Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Spörrle
Vom Netzwerk:
nahm die Dunkelhaarige die Sonnenbrille ab. Er musste das ja nicht, er hatte selbsttönende Gläser und sah immer gut, aber für sie musste es ganz schön duster sein. Umso besser. Er zwängte sich auf Körperkontakt neben sie. Was für ein Körper!
    »Übrigens, was ich sagen wollte: Ich bin Mario! Und du heißt Susan, oder?«
    Sie nickte.
    Komisch, es kam ihm die ganze Zeit vor, als habe er sie schon mal gesehen. »Sag mal«, fragte er, »bist du auch aus Köln?«
    Sie schüttelte den Kopf. Also, sehr gesprächig war die Schnecke ja nicht. Wurscht, bei einer solchen Braut war das ganz egal.
    »Auch nicht aus der Nähe von Köln?«, fragte er. »Oder warst du in letzter Zeit mal in Köln? Du kommst mir so bekannt vor.«
    Sie schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich war sie schüchtern, deshalb die Brille. Aber schüchterne Weiber sehnten sich nach nichts mehr, als von einem Mann beachtet zu werden. Und so quatschte er schnell weiter: »Was bist du für ein Sternzeichen? Ich wette: Zwilling. Oder, nein: Stier. Oder, nein, besser: Jungfrau! Bist du Jungfrau?«
    Trotz ihrer Sonnenbrille war deutlich zu sehen, dass sie sich nach einem anderen Platz umsah.
    »Nein, nein, bitte«, sagte er schnell. »So war es nicht gemeint. Ich meine wirklich das Sternzeichen. Es ist nämlich so: Ich denk e – das habe ich gleich gemerkt, das spüre ich schon den ganzen Aben d –, da ist was zwischen uns. So ein e – Nähe. Als ob wir uns schon lange kennen, findest du nicht? Honey, da ist irgendetwa s – in der Luf t …«
    Gleich würde er ihre Hand nehmen, und sie würde es zulassen. Dann würde er ihr die Brille abnehmen, das ging sonst nicht gut, denn er hatte ja auch eine auf, und sie küssen.
    Aber sie prustete los.
    Das hatte er so nicht erwartet. Er würde sich erst mal auf die Blonde konzentrieren, auf diese Jessica.
    MORITZ
    Im Maria Magdalena war es noch genauso wie früher. Kaum saß er auf der Terrasse mit Blick auf den kleinen Fischerhafen, stürzte Diego, der Wirt, freudestrahlend heraus und begrüßte ihn. Diego servierte kühlen, leicht perlenden Weißwein, frische Meeresfrüchte mit scharfer Knoblauchsauce und noch warmes Bro t – ein einfaches Essen im Vergleich zu gestern im Hotel, aber sehr gut; genau deswegen war er hergekommen. In einer Ecke der Terrasse saßen drei braun gebrannte Frauen, die sich angeregt, aber leise unterhielten. Deutsche, die ein paar Monate im Jahr hier lebten. Sie beachteten ihn nicht. Einer der großen Vorteile der Insel: Hier gab es so viele Promis, dass das Erregungsniveau darüber deutlich niedriger war als in Deutschland. Oder in einem Pauschalhotel.
    Moritz hatte lange nicht mehr so genossen, irgendwo draußen zu sitzen und zu essen.
    Als er zufrieden seinen Teller zurückschob, hatten ihm die drei Frauen immer noch keinen einzigen Blick zugeworfen.
    Moritz bestellte Käse und Rotwein zum Nachtisch. Auch der Rotwein war kühl und moussierte. Moritz hob das Weinglas gegen das Windlicht auf seinem Tisch und prüfte die Weinfarbe. Für einen einfachen Tropfen gar nicht übel.
    Die Frauen am Ecktisch ignorierten ihn immer noch.
    Was jetzt fast etwas übertrieben war. Immerhin war er der einzige Gast außer ihnen. Und berühmter Schauspieler hin oder her: War es nicht ganz normal, jemanden wahrzunehmen, der gerade mal fünf, sechs Meter entfernt gut erkennbar im Schein ziemlich vieler Windlichter saß? Ihn wenigstens kurz anzusehen, ein Lächeln oder Nicken musste gar nicht sein. Obwohl, auch das hätte zumindest gezeigt, dass man diesen jemanden nicht für den Kleiderständer hielt.
    Moritz räusperte sich einige Male vernehmlich. Eine der Frauen sah zur Seite. Na also! Die Frau öffnete ihre Handtasche und zog ein surrendes Handy heraus. Sie sprach ein paar Sätze hinein und wandte sich wieder den zwei anderen zu. Es musste schlimm sein, mit solch großen Scheuklappen durchs Leben zu laufen.
    Moritz rief nach Diego. »Der Wein ist gut. Könnte ich mal die Flasche sehen?«
    »Lieber nicht«, grinste Diego, »du bist Besseres gewöhnt. Ich habe einen Roten von einem neuen Weinmacher aus dem Rioja. Reiner Stoff! Ich bringe dir schnell ein Glas.«
    Die drei Frauen mussten alles mitbekommen haben, Moritz hatte eine volltönende Stimme, definitiv lauter als das Schnarren eines Handys. Aber sie dachten nicht daran, sich auch nur einmal kurz umzusehen. Schon fast provokant.
    Moritz widmete sich also mit Leidenschaft dem Wein. Kennerhaft sog er den Geruch ein. »Mhhhmmmmm!« Und als er den ersten

Weitere Kostenlose Bücher