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Wechselspiel der Liebe

Titel: Wechselspiel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Finsternis gesehen. Und dieses unheimliche Rascheln ... Bewegten sich halbnackte Gestalten im Dickicht? Dieser Gedanke scheuchte sie in die Kabine zurück. Sicher würde sie in dieser Nacht kein Auge zutun. Wie aus weiter Ferne hörte sie die Stimmen der Männer, die sich am Ruder unterhielten und gelegentlich lachten.
    Schließlich vertauschte sie ihr Kleid mit einem züchtigen Nachthemd aus Kattun und kroch unter die Bettdecke. Angespannt lauschte sie auf verdächtige Geräusche. Würden die Indianer das Schiff angreifen? Und würde ihr Mann diese Nacht bei ihr verbringen?
    Bald wurde sie von ihrer Müdigkeit überwältigt und glitt ins Reich der Träume hinüber. Auf bloßen Füßen lief sie durch einen dichten, schweigenden, dunkelgrünen Wald. Zunächst hörte sie nur die wilden Schläge ihres eigenen Herzens, dann begannen Zweige zu knacken. Bedrohliche Schritte näherten sich.
    William rannte vor ihr her. Verzweifelt versuchte sie seinen Namen zu rufen, ihn einzuholen, dem Indianer zu entrinnen, der sie verfolgte und grausam verstümmeln würde.
    Als sie einen Blick über die Schulter warf, sah sie ihn. Bunte Federn schmückten seinen Kopf, und er schwang einen Tomahawk hoch. Pechschwarz schimmerten seine Haare und Augen, und er trug nichts außer einer Rehlederhose. Grimmig und entschlossen eilte er ihr nach, und ihr Vorsprung verringerte sich mit jeder Sekunde. Ein Indianer?
    Nein — Jarrett ... Sie wollte schreien, aber kein Laut kam aus ihrer Kehle. Und dann stolperte sie über die Wurzeln eines hohen, mit Moos bewachsenen Baums.
    Langsam sank sie zu Boden, schaute auf, und der Tomahawk — verziert mit blonden und braunen Skalps — sauste herab. Wieder versuchte sie zu schreien ...

8
    Sie mußte im Schlaf geschrien haben, denn sie wurde unsanft wach gerüttelt. Sekundenlang glaubte sie in die Augen des Indianers aus ihrem Traum zu blicken. Dann erkannte sie im schwachen Kerzenschein das angespannte Gesicht ihres Mannes.
    »Tara! Um Himmels willen, was ist denn los? Hast du geträumt?«
    Mit aller Kraft riß sie sich los. »Dieser Traum — war Wirklichkeit ...«, stammelte sie und zitterte am ganzen Körper.
    »Tara!« Er wollte wieder nach ihr greifen.
    Aber sie schüttelte heftig den Kopf, setzte sich auf und rückte in die hinterste Ecke der Koje. »Rühr mich nicht an!« flüsterte sie. »Du weißt nichts, du kümmerst dich um nichts, du segelst blindlings mitten in die Gefahr hinein!«
    Huchend sprang er vom Bett auf. Seine nackte, kraftvolle Brust schimmerte im rötlichen Licht. »Nur ein einziges Mal in meinem Leben war ich blind — als ich dich geheiratet habe!« stieß er hervor und wandte sich ab.
    »Wohin gehst du?«
    »Ich setze mich hierher«, entgegnete er und zog den Stuhl hinter dem Schreibtisch hervor. »Da mußt du nicht befürchten, daß ich dich noch einmal anfasse.« Er holte eine Rumflasche aus der Schublade und trank einen großen Schluck. »Oder soll ich die Kabine verlassen?«
    Schweigend starrte sie ihn an.
    »Ah, das dachte ich mir«, fuhr er fort. »Ich darf dich nicht allein lassen, muß aber Abstand wahren.« Als Tara noch immer keine Worte fand, seufzte er. »Schlaf jetzt weiter.«
    »Jarrett ...«
    »Schlaf!«
    Mit steifen Gliedern streckte sie sich aus, kehrte ihm den Rücken und schloß die Augen. Doch sie konnte nicht einschlummern, lauschte auf die Geräusche seiner Bewegungen, dachte über ihren Traum nach. Ihr Verfolger war ein Indianer gewesen, aber er hatte Jarrett so ähnlich gesehen ...
    Sie hörte ihn atmen, aus der Rumflasche trinken. Bald würde ihn die Nachtwache ermüden. Und wenn er dann neben ihr lag, würde er sie trotz seines Zorns in die Arme nehmen.
    Doch darauf wartete sie vergeblich. Am Morgen erkannte sie, daß er die ganze Nacht auf dem unbequemen Stuhl verbracht haben mußte. Weil er versprochen hatte, sie nicht mehr zu berühren ...
    Schweren Herzens stand sie auf. Nachdem sie sich gewaschen und angezogen hatte, ging sie an Deck. Sie winkte Nathan zu, der auf den Großmast geklettert war und seinen Blick über beide Ufer wandern ließ. Hielt er nach Indianern Ausschau? Vermutlich.
    Aber er winkte grinsend zurück. Zögernd ging sie zum Ruder, wo Jarrett stand, immer noch in der engen Hose, mit dem nackten, muskulösen Oberkörper, der so bedrohlich an einen Indianer erinnerte. Schwarze Haarsträhnen hingen ihm in die Stirn, und als er Tara an-schaute, schienen Feuer und Eis aus seinem Blick zu sprühen. »Ah, guten Morgen, meine Liebe. Wie

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