Weddingplanerin mit Herz (German Edition)

gemerkt.
    Es ist auch völlig egal, dass dieser Schneeballtanz nur fünf Minuten des gesamten Tages ausmacht, denn danach darf jeder tanzen, wie er mag, auch ohne Partner …
    Wie auch immer, nachdem ich inzwischen zahlreiche Feiern erlebt habe, die in Traditionen und Luxus erstickt sind, freue ich mich riesig auf die Abwechslung. Leider gilt die Entspannungsdevise erst an dem Tag selbst. Am Anfang hat Meli Bonjour und mich schalten und walten lassen, aber seit der Countdown läuft, dreht sie am Rad wie alle Bräute und würde am liebsten jedeWinzigkeit immer und immer wieder durchplanen oder alle zwei Stunden ändern, um es zu guter Letzt doch so zu machen wie ursprünglich vorgeschlagen. Ich finde Weddingplanerin nach wie vor einen spannenden und irrsinnig vielseitigen Beruf, aber auch ganz schön anstrengend. Vorher ein Psychologiestudium zu absolvieren, würde nichts schaden, um mit durchdrehenden Bräuten, Brautmüttern, Schwiegermüttern, Töchtern, Vätern und schwierigen Verwandten besser umgehen zu können. Noch besser eine Ausbildung zur Hypnotiseurin, um sie alle kurzfristig lahmzulegen, bevor sie aufeinander losgehen. Oder den süßen Fotografen in die Flucht schlagen. Ich sollte mir dringend was überlegen!

Die Gelegenheit kommt einfach bei uns in die Agentur spaziert. Eva-Maria Frei und Ralf van Rieken haben um siebzehn Uhr einen Termin mit Madame vereinbart und rauschen – wie es sich gehört – um zehn vor sechs beinahe pünktlich ein. Das ist meine Gelegenheit, bei einem Kundengespräch zu assistieren. Mit Notizblock, Netbook und Kaffeekanne bewaffnet, trete ich zu unserem Konferenztisch in der Beratungsecke.
    Das ist wichtig und macht einen riesigen Unterschied, wie wir unseren Bereich anpreisen, in dem unsere Brautpaare empfangen werden. Meistens bestimmt Madame das offizielle »Wording«, wenn sie den Beruf des künftigen Ehemannes gehört oder die Handtasche der Frau gesehen hat.
    Ist er Bänker oder Rechtsanwalt, dann ist es ein Konferenzzimmer. Trägt sie eine Birkin Bag, bitten wir in den Beratungsraum.
    Für Paare mit normalem Budget ist es eine Beratungsecke, in der wir uns zum Gespräch treffen. Für Promi und Adel veranstalten wir ein Meeting und für die Coolen oder die, die sich dafür halten, beraumen wir einen Jour fixe an.
    Heute haben wir eine Kombi aus allem – Geld undTurnschuhe nennt Endres das. Eva-Maria und Ralf sind ganz sympathisch, lachen viel und sie greift zwischendurch nach seiner Hand, es scheint also echte Liebe im Spiel zu sein. Der Anlass wiederum ist ein altmodischer und ich habe den Eindruck, ein »Probeauftrag« für uns.
    »Wir wollen unsere Verlobung bekannt geben«, erklärt Ralf. »Nur im kleinen Rahmen, aber meine Familie und meine Geschäftspartner erwarten das.«
    »Um es nicht zu förmlich wirken zu lassen, wünschen wir uns eine aufgelockerte Umgebung«, ergänzt Eva-Maria.
    Hinter Madames Stirn beginnt es zu rattern.
    »Wie wäre es in einem hübschen Gartenlokal?«
    Eva-Maria schüttelt den Kopf. »Lieber kein klassisches Restaurant, das ist uns zu gewöhnlich.«
    »Eine Jacht vielleischt, das ist etwas Besonderes.«
    »Das finde ich nett …«, sagt sie.
    »Nein, wer weiß, ob unsere Gäste alle seefest sind …«, meint Ralf.
    »Nun, man kann das Event auch im Hafen abhalten und muss nischt aufs offene Wasser, wenn Ihnen das lieber ist«, schlägt Madame vor.
    Aber Ralf bleibt skeptisch. »Die Verlobung ist noch nicht die Hochzeit, ich möchte steigerungsfähig bleiben.«
    »Wir hätten auch noch die Möglischkeit, exklusiv ein petit Theater zu mieten.«
    Dazu nickt Ralf. »Mit Showeinlagen? Dann wären unsere Gäste gleich gut unterhalten!«
    »Nein«, widerspricht Eva-Maria. »Die Leute sollen miteinander reden und sich kennenlernen. Besonders unsere Familien. Da soll keiner dazwischenträllern.«
    »Wir müssen keine Artisten auftreten lassen«, sagt Madame.
    »Aber wozu dann ein Theater?«, fragt Eva-Maria.
    »Also ich fände einen Rahmen, der einen Anhaltspunkt für Gesprächsthemen gibt, sehr gut«, wirft Ralf ein.
    Bisher habe ich nur stumm mitnotiert und innerlich geschmunzelt. Warum sich die Paare nicht vorher miteinander unterhalten, was sie wollen, ist mir ein ewiges Rätsel. Madame fängt an zu rudern und straucheln, das spüre ich. Kein Wunder, die Vorstellungen der beiden scheinen Meilen auseinanderzuliegen und unsere besten Locations hat sie schon ins Rennen geschickt. Zu viele Fehlversuche gerade am Anfang sind schlecht, weil