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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist er willkommen, denn ich beurteile ihn nach seinen Taten und nicht nach seinem Aussehen. Immerhin ermöglicht er mir, eine phantastische Zeit zu verleben. Bis auf weiteres.«
    »Bis auf weiteres?«
    »Ich weiß, daß all das nur zu bald wieder enden wird und ich zu meinem früheren elenden Dasein zurückkehren werde. Aber ich werde dieses wunderbare Abenteuer haben, um mich daran zu erinnern, meinen eigenen leuchtenden Augenblick, und das verdanke ich nur Nimby. Ich beabsichtige, daraus das Beste zu machen.«
    »Ich fürchte, der Gute Magier plant, daß du länger als nur einen Augenblick von zu Hause weg bist.«
    »Oh, mein Dienstjahr gehört zu dem Augenblick«, entgegnete Chlorine fröhlich. »Damit habe ich mich abgefunden. Mein Abenteuer wird dadurch um so länger währen.«
    Wira führte sie in ein Nähzimmer zu einer unscheinbaren Frau, die Socken stopfte. »Mutter Sofia, hier sind unsere Besucher«, sagte sie.
    Sofia sah auf.
    »Bist du sicher, daß du ihn mit deiner Frage behelligen willst? Er wird dir zum Ausgleich einen überaus beschwerlichen Dienst abverlangen.«
    »Ja, natürlich«, antwortete Chlorine. »Ich freue mich darauf. Je abenteuerlicher der Dienst gerät, desto besser.«
    »Wie du wünschst. Wira wird dich nun zu ihm bringen.«
    Die blinde junge Frau führte sie ein dunkles gewundenes Treppenhaus hinauf in eine enge, vollgestopfte Studierstube. In den Schatten saß der Gute Magier Humfrey höchstpersönlich. Knurrig sah er von einem monströsen Buch auf. »Ja?«
    »Wo ist meine verlorene Träne?« fragte Chlorine.
    »Sie ist in deinen Augen, über beide verteilt, um sie feucht zu halten. Die eine Hälfte sorgt für dein linkes und die andere für dein rechtes Auge. Ohne diese letzte Träne müßtest du auf der Stelle erblinden.«
    Chlorine war in höchstem Maße verblüfft. »Daran hätte ich nie gedacht. Das muß einfach wahr sein!«
    »Selbstverständlich ist es wahr«, entgegnete Humfrey knurrend. »Jetzt melde dich beim Katapult zum Dienst.«
    Aber Chlorine, die zwar freundlich, aber nicht zu freundlich war, sträubte sich. »Ich weiß, daß ich dir für ein Jahr zu dienen habe, aber für dieses bißchen Wissen, das in der Rückbeschau geradezu offensichtlich ist? Das ist ja wohl nicht ganz fair!«
    »Bitte, widersprich ihm nicht«, bat Wira. »Das macht ihn nur noch knurriger.«
    »Ich werde ihr trotzdem antworten«, sprach Humfrey noch knurriger. »Du kanntest die Bedingungen, bevor du dich hierherbegeben hast, und wenn du die Chance verschwendetest, eine bedeutsame Frage zu stellen und eine bedeutsame Antwort zu erhalten, dann ist das einzig und allein dein Fehler.«
    »Äh, das ist wohl richtig«, gab Chlorine zu. »Ich kannte die Bedingungen. Ich entschuldige mich für meine unbeherrschte Äußerung.«
    Humfrey sah wieder von seinem Buch auf und schenkte Chlorine einen weiteren Blick. Er hatte gelbe Augäpfel, durch die sich purpurne Adern zogen, aber als sein Blick sich auf sein Gegenüber fokussierte, erhellten sie sich, und die Farben verblaßten. »Na, du bist ja wirklich eine Hübsche«, sagte er überrascht. »Dein Anblick ist Balsam für müde Augen.«
    »Das habe ich nur Nimby zu verdanken«, antwortete Chlorine, aber sie war dennoch froh, nun einen guten Eindruck zu machen, der den ersten Anschein von Zanksucht ein wenig abmilderte. »In Wahrheit bin ich unscheinbar und niederträchtig.«
    »Ja, ich weiß. Da du mir den geringfügigen Gefallen, meinen Augen Entspannung zu schenken, erwiesen hast, werde ich ihn erwidern, indem ich meine Antwort ergänze: denn sie ist längst nicht so unbedeutend, wie sie dir vielleicht vorkommt. Du besitzt die Fähigkeit, deine letzte Träne zu vergießen, solltest du dich dazu entschließen. Aber bedenkt man die Folgen, so rate ich dir ernsthaft, niemals zuzulassen, daß so große Trauer dich befällt.«
    »Da kannst du dir ganz sicher sein!« rief Chlorine lachend.
    »Tatsächlich bin ich da gar nicht so sicher, sonst hätte ich dich nicht gewarnt. Vielleicht kommst du einmal in diese Lage. Agiere dann nicht gedankenlos.«
    Neben ihr schien Nimby immer unruhiger zu werden.
    Chlorine nickte.
    »Ich danke dir für diese Ergänzung, Guter Magier. Ich werde daran denken.« Sie lächelte. Da erhellte sich die düstere Studierstube, und Humfrey schien um fünf Jahre jünger zu werden.
    »Ach, könnte ich das nur sehen!« murmelte Wira, die ahnte, daß etwas Schönes vor sich ging. Vielleicht hatte sie die Wärme des Lichts gespürt, das die

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