Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
(Okraschoten-Masala)
Aufgehendes Licht der Sonne
(Garnelen in Curryabstimmung)
Jubel für die neue Familie
(Taubenbrust unter der Safrankräuterkruste)
Erheiterung der Götter und Gäste
(Papageienfischfilet in Ingwer-Tomatenjus)
Zubereitung für Maharadscha und Kaiser
(Geräucherter Lachs in Ananas-Senfmarinade)
Verneigung vor Jugend und Schönheit
(Lamm nach Kaschmirart mit Macadamianüssen)
Versteckte Verführung der Sinne
(Knusprige Entenbrust gefüllt mit Jakobsmuscheln und Trüffeln)
Mein Magen knurrt laut und vernehmlich.
»Das habe ich gehört!«, ruft ein Mädchen der Cateringfirma, die in geduckter Haltung überprüft, ob die Rechauds richtig brennen.
»Sorry«, sage ich. »Kein Wunder bei dem Duft, oder?«
»Nach zwei Jahren ist man weitgehend immun«, behauptet sie.
»Du willst mir erzählen, dass du nichts mehr isst?«
Sie lacht. »Doch, doch, sonst würde ich den Knochenjob nicht durchhalten! Aber privat reizt mich inzwischen ein Schnitzel mit Kartoffelsalat mehr als das Luxusfutter hier!«
»Kann ich mir nur schwer vorstellen«, gebe ich zu. »Ich bin noch nicht so lange dabei.«
»Da reagiert auch jeder anders. Meine Kollegin dachte, sie könnte sich von ihrer Schokoladensucht befreien und vier Kilo abnehmen, indem sie die Schokofontänen betreut. Inzwischen wiegt sie noch zwei Kilo mehr – Tendenz steigend!«
»Auweia«, kichere ich. »Danke für die Warnung!«
»Wenn du trotzdem noch Hunger hast, dann könnte ich dir eines von den frisch gebackenen Fladenbroten abtreten. Mit den orientalischen Soßen schmecken die echt klasse!«
Ich überlege kurz. Ein Snack wäre nicht schlecht, nur kann ich meinen Posten nicht verlassen und sollte die Gestreifte auftauchen, wäre ich kauend mit vollen Backen kein sehr überzeugender Widerstand. Schweren Herzens lehne ich ab.
»Danke, vielleicht komme ich später darauf zurück!«
»Wie du meinst. Dann nimm dir doch wenigstens einen Apfel, das fällt auch nicht weiter auf!« Das Mädchen zuckt mit den Schultern und verschwindet, um die nächsten Platten zu holen. Ich bin sehr stolz auf mich. Meine Gedanken produzieren die Schlagzeile:
Julia auf dem besten Weg zur Vollblut-Weddingplanerin. Sie verzichtet auf die kulinarische Verführung, um sich aufopfernd ihrem einzigen Ziel zu widmen – ein Paar glücklich zu machen!
Gut, das ist vielleicht etwas übertrieben, denn hauptsächlich stehe ich im Moment herum wie bestellt und nicht abgeholt. Doch insgesamt läuft tatsächlich alles wie am Schnürchen! Ich bekomme Routine in dem, was ich tue, und bin Bonjour eine echte Stütze.
Hochmut kommt vor dem Fall, heißt es. Ein dämliches Sprichwort! Es kann niemand etwas gegen gesundes Selbstbewusstsein haben, oder!? Und gegen einen Apfel in meiner Tasche für später auch nicht!
Wahrscheinlich denke ich nur deshalb über solchen Blödsinn nach, weil ich Besteck polieren, Tischdecken glatt streichen und Löcher in die Luft starren schon erledigt habe. Perfekter waren die Tische selten gedeckt. Meine einzige nette Abwechslung sind die Affen, die ich nun doch ausgiebig durch die Panoramaglasscheibe beobachten kann. Süße Kerlchen mit grau-weißem Fell und kohlrabenschwarzen Gesichtern. Sie haben einen endlos langen Schwanz und können super klettern, wie man es von Affen auch erwarten darf. Aber dieseJungs können außerdem noch springen wie die Weltmeister. Mir kommt es vor, als würden sie nur für mich einen Weitsprungwettbewerb abhalten und ich soll beurteilen, wer der Beste ist. Wie ich darauf komme? Ab und zu drückt einer seine Lippen gegen die Scheibe, um mich mit einem Küsschen zu bestechen. Oder ein anderer fletscht die Zähne, um mich auszulachen, weil ich nicht auf seiner tollen Schaukel mitschaukeln kann. Am niedlichsten ist ein Nachwuchsaffe, der die anderen ständig neckt – von hinten anfällt, in die Seite zwickt oder auf ihre Rücken klettert. Er will offensichtlich spielen und findet es doof, wenn die anderen sich ein Päuschen gönnen wollen. Ich wäre allerdings langsam froh, wenn meine unfreiwillige Pause endlich ein Ende hätte. Arbeiten ist stressig, aber wenn ich nichts tue, vergeht die Zeit wie zäher Kleister.
Um meinem Dasein doch noch einen Sinn zu geben, späht die Gestreifte tatsächlich zur Tür herein. Sie erkennt mich und zieht sofort den Kopf zurück wie eine Schnecke, der man auf die Fühler getippt hat. Besser für sie, bevor ich meine Langweile und meinen Frust
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