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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich erneut schuldig, weil sie für nichts zu bezahlen hatten.
    »Nein, ihr könntet die Zauberzuber nicht bedienen. Wie kann ich zu eurem Wohlergehen beitragen?«
    »Nun, ich persönlich würde gern mehr über euer Dorf und euer soziales Leben erfahren«, sagte Jim. »Ich bin noch nie zuvor Imps begegnet.« David und Karen sahen aus, als wollten sie am liebsten fernsehen, aber Mary brachte sie mit einem warnenden Blick zum Schweigen, bevor sie überhaupt etwas gesagt hatten.
    Osant nahm den Blick ebenfalls wahr und verstand seine Bedeutung. »Vielleicht möchten die Kinder lieber hierbleiben und in den Zauberspiegel schauen«, schlug er höflich vor. »Währenddessen würde ich die Erwachsenen durch unser Dorf führen.«
    Schlagartig war Karens Interesse geweckt. »Zauberspiegel?« fragte sie.
    Der Imp trat an einen großen Spiegel, der an einer der Wände hing. »Spieglein, möchtest du vielleicht zwei mundane Kinder unterhalten?« fragte er.
    Auf dem Glas erschien ein Mund, der aussah wie ein Spiegelbild, nur daß es nichts gab, was hätte reflektiert werden können. »Warum nicht? Ich könnte ihnen den magischen Gobelin von Schloß Roogna zeigen.«
    »Mom, was ist ein Gobelin?« fragte Karen.
    »Das ist ein Wandteppich«, antwortete Mary.
    »Ein Wandteppich«, stöhnte David enttäuscht.
    »Der Gobelin zeigt euch jede Szene in Xanth, die ihr sehen wollt«, erklärte Osant. »Die meisten Kinder finden das ziemlich spannend. Selbstverständlich würde er niemals gegen die Erwachsenenverschwörung verstoßen.«
    »Oooooch«, sagten David und Karen unisono.
    »Aber er zeigt historische Schlachten, in denen Menschen von Drachen verschlungen werden, Männer Frauen in Gruben werfen und das Blut in Strömen in die Flüsse rinnt.«
    »Wow«, sagten sie, wieder wie ein Kind, mit neu erwachtem Interesse. Mary zuckte zusammen; offenbar gab es auf Xanth die gleichen fragwürdigen Standards wie in Mundanien.
    David und Karen stellten Stühle vor den Spiegel. »Wir wollen diesen Fluß mit dem Blut sehen«, sagte David.
    Der Spiegel zeigte eine ländliche Gegend mit einem hellroten Fluß, der wie ein Bach dahinplätscherte.
    »Ach, das ist doch nur gefärbtes Wasser«, maulte Karen.
    Der scheinbar widergespiegelte Spiegelmund materialisierte über der Szene. »Warum bittet ihr mich nicht, den Gobelin zur Quelle dieses Flusses springen zu lassen – denn dort entspringt er dem Armstumpf eines verletzten Riesen?«
    »Ja!« riefen die Kinder einstimmig.
    Stilla kam zurück und brachte einen Teller mit Plätzchen, die wie Vanilleräder mit Speichen aus Schokolade aussahen. »Hier habt ihr ein paar Radplätzchen, die ihr beim Gucken essen könnt«, sagte sie.
    Mary verbarg einen Seufzer. Die Kinder würden damit zufrieden sein.
    »Hier entlang, bitte«, sagte Osant und ging zur Tür. Mary, Jim, Sean, Chlorine und Nimby folgten ihm. Mary hoffte, die Führung würde nicht so langweilig sein, wie die Kinder befürchteten. Aber schon aus Höflichkeit konnte sie nicht ablehnen, daran teilzunehmen. Wenigstens damit konnte sie den Imps ihre Gastfreundschaft vergelten. Mit ein wenig Glück würde die Tour nicht allzu lange dauern, und dann konnten sie sich eine ganze Nacht lang ausruhen.
    Die drei Tiere gesellten sich ebenfalls zu ihnen. Als Mary sie sah, fiel ihr etwas ein. »Woofer – könntest du bei den Kindern bleiben?« bat sie.
    Der Hund legte den Kopf schräg, dann nickte er und ging zurück. Er war zwar Seans Hund, aber er würde über die Kinder wachen.
    »Vielen Dank«, murmelte Mary erleichtert. Sie hatte keinen Grund zum Mißtrauen, aber der Gedanke, die Kinder allein unter Fremden zurückzulassen, flößte ihr Sorge ein. Im wahrsten Sinne des Wortes würde der Hund nur über seine Leiche zulassen, daß ihnen etwas widerfuhr. Und wahrscheinlich würde Woofer die Erkundung des Blutflusses ebenfalls Spaß machen.

6
Die Entscheidung
    »Miau!« machte Midrange gebieterisch.
    Sean bückte sich grinsend und nahm pflichtschuldigst den Kater auf. Midrange lief normalerweise nicht, wenn er sich statt dessen tragen lassen konnte. Und da Seans Hund bei David blieb, übernahm Davids Kater eben Sean. Dann flatterte Tweeter herbei und setzte sich in Seans Haar. Das erstaunte den jungen Mann. Karen hatte Midrange beigebracht, daß jeder Bissen, den er aus dem Vogel biß, sehr schnell dadurch Vergeltung fände, daß ein noch größerer Bissen aus ihm selbst gebissen würde, und deshalb behandelte der Kater Tweeter mit unaufdringlicher

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