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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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schmuddelige Zeitpflanze. Sie sah sich das Gewächs genau an. Zeit war tückisch, das wußte sie; es konnte Dinge beschleunigen oder verzögern und selbst die Tageszeit ändern. Normalerweise hielt Chlorine großen Abstand zu diesen Pflanzen. Aber mußte es nicht einen Grund geben, daß sie hier stand, so nahe an dem Brunnen und dem Pfad? Das Licht strahlte ein wenig heller.
    Ein teuflischer Brunnen, ein teuflisches Zeit-Blatt. Im Teufelsgarten. Das paßte. Aber »teuflisch« hatte auch noch andere Bedeutung. Schließlich konnte jemand ein teuflisch guter Kerl sein oder einen teuflischen Durst haben. Konnte das etwas mit dem Brunnen zu tun haben? Und die Zeitpflanze… sie beeinflußte die Zeit, und eine teuflische Zeit konnte ebenfalls teuflisch gut oder teuflisch schlecht sein. Ging es hier vielleicht um diese Gegensätze? Oder ging es darum, daß Feuerwasser ein Zeitvertreib sein konnte? Das Licht wurde noch heller. Ja, das konnte es sein!
    Chlorine sah einen schmierigen Eimer, ergriff ihn und schöpfte damit von dem Feuerwasser. Natürlich sah es furchtbar aus. Aber wenn sie recht hatte, dann konnte es sich mit der Pflanze…
    Sie kippte den Eimer an der Stelle aus, wo die Zeitpflanze aus dem Boden wuchs. Die Pflanze wurde in der Tat plötzlich grüner und erschien gesünder. Dann brach die Nacht herein.
    Was? Erstaunt sah Chlorine sich um. Es war doch noch gar nicht so spät… Aber natürlich – die Zeitpflanze war von dem Feuerwasser müde geworden und hatte die Zeit beschleunigt, damit die Nacht hereinbrach und sie sich ausruhen konnte. Das hatte doch fast auf der Hand gelegen!
    Aber was habe ich davon? fragte sich Chlorine. Bei Nacht wäre es mit Sicherheit nicht leichter, sich durch das Gestrüpp vorzukämpfen, als bei Tag, eher im Gegenteil. Es sei denn…
    Das schwache Licht ging ihr nun so hell auf, daß der ganze Garten beleuchtet wurde. Ganz klar befand sie sich nun in der freundlicheren Sektion des Gartens. Es mußte sich um einen Engels-/Teufelsgarten handeln; der eine Teil unterschied sich von dem anderen wie die Nacht vom Tag. Also war in der Nacht der Teufelsgarten plötzlich der Engelsgarten… und der Pfad wand sich bequem hindurch. Endlich hatte Chlorine einen Weg ins Schloß gefunden.
    »Komm mit, Nimby«, sagte sie, als wäre das alles Routine. »Wir statten dem Guten Magier einen Besuch ab.« Und sie folgte dem Weg, der von kleinen Glühwürmchen gesäumt und erleuchtet wurde.
    Der Pfad führte direkt zum Eingang des Schlosses. Chlorine klopfte an der Tür, und diese öffnete sich auf der Stelle.
    Eine hübsche junge Frau empfing sie. »Willkommen im Schloß des Guten Magiers, Chlorine und Nimby«, sagte sie. »Ich bin Wira, seine Schwiegertochter. Bitte kommt mit mir, hier entlang.«
    Also hatte man sie in der Tat erwartet. Chlorine war erleichtert, daß sie ehrlich gewesen und die Rätsel ohne Nimbys Hilfe gelöst hatte.
    Sie folgten Wira nach drinnen. Im Schloß war es bemerkenswert hell; Licht fiel durch die hohen Fenster ein. Chlorine erkannte, daß es nicht wirklich Nacht war; dabei hatte es sich um einen örtlichen begrenzten Effekt im Garten gehandelt, der nicht mehr wirkte, nachdem sie die Umgebung der Zeitpflanze verlassen hatte.
    »Woher weißt du unsere Namen?« wollte Chlorine wissen. »Wenn ich mich richtig erinnere, dann… dann kannst du uns nicht einmal sehen.«
    »Ja, ich bin blind«, antwortete Wira. »Aber ich kenne dieses Schloß so gut, daß ich mich nicht verirren kann. Und ich habe gehört, wie Magier Humfrey sich knurrend über die Lage äußerte. Er hatte offenbar keine Schwierigkeiten, dich zu identifizieren, Chlorine, aber dein Freund Nimby hat ihn verwirrt. Er mußte tatsächlich in das Große Buch der Antworten schauen, überzeugt, daß es diese Person gar nicht gebe. Doch es gab einen Eintrag im Buch, den der Magier wohl vergessen hatte, und dort stand, Nimby sei ein Eselsdrachen mit dem magischen Talent, sich selbst und seinen Gefährten all das sein zu lassen, was sein Gefährte wünsche. Auch, daß sein voller Name Nicht In Meiner Bude sei, weil die meisten Leute ihn nicht ausstehen könnten. Der Magier hat den Kopf geschüttelt und sich geweigert, zuzugeben, nicht von solch einem Geschöpf gewußt zu haben. Ich fürchte, er spürt allmählich sein Alter.«
    Chlorine lächelte. »Das Buch der Antworten hatte recht. Nimby ist nicht der Mann, der er zu sein scheint, aber er ist viel freundlicher, als seine natürliche Gestalt vermuten läßt. In meiner Bude

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