noch nicht an der Erwachsenenverschwörung teilnehmen könnt. Wahrscheinlich würdet ihr euch hinterher aber besser vertragen.«
    »Wart ihr nackig zusammen in diesem Teich?« fragte David.
    »Bäh!« rief Karen, um die Geräuschkulisse zu stärken.
    »Ja, waren wir«, antwortete Sean. »Wir haben uns gegenseitig den Rücken gewaschen. Das war alles.«
    Der letzte Satz ging an Marys Adresse und sollte sie beruhigen, das wußte sie ganz genau. Und sie wußte es zu schätzen.
    »Abgesehen davon, daß wir uns geküßt haben.«
    Jim brachte das Wohnmobil ins Rollen und begann die lange Abfahrt im Dämonentunnel. Die Passagiere öffneten die Fenster und winkten der Rokh und den Drachen zu, die zur Antwort mit einem Flügel schlugen und Rauch oder Feuerbälle in die Luft stießen. Ihre gemeinsame Anstrengung war von Erfolg gekrönt gewesen. Aber es gab noch mehr zu tun.
    Mentia schwebte in ihrer nervenzermürbenden Art durch das Metall und streckte ihre Arme unnatürlich weit aus, um die Umrisse des Tunnels anzuzeigen, welche eigentlich unsichtbar waren. Jim lenkte nach diesen Angaben, und das Fahrzeug sank in den fest erscheinenden Fels. Hinter und über ihnen schloß sich der Boden scheinbar wieder, und Jim schaltete die Scheinwerfer ein, um den gebogenen Tunnelweg zu erleuchten. Die Dämonin, erneut von der Lichtflut überrascht (oder doch nicht?), zeigte sich in phänomenal vollbrüstiger Gestalt und selbstverständlich ohne Unterwäsche, aber fing sich nach einer zu langen Schrecksekunde und umgab ihren üppigen Leib mit einem lichtundurchlässigen Kleid.
    »Xanth hat schon seine guten Seiten«, murmelte Jim gerade laut genug, daß Mary es hören mußte.
    »Ach, wirklich?« fragte Mary gerade laut genug, daß die Dämonin es hören mußte. »Angenommen, sie wird zu einem furchterregenden Monster?«
    Gehorsam wurde Mentia zu einem furchterregendem Monster mit gewaltigen schleimtriefenden Fangzähnen und langen Stacheln an jedem Gelenk.
    »In die Falle getappt«, brummte Jim, als Mary und Mentia vor Lachen laut prusteten.
    Die Abfahrt dauerte lang, verlief dafür aber ereignislos; die Truggestalten tauchten nicht wieder auf. Als das Wohnmobil am Fuß des Berges schließlich ins Freie fuhr, war es Abend. »Haben wir Zeit, ein Nachtlager aufzuschlagen?« wandte Jim sich an Chlorine.
    Sie beriet sich mit Nimby. »Ja, wenn uns der Wahnsinn nichts ausmacht.«
    »Wir bleiben im Wohnmobil«, entschied Jim. »Wir gehen nur nach draußen, um Essen zu besorgen et cetera.«
    »Cetera?« fragte Gerte.
    »Er meint natürliche Bedürfnisse«, erklärte Sean.
    »Ist denn nicht jedes Bedürfnis natürlich?«
    »Kacken«, erklärte David derb und verstummte erstaunt. »He, ich hab's geschafft! Ich hab's gesagt! Und ohne ›Pieps‹!«
    »Der Wahnsinn setzt die Erwachsenenverschwörung außer Kraft«,

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