Wechsel-Wind
gerührt und drohte hinzufallen. Aber Nimby faßte einen und Chlorine seinen anderen Arm. »Nichts weitersagen«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Versprochen?«
Benommen nickte David. Er würde sich erholen, denn er war Mundanier und noch nicht alt genug, um die volle Wirkung zu spüren. Aber knapp. Anscheinend unterschieden sich Mundanier doch nicht so sehr von den Xanthiern. Nun würde der Junge ein ganzes Jahr früher den Mädchen nachlaufen als ohne den Zwischenfall im magischen Land Xanth; der insgeheime Blick hatte seinen Zeitplan so weit vorgestellt.
»David! Alles in Ordnung mit dir?« wollte Mary wissen, denn als Mutter spürte sie sofort, wenn mit ihrem Kind etwas nicht ganz stimmte.
Davids Mund arbeitete. »All… – alles okay«, brachte er hervor.
Mary warf einen mißtrauischen Blick auf Chlorines tief ausgeschnittenes Dekollete. »Geh zu deiner Schwester«, befahl sie, denn sie vermutete, daß der Junge irgendwie einen Blick zuviel erhascht hatte. Und zum Glück vermutete sie nur ungefähr ein Viertel des wahren Ausmaßes.
Gemeinsam zogen sie in Schloß Roogna ein. David, der noch immer blicklos in die Gegend starrte, stolperte. Mary fing ihn auf und sah ihm ins Gesicht. »Deine Augen!« rief sie aus. »Deine Augen sind ja grün geworden!« Nun argwöhnte sie bereits die Hälfte der Wahrheit. Aber als Mundanierin besaß sie glücklicherweise einen angeborenen Unglauben an Magie, und nur deshalb war ihr nicht klar, wie die ganze Geschichte lautete. Und das war gut so, denn die Augen des Jungen würden durch das, was er gesehen hatte, bis ans Ende seines Lebens grün bleiben.
Schloß Roogna kam in Sicht und bot einen großartigen verzauberten Anblick. Eine wunderschöne Prinzessin, die sie noch nicht kennengelernt hatten, trat ihnen entgegen, um sie zu begrüßen. »Wer ist denn das?« fragte Jim.
Da erkannte Karen sie an einer Sommersprosse. »Das ist Prinzessin Electra!« quietschte sie. »Jetzt sieht sie mal wie eine echte Prinzessin aus!«
Das kleine Mädchen hatte recht. Nimby hatte von vornherein gewußt, daß die Prinzessin mit der normalerweise Jeans tragenden Electra identisch war, aber niemand hatte ihn gefragt. Zu offiziellen Anlässen stellte Electra ihre eigenen Präferenzen zurück und spielte ihre Rolle als Angehörige der königlichen Familie. Und auch in Xanth machten Kleider Leute.
Karen lief den anderen voraus der Prinzessin entgegen. »Wie hältst du das nur aus, so königlich zu sein?« wollte sie wissen.
Electra zog sorgfältig einen Schmollmund, der einer Prinzessin gerade noch angemessen war. »Es ist nicht leicht«, bekannte sie, »aber irgend jemand muß es ja tun. Wenn die offizielle Begrüßung vorbei ist, schleichen wir beiden uns mit Jenny Elfe davon und überfallen einen Schokoladenbaum. Und dazu tragen wir…« – rasch schaute sie sich um, denn sie wollte sichergehen, daß niemand in Hörweite war – »Shorts und Tanktops.«
»Ooooh ja!« piepste Karen entzückt. »Ich nehm' dich beim Wort!«
Dann setzte Electra wieder ihr Prinzessinnengesicht auf und wandte sich den anderen zu. »Es freut mich sehr, euch wiederzusehen, gute Leute. Aber ich glaube, eine aus eurer Mitte ist mir noch nicht vorgestellt worden.«
»Das ist Gerte Elfe«, sagte Sean rasch. »Die Flügelulme, zu der sie gehört, ist sehr hoch.«
»Das sehe ich«, antwortete Electra freundlich. »Schön, dich kennenzulernen, Gerte Elfe.« Sie reichte ihr die Hand nach Art der Prinzessinnen.
Gerte verbeugte sich mit bebenden Schwingen. »Vielen Dank, Prinzessin.«
»Und wie kommt es, daß du dich zu dieser Gruppe gesellt hast?« erkundigte sich Electra. »Ich habe immer gedacht, die geflügelten Elfen würden sich nur sehr selten mit Bewohnern des Bodens abgeben.«
»Sean und ich haben uns in einem Liebesquell gewaschen, ohne davon zu wissen«, erklärte Gerte.
»Aha, jetzt verstehe ich!« rief Electra voll Verständnis aus. »Als Prinz Dolph mich nach jahrhundertelangem Schlaf wachküßte, verliebte ich mich durch den Zauber automatisch in ihn. Ich konnte gar nichts dagegen machen, aber er liebte mich nicht. Wenigstens wart ihr beisammen.«
»Aber hat er dich nicht geheiratet?« fragte Gerte.
»O ja, am Ende schon. Vorher allerdings war er an Prinzessin Nada Naga viel stärker interessiert.«
»Wie könnte denn irgendein Mann an dir nicht am stärksten interessiert sein?« fragte Gerte erstaunt.
»Warte, bis du Nada siehst, dann wirst du schon verstehen.« Electra zögerte. »Ähm… da
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