Wechsel-Wind
Die vier Damen nickten graziös. Glücklicherweise verriet Chlorine nicht, daß sie es ermöglicht hatten, in der Zeit rückwärts zu reisen.
Endlich konnten sie alle ins Schloß gehen. Souffle Schlange saß im Wassergraben. Er trug eine schwarze Krawatte, damit jeder sehen konnte, daß er zu den Bediensteten gehörte.
Sie überquerten die wunderschön dekorierte Zugbrücke und betraten anständig und ordentlich das Schloß. Drinnen nahm sie Prinzessin Nada Naga im Empfang, die ein Kleid trug, bei dessen Anblick Mary zusammenzuckte. Und Gerte begriff plötzlich, weshalb Prinz Dolph sich in den Anfangstagen der Beziehung so sehr von Prinzessin Electra abgelenkt gefühlt hatte.
Auch die Dämonin Mentia, Trenita Imp, Prinzessin Ivy und viele andere gesellten sich zu ihnen, und alle Bedenken, wer bei wem gut ankommen könnte oder nicht, gingen in einer Flut von Bekanntmachungen und Wiedersehensfreude verloren.
Dann traten Jenny Elfe und eine andere Frau auf Gerte zu. »Hallo Sean«, sagte Jenny. »Das hier ist Wira, die Schwiegertochter des Guten Magiers. Sie muß mit Gerte reden.«
»Wira?« fragte Sean. »Aber ist sie nicht…« Er verbiß sich die Frage.
»Blind«, beendete Wira den Satz für ihn. »Darum dient Jenny in diesem mir nur wenig vertrauten Schloß als Führerin.«
»Ich bin Gerte«, sprach Gerte sie an.
Wira lächelte. »Magier Humfrey bat mich, dir das zu geben.« Sie reichte Gerte eine Karte.
»Danke. Aber was ist das?«
»Das ist ein Passierschein nach Xanth. Zeige sie beim Kontrollpunkt auf No Name Key in Mundanien vor, und du und deine Begleiter werdet eingelassen.«
»Aber ich kann doch nicht nach Mundanien gehen!« rief Gerte. »Ich müßte dort sterben.«
»Der Gute Magier sagt, daß das nicht stimmt. Aber solange du dort weilst, verlierst du deine Flügel und wirst zu einem Menschenmädchen. Dein Problem bestünde nicht im Verlassen Xanths, sondern in der Rückkehr. Trage diesen Passierschein deshalb immer bei dir.«
Gerte hatte während dieser Worte die Augen immer weiter aufgerissen. »Du meinst, ich kann mit Sean nach Mundanien gehen? Und ich bekomme meine Flügel wieder, wenn ich nach Xanth zurückkehre? Und er kann mit mir wiederkommen?«
»Bitte rede nicht so laut«, warnte Wira. »Der Gute Magier sähe es nicht gern, wenn bekannt wird, daß er jemandem einen Gefallen erwies, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Aber in Anbetracht deiner Dienste bei der Rettung Xanths hielt er dieses Geschenk für angebracht.«
»Oh!« Gerte weinte. Sie stand kurz davor, vor Freude und Erleichterung in Ohnmacht zu fallen. »Bestell ihm meinen Dank! Und dir danke ich auch! Danke…« Aber Wira war schon fort.
»Wir können zusammenbleiben«, hauchte Sean fassungslos. »Sicher erlaubt Dad dir, mit uns nach Miami zu kommen.«
»Und was ist mit deiner Mutter?«
»Sie wird den Mund halten. Das ist ihre Art, ohne wirklich ja zu sagen, einem Arrangement zuzustimmen, das von einigen Leuten als unpassend angesehen werden könnte.«
»Unpassend?«
»Na, wenn du und ich uns ein Zimmer teilen.«
»Teilen…?«
»In meiner Generation ist es für Verlobte okay, wenn sie zusammenleben.«
»Verlobte?« Gerte starrte blicklos auf den Passierschein und wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte.
»Gerte, willst du mich heiraten?«
Und plötzlich wußte sie, wie sie sich verhalten sollte. »Ja!« Sie umarmte ihn, küßte ihn, und kleine rote Herzchen umschwirrten die beiden.
»Ach, seht mal!« kreischte Karen und schielte auf ein Herzchen, das ihr an der Nase vorbeiflog. »Kleine Herzchen! Sie sind verlobt!«
Dann sah es jeder, und alle applaudierten.
Nimby war froh, daß der Gute Magier nicht persönlich erschienen war, denn dann hätte er dem alten Mann sicherlich einige unangenehme Fragen beantworten müssen. Vor Humfrey die Wahrheit zu verbergen war alles andere als einfach, denn er war ein Informationsmagier. Offensichtlich hatte er erfahren, daß Nimby Gerte gebeten hatte, dabei zu helfen, Happy Bottom nach Norden zu treiben. Aber ebenso offensichtlich war er Nimbys wahrer Natur noch nicht auf die Spur gekommen. Noch nicht.
Die Feier begann, und jeder amüsierte sich königlich. Nimby tanzte mit Chlorine, und sie fand es einfach großartig. Eine gute Tänzerin war sie nie gewesen, aber da Nimby wußte, wie sehr sie sich wünschte, eine zu sein, machte er sie stillschweigend dazu. Daraufhin tanzte sie mit anderen männlichen Menschen und bezauberte jeden einzelnen, während Nimby mit
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