Weg da, das ist mein Handtuch
dabei ist«, sagte Fernandez.
Moritz spielte kurz mit dem Gedanken, die von Ilka verordnete strikte Höflichkeit gegenüber diesem Mann einfach fallen zu lassen und sich dann ein Haus am Comer See zu kaufen.
Fernandez schien das zu spüren. »Nun, wie soll ich es sagen: Ich habe eine Erfahrung gemacht: Männer, die wirklich etwas kaufen wollen, bringen ihre Frau mit. Ich hatte mal Elton John als Kunden, da war es anders«, er räusperte sich, »aber genauso. Wenn jemand bereit ist, Millionen auszugeben, dann kommt er nicht allein. Ich würde nicht mal einen lausigen BMW kaufen, ohne dass er wenigstens einer meiner Frauen gefällt. Wissen Sie, was ich meine?«
Doch. Er verstand. Voll und ganz. Dieser komplett frauenfixierte Makler vermakelte nicht an Männer ohne Begleitung!
Fernandez lachte. »Ich kann Ihnen nur empfehlen: Bringen Sie Ihre Señora mit. Eine so schöne Frau zu verstecken hat sowieso keinen Sinn!« Er sah auf seine Rolex. »Entschuldigen Sie, ich habe in einer Stunde einen Termin mit Phil Collins!«
OLIVER
Dass ihm der Hoteldirektor vorhin einfach weggelaufen war, wurmte Oliver immer noch, als sie längst wieder im Zimmer waren. Er versuchte, sich auf dem Feldbett zu entspannen. Anna versuchte, ihr Buch zu lesen. Carlotta und Elias hörten eins ihrer Hörbücher, es handelte von diesem dämlichen, nervig trötenden Elefanten namens Benjamin Blümchen. Und obwohl sie hart um jeden halben Dezibel Lautstärke verhandelt hatten, war es immer noch viel zu laut, um sich entspannen zu können.
Oliver beschloss, noch einmal nach dem Direktor zu suchen.
Die Hotelbüros lagen hinter einer gläsernen Schwingtür in der Lobby, auf der in fünf Sprachen stand: »Priva t – kein Eintritt«. Als sich Oliver der Tür näherte, kam ihm eine rothaarige Frau entgegen. Verena, die Animateurin! Auch sie erkannte ihn sofort.
»Hi«, sagte sie und strahlte ihn an. »Alles cool? Hast du Spaß?«
»Alles cool«, sagte Oliver und versuchte auszusehen, als habe er mächtig Spaß in seinem verschwitzten T-Shirt. »Ich habe eine Verabredung mit dem Direktor.«
»Der ist da drin«, lächelte sie und zeigte mit dem Daumen hinter sich. »Er kommt sicher gleich!« Sie schenkte ihm einen sehr intensiven Blick.
»Okay, vielen Dank, cool!«, sagte Oliver.
»Wo ist deine Family?«, fragte sie.
»Am Meer«, sagte Oliver. »Nein, äh, im Zimmer. Also oben.«
Sie lachte. Wann hatte ihm zuletzt eine Frau so lange so in die Augen gesehen?
»In zehn Minuten steigt am Pool der Wet-T-Shirt-Wet-Slip-Contest«, sagte sie und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. »Ich bin auch dabei. Und der erste Drink kostet nur die Hälfte. Komm doch mit.«
»Vielleicht gleich«, lächelte Oliver.
»Okay«, sagte sie. »Ich muss leider jetzt los. Enttäusch mich nicht!«
Wenn sie mit jedem Mann so sprach, war am Pool sowieso kein Platz mehr frei. Aber Oliver glaubte eben nicht, dass sie mit jedem so sprach.
Kaum war Verena weg, stieß er die Pendeltür auf. Dahinter lag ein kurzer Gang mit Büros zu beiden Seiten; die meisten Türen standen offen.
Der Weißhaarige stand hinter einer jungen Frau und diktierte ihr einen Text auf Deutsch: » … bin ich so begeistert, dass ich die in diesem Portal mögliche Höchstpunktzahl gebe. Alles war perfekt: die wunderschön-luxuriösen Zimmer, das hervorragende Essen, der einfühlsame Service, die Erste-Klasse-Animatio n …«
» … erstklassige Animation«, warf Oliver ein.
» … erstklassige Animatio n …« Der Direktor sah ihn irritiert an. »Was machen SIE hier?«
»Ich habe ein dringendes Problem«, sagte Oliver. »Wir haben in Ihrem Hotel die falschen Zimmer bekommen.«
»Dafür ist der Repräsentant Ihres Reiseveranstalters zuständig. Bitte wenden Sie sich an ihn. Er sitzt in der Lobb y …«
»Er sitzt NICHT in der Lobby«, sagte Oliver bestimmt. »Er sitzt niemals in der Lobby. Also werde ich mit Ihnen sprechen.«
Der Direktor bat ihn in sein Büro. Dort sagte er sehr freundlich, die Probleme mit den Zimmern täten ihm leid. Und bot an, persönlich den Reiseleiter zu kontaktieren. »Ich melde mich, sobald ich ihn erreicht habe. Bitte machen Sie sich keine Sorgen. Ach: Wie lange sind Sie da?«
»Bis Samstag«, sagte Oliver.
Auf dem Rückweg überlegte er, ob er doch noch kurz zum Pool schauen sollte. Er entschied sich dagegen: Er musste wieder zurück ins Zimmer, schon als er ging, hatte Anna die Stirn gerunzelt.
Jetzt war sie am Rande des Nervenzusammenbruchs. Schuld war Benjamin
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