Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
lieben sich und wollen deshalb ihre Hochzeit groß und mit allen feiern. Obwohl Meli die Planung übertreibt.
Sie hat sogar einen Hochzeitstisch zusammengestellt. Ich finde diese Geschenke-Wunschlisten, die man sich in einem bestimmten Geschäft oder online einrichten kann, total grauenvoll. Wo bleibt da die Überraschung, wenn ich vorher auswähle, was die Leute mir schenken? Aber Brautpaare haben eine paranoide Panik davor, fünfundzwanzig Toaster und zehn Butterdosen in Schwanenform geschenkt zu bekommen.
Um Meli vor bonbonrosafarbenen Serviettenringen, die zur Tischdecke und den Messerbänkchen passen, zu bewahren, hatte ich den Vorsitz der Geschmackspolizei. Eine weise Vorsichtsmaßnahme, Bräute neigen nämlich zu Kitsch, mehr als jemals vorher und nachher. So musste ich beim Blumenschmuck verhindern, dass sie sich für übermannshohe Glassäulen in Form von Champagnerkelchen entscheidet, aus denen dann üppige Lilienbouquets hervorquellen sollten. Und ich habe Meli ausgeredet, ihrer Trauzeugin ein Kleid aus der Brautjungfernkollektion aufzuzwingen. Ein Brauch aus Amerika, der dazu führt, dass Freundinnen der Braut gelegentlich aussehen wie Presswürste in Pelle oder Zaunlatten mit Stoffballen. Auf dem Hochzeitsfoto wirkt es dann, als hätten sich alle aus demselben Kleiderschrank bedient und sich an eine farbliche Corporate-Identity-Vorgabe gehalten.
Das wäre doch mal was für die Einladung: »Wir heiraten in den Farben unseres Lieblingsvereins, bitte kommt in entsprechend gefärbter Kleidung.«
Einige Bräute gehen so weit, der Schwiegermutter die Farbe des Hutes vorzuschreiben. Den umgekehrten Fall gibt es mindestens genauso oft: Mütter, Schwiegermütter, Verwandte & Co, die über die Hochzeit bestimmen wollen. Mit Grauen denke ich an den Angriff von Tante Adlerkralle. Umso besser, dass Meli und Joachim auf eine Sitzordnung verzichtet haben. All diese Sachen habe ich mit meiner Schwester in mühseliger Kleinarbeit abgesprochen. Wir hatten viel Spaß – besondersbei der Entdeckung der gruseligsten Hochzeitsgeschenke – und manchmal hätte ich sie auf den Mond schießen können. Aber sie hat mich nie gefragt, ob es richtig ist, Joachim zu heiraten. Sie bekommt blitzblanke Strahleaugen, wenn sie über ihn spricht, leuchtet von innen heraus, wenn er in ihrer Nähe ist, und ich würde mir wünschen, dass Noah mich so zärtlich anguckt wie Joachim meine Schwester. Sie muss nicht fragen, sie weiß es. Ein paar Bräute, die ich in den letzten Monaten betreut habe, hätten lieber überlegen sollen, allen voran Lydia und Ronald, bei meiner Schwester habe ich keinen Zweifel mehr. Bevor ich Noah näher kennengelernt habe, wollte ich sie immer mal fragen, wie man herausfindet, ob man verliebt ist. Hat sich nie ergeben und jetzt würde ich lieber fragen, wie man herausfindet, ob er ebenfalls verliebt ist, denn an meinem Herzklopfen ist nichts zu rütteln. Hoffentlich …
»Das ist ja wundervoll hier!«, ruft Eva-Maria, als wir die Galerie betreten.
»Noch besser, als ich es mir vorgestellt habe! Sieh mal, Schatz, was für schöne Bilder«, meint Ralf. »Eine Inspiration für unsere Hochzeitsreise.«
Ich könnte jubeln und tanzen, mein Plan geht auf! Nach einer Stunde schütteln sich alle reihum die Hände, die Verlobung von Eva-Maria Frei und Ralf van Rieken wird in einer Woche hier stattfinden. Bis dahin wird es bei Bonjour sehr hektisch werden, wir brauchen ein Catering, das den Ansprüchen der beiden genügt,Tische, Stühle, eine doppelseitige Anzeige in der Tageszeitung …
Schreckt mich alles nicht, solange Noah möglichst bald von dem Deal erfährt.
Alle halbe Stunde checke ich mein Handy, aber es bleibt stumm wie ein Fisch. Ich hatte gehofft, dass der Galeriebesitzer sofort bei Noah anruft, um die Neuigkeit zu verbreiten, aber vielleicht trödelt er auch herum oder er hat noch andere Dinge zu erledigen, die ihm wichtiger erscheinen. Im schlimmsten Fall wartet er sogar, bis Noah zufällig bei ihm vorbeischneit. Oder – mir kommt ein schrecklicher Gedanke: Vielleicht sagt er es ihm gar nicht, steht auf dem Standpunkt, dass es seine Galerie ist und er niemanden um Erlaubnis fragen muss, wenn er sie vermietet. Noah muss ja schon dankbar sein, ausstellen zu dürfen. Quatsch, ich mache mir schon wieder unnötig Sorgen. Die Räume gehören zwar dem Galeristen, aber es sind Noahs Bilder und deshalb wird er bestimmt wenigstens informiert.
Tick, tack, tick, tack, ich verfolge den Sekundenzeiger meiner
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