Weg da, das ist mein Handtuch
der Hocke, dass ihm schwindelig wurde. Um sie tanzten mit gierigen Blicken drei durchtrainierte Latin Lover.
Mario verließ die Disco, um sich in der Bar zu betrinken und als Sieger wiederzukommen.
PETE
Er hatte vor dem Abendessen so lange geschrien, bis seine Stimme brach. Keiner derer, die sich unter ihm zum Essen drängten, hatte ihn bemerkt. Warum zum Teufel? Und warum zum Teufel war den ganzen fucking Tag keiner vom fucking Housekeeping gekommen?
Als die Nachbarn vom Abendessen zurückkehrten und stritten, verlor er keine Zeit.
»Hello«, rief Pete, so laut er konnte. »Sorry! I am locked in my bathroom. Please help me!«
Sie stritten einfach weiter.
Pete klopfte gegen die Wand. »Hello!«, rief er. »Help me, please! Hülfe! Hülfe!«
Hinter der Wand rief der Vater, die Mutter habe nicht genug Süßkram eingepackt. Die Mutter rief, die Kids hätten alles schon weggefressen. Die Kinder schrien, das sei nicht wahr, die Eltern lögen. Pete rief: »Hello! Hülfe! Please help me! Help! HELP!«
Die Kinder brüllten, sie wollten keine Zähne putzen. Die Mutter keifte, dann gebe es nie wieder Süßigkeiten. Der Vater rief, er halte sich da raus, er habe Urlaub. Pete überlegte verzweifelt, was er noch rufen sollte.
Dann ging der Fernseher an.
SUSAN
Es war spät geworden. Susan nahm sich von der Bar noch eine Flasche Rioja mit und setzte sich auf ihren Balkon. Draußen war es ruhig, nur irgendwo grölte ein Betrunkener gegen einen Fernseher an.
Susan störte das nicht groß. Sie hatte die Musik noch im Ohr, sie schaute in den schönen Sternenhimmel und zwang sich, an nichts zu denken. Aber sie musste sich eigentlich gar nicht zwingen.
Und zum ersten Mal seit längerer Zeit konnte sie, ziemlich abgefüllt, gut einschlafen.
MARIO
Er war in der Bar geblieben. Er hatte noch eine Bedienung angebaggert, eine Spanierin, die ihn kein bisschen verstand und auch nicht wusste, was ein Facility-Manager war. Er ließ sich drei Bier bringe n – Zwischenstand 380,8 5 Euro, nicht schlecht für den ersten vollen Tag. Als er sich auf sein Bett fallen ließ, drehte sich alles, aber es war okay: Er hatte den maximalen Pegel ausgeschöpft und musste trotzdem nicht kotzen.
Montag
MARIO
Es gab Urlaubshotels, da genügte es, um acht, halb neun mit dem Handtuch rauszuschlurfen, um Liegenkönig zu werden. Das waren Hotels, wo fast nur Leute zwischen zwanzig und dreißig waren, die nächtens Party machten und bis mittags pennten. Dann gab es aber auch Hotels wie dieses. Mit gemischtem Publikum. Das heißt, mit vielen alten Knackern, die heiß drauf waren, frühmorgens rauszuschleichen und sich die allerbeste Liege für den ganzen Tag zu reservieren. Am besten zwei: eine mit Sonne, eine mit Schatten.
Also musste man noch früher dran sein.
Um halb sieben war Sonnenaufgang. Um kurz vor sieben stand Mario mit verquollenen Augen und seinem Handtuch unterm Arm im Fahrstuhl. Neben ihm drei andere Typen. Jeder hatte ein Handtuch, jeder schaute woanders hin. Als die Aufzugtüren sich im Erdgeschoss öffneten, hasteten alle los. Wurden immer schneller. Begannen fast zu rennen. Mario lag an guter zweiter Stelle, aber der fiese Möpp vor ihm knallte ihm die Tür nach draußen fast in die Brille, und er fiel auf den dritten Platz zurück.
Es war eh egal. Überall Handtücher! Mario hörte sein Schwein pfeifen: Arschfrüh, und so gut wie alle Liegen waren reserviert! Kein einziger Schattenplatz mehr, nur noch ein paar lumpige Sonnenliegen in C- und D-Lage. Nein, auf die letzte C-Liege schleuderte der Typ, der jetzt an zweiter Stelle hinter dem Möpp rannte, aus fünf Metern Entfernung gerade sein knallrotes Handtuch mit der Aufschrift »Reserviert!«.
So eine Scheiße.
OLIVER
Auch wenn es nur ein Klappbett war, auf dem er schlief: Oliver erwachte ziemlich erholt schon kurz nach sieben. So früh würde er hier selbst mit seiner Badehose ungestört schwimmen können.
Am Pool war es ruhig. Auf keinem Balkon war jemand zu sehen.
Sicherheitshalber schlug Oliver einen großen Bogen um die Liegen, ließ den Bademantel auf den Boden fallen und stieg ins Wasser. Es war herrlich.
Nur seine Hose, kaum hatte sie sich vollgesogen, wurde immer lockerer. Drohte haltlos, ihm über den Po nach unten abzuhauen. Zweimal musste er sich im Becken hinstellen und das Band enger zurren. Er wollte gerade zur dritten Badehosenpause ansetzen, da begann ein furchtbarer Krach. Harte Beats hämmerten aus den großen Standlautsprechern an den
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