Weck mich am Arsch!
ganzen Menschen, was das Aufziehen für die Uhr«, bemerkte einst Arthur Schopenhauer. Und Erich Kästner schrieb: »Wer schlafen kann, darf glücklich sein.« Warum blieben all diese groÃartigen Worte in unserer Gesellschaft bisher unerhört? Worte, wie man sie kaum klarer formulieren kann. Kurt Tucholskys Ausspruch »Gebt den Leuten mehr Schlaf â und sie werden wacher sein, wenn sie wach sind« ist doch absolut unmissverständlich. Wer es noch deutlicher braucht, dem hilft vielleicht Kafka auf die Sprünge: »Dies frühzeitige Aufstehen macht einen ganz blödsinnig. Der Mensch muss seinen Schlaf haben.«
Wem aber Worte allein, von wem auch immer sie geschrieben wurden, nicht beweiskräftig genug sind, dem sei das Leben und Sterben des Philosophen René Descartes eine Warnung. Mit seiner Erkenntnis »Ich denke, also bin ich« revolutionierte er als bekennender Langschläfer die Philosophie. Nach einer Karriere im Militärdienst bereiste er mehrere Jahre Europa, besuchte Gelehrte und legte sein Familienerbe so an, dass er bequem davon leben konnte. Descartes machte nie einen Hehl daraus, dass er gern viel Zeit im Bett verbrachte â schlafend und denkend. 1649 rief ihn Königin Christina von Schweden an ihren Hof in Stockholm. Er folgte nach anfänglichem Zögern, wahrscheinlich in der Hoffnung auf ein ruhiges, abgesichertes Gelehrtenleben. Doch daraus wurde nichts. Jeden Morgen um 5 Uhr hatte der Gelehrte zum Frühstück zu erscheinen, um Christina Privatstunden in Philosophie zu geben. Das scheint den Langschläfer Descartes schon nach kurzer Zeit so zermürbt zu haben, dass er am 11. Februar 1650 mit nur 54 Jahren an einer Lungenentzündung starb. Möge das Schicksal dieses Mannes allen Langschläfern auf ewige Zeiten eine Warnung sein!
So kannâs gehen â von Menschen, die es geschafft haben
Was ist Erfolg? Zehn Millionen auf einem Schweizer Bank konto? Eine sichere Rente? Eine goldene Schallplatte? Das Ver trauen der Kollegen? Anerkennung vom Chef? Vielleicht ja, vielleicht auch nein, denn was der eine erfolgreich nennt, mag einem anderen völlig lächerlich erscheinen. Erfolg ist eine höchst subjektive Angelegenheit. Im eigentlichen Sinne bedeutet er das Erreichen selbst gesteckter Ziele.
Meine Mutter erzählt zum Beispiel noch heute gern, dass ich als fünfjähriger Junge die Frage des Nikolaus nach meinem Berufswunsch kurz und knapp mit »Millionär« beantwortet habe. Zugegeben, gemessen an dieser Aussage verlief mein Leben bisher relativ erfolglos. Weià man aber, dass ich schon als Kind sehr gern und lange schlief und dass ich mir mit dem ganzen Geld ein Leben ohne Wecker kaufen wollte, sieht die Sache schon anders aus. Denn als Gastronom verfüge ich heute zwar über keine Millionen, kann aber Tag für Tag ausschlafen, ohne mir dumme Sprüche anhören zu müssen. Von dieser Akzeptanz können die führenden Kräfte unserer Gesellschaft, also Unternehmer, Bankiers und Politiker, nur träumen. Kein Wunder also, dass ich für dieses Kapitel keinen einzigen Politiker gefunden habe, der sich zu seinem Langschläfertum bekennt. Im Gegenteil: Angela Merkel, Klaus Wowereit und all die anderen, die ich um ein Interview gebeten habe, beeilten sich, mir mitteilen zu lassen, dass sie um Himmels willen keine Langschläfer seien. Zum Glück gibt es nicht nur Politiker auf dieser Welt. So erzählen im Folgenden zehn bekennende Langschläfer von ihren Erfahrungen und ihrem täglichen Leben. Menschen, die sich nicht schämen, den frühen Morgen den komischen Vögeln zu über lassen. Und deren leuchtendes Vorbild allen Langschläfern zeigt: Ihr seid völlig normal, lasst euch bloà nichts anderes einreden!
Katrin Bauerfeind
Für ihre Moderation der Internet- TV -Sendung Ehrensenf er hielt Katrin Bauerfeind im Jahre 2006 den Publikumspreis des Grimme Online Awards. Neben verschiedenen anderen Engage ments gehörte sie lange Zeit zum festen Ensemble der Harald Schmidt Show . Auf 3sat präsentiert die bekennende Langschläferin ihre eigene Sendung Bauerfeind .
Frau Bauerfeind, unsere Gesellschaft tanzt immer noch nach der Pfeife der Frühaufsteher, obwohl längst nachgewiesen wurde, dass mehr als 60 Prozent aller Deutschen genetisch determinierte Langschläfer sind. Wie erklären Sie sich das?
Sätze wie »Morgenstund hat Gold im Mund«, »Der
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