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Weck mich am Arsch!

Weck mich am Arsch!

Titel: Weck mich am Arsch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Prestenbach
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oder am Ende der Nadel. Diese Beobachtung war das fehlende Glied in der Kette seiner Überlegungen zur Entwicklung der modernen Nähmaschine.
    Andere Erfinder sahen im Traum sogar ganze Konstruk tionszeichnungen wie etwa George Westinghouse, der die Druck luftbremse für Eisenbahnwagons erfand. Oder aber Charles Vernon Boys, der Erfinder des Gasmessers. Von ihm wird behauptet, dass er sofort nach dem Aufwachen die Konstruktion aus der Erinnerung nachzeichnete und unverzüglich zum Patent anmeldete.
    All diese Dinge, die wortwörtlich »im Schlaf« erfunden wurden, sollten den Schlafverneinern dieser Welt endlich einmal zu denken geben. Wie kann man angesichts dieser Errungenschaften allen Ernstes behaupten, Schlafen wäre Zeitverschwendung oder gar Idiotie?
    Unter Napoléons Kategorie »Idiot« würde übrigens auch Albert Einstein fallen. Der Begründer der Relativitätstheorie, ohne dessen großartige Denkleistung wir heute weder Mobiltelefone, Mikrowellen, CD -Player, Computer, Internet noch Satellitenfernsehen hätten, bekannte sich freimütig zu seinem ausge präg ten Schlafbedürfnis. Denn nur wer ausreichend Schlaf be kommt, kann die wertvollste menschliche Fähigkeit, die Intui tion, frei entfalten. Einstein sagte dazu einmal: »Der Intellekt hat wenig zu tun auf der Straße der Entdeckung. Denn das eigentlich Wertvolle ist die Intuition […] Auf einmal macht das Bewusstsein einen Sprung, nennen wir es Intuition, die Lösung kommt zu dir, du weißt weder wie noch warum.« Anders ausgedrückt: Nur weil Albert Einstein und andere große Geister intuitive, ausgeschlafene Menschen waren, leben wir heute in der uns so selbstverständlichen modernen Zivilisation.
    Das bestätigen auch jüngste Studien der Universitäten Lübeck und Köln. In mehreren Versuchen gelang es den Forschern nachzuweisen, dass Schlafen eine Art kreativer Lernprozess ist, während dem zuvor aufgenommene Information neu sortiert und dem Langzeitgedächtnis zugeführt wird. Sollte es also vielleicht genau andersherum sein, Monsieur Napoléon? Waren vielleicht Sie nicht ganz richtig im Kopf?
    Tatsächlich gehen viele Historiker heutzutage davon aus, dass mit Napoléon etwas nicht stimmte. Der General und spätere Kaiser soll an Narkolepsie gelitten haben. Bei dieser Erkrankung, die im Volksmund auch »Schlafkrankheit« oder »Schlummersucht« genannt wird, handelt es sich um eine neurologische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus. So wird über Napoléon berichtet, dass er immer wieder spontane Schlafattacken erlitt, selbst wenn er sich gerade auf einem Empfang, auf einer Lagebesprechung oder aber hoch zu Ross auf dem Schlachtfeld befand. Manche behaupten sogar, er hätte wegen plötzlichen Einnickens seine letzte, alles entscheidende Schlacht bei Waterloo verloren. Kein Wunder also, dass dieser Mann nachts keine Ruhe fand und neidvoll über jeden herzog, der länger schlafen konnte als er.
    Ein armseliges Verhalten, vor allem wenn man den Blick auf einen anderen großen Kaiser richtet. Auf einen Mann, der aus seinem Langschläfer-Naturell nie einen Hehl gemacht hat: Franz Beckenbauer. Was er in diesem Zusammenhang zu Torjäger Gerd Müller gesagt hat, ist in die Annalen der Sportgeschichte eingegangen: »Keine Sorge Gerd, ohne uns fliegen die nicht!«
    Man kann nur hoffen, dass alle Langschläfer eines Tages derart lässig dem Alltag begegnen, statt mit chronisch schlechtem Gewissen durchs Leben zu stolpern. Denn »wer sich vom Mahl des Schicksals ernährt, fürchtet nicht, den Schlaf zu kosten« bemerkte der Philosoph Khalil Gibran einmal treffend. Doch sich »vom Mahl des Schicksals zu ernähren«, trauen sich leider die wenigsten Menschen. So kommt es, dass sich die meisten Langschläfer zwar ständig über den ihnen aufgezwungenen frühen Arbeitsbeginn ärgern, aber nichts dagegen tun.
    Â»Wenn zu rechter Zeit jeder Mensch fassen würde, welche süße Gabe der Schlaf ist, es würde keiner mehr ihn so mutwillig auf das Nichtwürdigste verschleudern.« Eine Erkenntnis, die der Schriftsteller und Pfarrer Jeremias Gotthelf schon vor über 150 Jahren in Worte fasste und die bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat.
    Auch die Worte von weitaus berühmteren Köpfen zum Thema »Schlaf«, blieben bis dato weitgehend ungehört. »Der Schlaf ist für den

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