Weg da, das ist mein Handtuch
Poolecken.
PETE
Pete hatte das Fenster offen gelassen, um das Badezimmer über Nacht etwas abzukühlen. Die Mückenstiche hatten ihm nichts ausgemacht, er hatte sie verdient für seine Dummheit, sich in diese Lage zu bringen, aber nun erwachte er von einem Lärm, der klang wie ein explodierender Vulkan. Pete fuhr hoch, und sein Kopf knallte heftig gegen etwas Hartes unter dem Waschbecken. Ihm fiel noch ein, dass es sich um den Siphon handeln musste. Dann verlor er das Bewusstsein.
OLIVER
Wie hingezaubert standen ein Dutzend Gestalten am Poolrand. Gestalten, die in den Händen Knüppel schwangen. Olivers Herz setzte kurz aus. Beanspruchten diese Irren nicht nur die Liegen, sondern auch noch den Pool für sic h – und waren sie hier, um an ihm ein Exempel zu statuieren?
Noch bevor er zu Ende gedacht hatte, stiegen sie schon ins Wasser, ohne ihn zu beachten. Erst jetzt erkannte Oliver, dass die Männer und Frauen keine Knüppel trugen. Sondern Schwimmnudeln aus Styropor.
»Guten Morgen, liebe Sportsfreunde, good morning, buenos día s … lets get started für aquafitness!«, dröhnte eine Stimme aus den Lautsprechern. Ein junger Animateur mit Headset wippte in den Knien am Beckenrand, als sei er in der Disco. »A one, a two, a one, a two, a three«, begann er, und alle um Oliver wippten mit.
In diesem Moment fing seine Badehose an, langsam zu rutschen. Sie hier zu öffnen und enger zu schnüren, verbat sich von selbst. Er musste raus.
Oliver hielt mit einer Hand die Hose fest und bewegte sich zwischen den wippenden Busen und Bäuchen auf den Beckenrand zu.
»Und jetzt aufgepasst«, rief der Animateur, »wir heben das rechte Bein und den linken Arm, und jetzt andersrum, oooohh, wie ist das schööööööö n – hey du da! In der blauen Badehose! Bitte mitmachen!« Damit war Oliver gemeint.
Er tat, als höre er nichts.
»Und hopp, hopp, hopp«, rief der Animateur, »wir machen den Sancho Pansa, wir lassen die Arme kreisen, und die Schwimmnudeln tauchen wie Windmühlenflügel ins Wasser, und eins, und zwei, ja, so, ja, so, o Mann, wie ist das schööööööön!«
Etwas klatschte Oliver von hinten an den Rücken. Er verlor das Gleichgewicht und taumelte auf eine rundliche Frau im knallgoldenen Badeanzug zu. Die riss ihre Schwimmnudel hoch, um ihn abzuwehren. Oliver griff im Fallen nach ihrem Styroporwedel. Die Knallgoldene hielt verbissen fest und stürzte mit ihm ins Wasser.
»Bitte entschuldigen Sie«, sagte Oliver, nachdem er ihr aufgeholfen hatte, »es war keine Absich t …«
Aber die Knallgoldene starrte wortlos ins Wasser. Auf seine Hüften. Und auf die Badehose, die um seine Fußknöchel hing.
Oliver warf ihr die Nudel zu, riss die Hose nach oben, watete hastig zum Beckenrand und kletterte die Leiter hoch. Sie war rutschiger als gedacht. Auf der vorletzten Stufe verlor er das Gleichgewicht und stürzte ächzend ins Becken zurück.
»Plumps!«, rief der Animateur, als Oliver prustend und spuckend wieder auftauchte. »Aber hallo! Quax der Bruchpilot ist unter uns! Und hallo! Immer schön die Hand an der Hose, hahaha!«
SUSAN
So gut sie eingeschlafen war, so erbärmlich fühlte sie sich beim Aufwachen. Grauenhaft. Zu Tode betrübt. Sie hatte wieder mal von Robert geträumt, er hatte sie lachend in einer Umkleidekabine sitzen gelassen, mit unmöglichen Kleidern aus Nesselstoff am Leib.
Robert, dem sie so wenig bedeutet hatte, dass er es nicht mal nötig fand, ihr zu sagen, dass es aus war. Nicht mal per Mail oder SMS. Als sei sie gar nichts wert.
Sie versuchte, Christine zu erreichen. Mailbox, na klar. Claudi ebenso.
Sie ging ins Bad und sah sich im Spiegel an. Vielleicht war es ja so.
Jessica war jung, tough, erfolgreich, begehrenswert. All das war sie nicht mehr. Sie, Susan, war ein Auslaufmodell.
Sie kramte das Parfüm aus ihrer Handtasche, das Robert, der Heuchler, ihr geschenkt hatte, bevor er sich die angebliche Auszeit nahm. »Everlasting Dream « – was für eine absurde Idee von ihr, das Zeug mitzunehmen wie eine Reliquie!
Susan riss die Balkontür auf und warf das Scheißparfüm nach unten.
MORITZ
Gerade hatte er sein Frühstück bekommen, da rief die Rezeption an.
»Herr Schmidt«, sagte der Näselnde, »ich möchte Sie bitten, uns noch Ihren Ausweis vorbeizubringen.«
»Ja, ja«, sagte Moritz und linste auf die Mails, die er gerade auf dem iPad durchging, »und dafür rufen Sie mich extra an?«
Der Näselnde stieß die Luft aus. »Herr Schmidt, wir sind verpflichtet, die
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