Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Stube erleuchtete.
    »Das sollst du«, brummte Humfrey und bot die Illusion, ihn überkomme ein Anflug von Heiterkeit. »Imbri?«
    Kaum hatte er gesprochen, da erlebte Chlorine eine Wiedergabe des Vorfalls, so als wäre sie eine andere Person, die sich selbst, Wira, Nimby und den Guten Magier in der Stube beobachtete. Sie lächelte, Helligkeit erfüllte die Stube, und Humfrey verjüngte sich von einhundert auf fünfundneunzig Jahre.
    »Ach danke, Tagmähre Imbri!« rief Wira aus. »Ich habe es gesehen!«
    Chlorine war hingerissen. Der Gute Magier hatte wirklich eine Nachtmähre beschworen – oder genauer, eine Tagmähre –, um ihnen allen einen Tagtraum zu bescheren. Dadurch konnte das blinde Mädchen das Ereignis sehen, auf die einzige Art, wie sie etwas sehen konnte: als einen Traum. Das war mit Sicherheit etwas ganz Besonderes. Humfrey mußte seine Schwiegertochter wirklich sehr gern haben, denn ganz eindeutig hatte er das alles allein für sie vollbracht.
    Doch dann überkam wieder die Düsternis die Studierstube, und die ein kleines bißchen weniger müden Augen des Guten Magiers richteten sich auf das monströse, langweilige Zauberbuch. Die Audienz war vorüber.
    Chlorine wandte sich ab und folgte Wira hinaus und die Stufen hinunter. Das Mädchen lächelte noch immer, glücklich in der Erinnerung schwelgend. Ganz sicher war, wenn auch nur kurz, etwas sehr Schönes geschehen.

4
Die Trollstraße
    Verwundert schaute Jim Carlyle umher. Auf den ersten Blick ähnelte die Landschaft Florida sehr, aber bei genauerem Hinsehen traten die Unterschiede nur allzu deutlich hervor. Das lag nicht nur an der Gegenwart des phantastischen weiblichen Geschöpfs Sheila Zentaur. Ungeachtet jeglicher Umstände wüßte er ihren phänomenalen bloßen Busen zu schätzen, obwohl er das vor seiner Familie niemals zugegeben hätte. Mary war in bezug auf Zwischenmenschliches eine vernünftige, liberale Frau, doch ganz eindeutig fühlte sie sich in der Gegenwart der jungen Zentaurenstute nicht wohl, und zwar aus Gründen, die über das phantastische Element hinausgingen. Berichtigung: Ihr Unwohlsein beruhte mit Sicherheit auf ihrer Sorge um das Element der männlichen Phantasien. Ganz besonders um die Seans und Davids. Und vielleicht auch Jims. Und das nicht gerade ohne Grund.
    Nun warteten sie am Strand neben einer Landmarke, die wie ein gewaltiges Kissen aussah. Hier sollte die Führerin eintreffen, die Führerin, die ihnen von dem Guten Magier gesandt wurde. Nach dem, was Jim Carlyle von diesem eigenartigen Land bereits gesehen hatte, war er durchaus bereit, die Vorstellung von guten und bösen Zauberern zu akzeptieren. Er hoffte nur, daß die Führerin sich als kompetent erwies, und daß er bald aus dieser Lage erlöst würde; ihm gefiel nämlich nicht, wie der Wind wieder auflebte, ganz gleich, wie verlockend er mit Sheilas Haar spielte. Zuerst hatte es so ausgesehen, als wolle der Sturm sich legen, aber nun wurde er wieder stärker. Ganz gleich, ob man sich in Florida oder in diesem magischen Land Xanth befand, es war eine schlechte Neuigkeit.
    Angeblich begierig, mehr über Xanth zu erfahren, waren die Kinder in ein angeregtes Gespräch mit der Zentaurin vertieft, aber Jim glaubte, daß ihre Begierde anderen Aspekten galt. Er sah Mary an, bis sie seinen Blick registrierte und zu ihm herüberkam. »Ich möchte keine Panikstimmung wecken, aber hast du den Wind bemerkt?« fragte er sie ruhig.
    Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Ja«, antwortete sie düster.
    »Bis wir wieder unterwegs sind, ist die Ablenkung durch diese Zentaurin vielleicht gar nicht das Schlechteste.«
    Mary antwortete mit einem Lächeln, das ehrlich und doch ein wenig gezwungen wirkte. »Vielen Dank für diese Klarstellung, Jim.«
    Dann kam etwas von Norden her durch die Luft geflogen.
    Sie duckten sich alle ein wenig, weil sie nicht genau wußten, wo es landen würde. Es sah aus wie eine große Flickenpuppe, eine von der modernen Sorte mit wunderschönen langen Beinen.
    Mit einem dumpfen Geräusch landete sie mitten auf dem Kissen. Sie wurde noch einmal in die Luft geschleudert und zog sich dabei den Rock straff. Bei dem Neuankömmling handelte es sich um eine hübsche junge Frau, der die Landung offenbar nichts ausgemacht hatte.
    Nun hatten die Jungen noch ein Mädchen, das sie anstarren konnten.
    »Hallo, alle zusammen«, sagte sie freundlich, sich die langen, grünlich schimmernden Haarsträhnen zurückstreichend. »Ich bin Chlorine, eure Führerin, und

Weitere Kostenlose Bücher