Weg da, das ist mein Handtuch
…«
»Ich BIN drehfähig«, sagte Moritz. »Man sieht nichts. Gar nichts. Alles in Ordnung.«
»Ich schicke dir jemanden, der sich das anguckt und auf dich aufpasst!« Ilkas Tastatur klackerte wieder. »Was für eine blöde, kindische Idee von dir, alleine loszufahren!«
»NEIN«, rief Moritz, »keinesfalls! Sie ist nicht gefährlich. Im Gegenteil. Ich will keinen hier haben. Wie sähe das aus? Ich bin Stefan Schmidt! Aus Darmstadt!«
Ilka seufzte. »Hat sie Fotos gemacht? Gefilmt?«
»Nein«, sagte Moritz, »und nein: Im Schrank war niemand. Und nein: Es gibt keine verdächtigen Glasscheiben, keine Löcher, hinter denen man eine Kamera verstecken kann: nichts! Gut?«
Am anderen Ende dachte Ilka nach und pfiff dabei leise vor sich hin.
»Okay«, sagte sie. »Versprich mir, dass du dich von dieser Person fernhältst. Und sofort Bescheid sagst, wenn si e …«
»Jaha!«
»Und dann brauchst du eine vorzeigbare Frau, mit der du Häuser besichtigen kannst. Das kann nicht irgendjemand sein, wir müssen auch überlegen, wie das in der Presse aussieht, falls es doch jemand merk t … Ich hab’s: Ich rufe Jasmin an. Ja, Jasmin ist gut. Wenn sie nicht gerade im Studio irgendwas aufnimmt. Und sie ist dunkelhaarig, dann ist dein Makler zufrieden.«
»DEIN Makler«, sagte Moritz. »Du hast ihn mir empfohlen.«
JESSICA
Mit klopfendem Puls ging sie in ihrem Zimmer auf und ab, das Handy am Ohr. Seit Stunden versuchte sie, Julian zu erreichen, aber auf allen drei Handynummern ging immer nur die Mailbox an.
Es war schon fast Abendessenszeit, aber sie hatte absolut keinen Appetit. Nach einer Sondereinheit Sport würde sie sich besser fühlen. Sie ging nach draußen zum Tennisplatz.
Der Tennislehrer spielte mit einer hageren, bei jedem Fehlschlag aufkreischenden Frau. Als er sie sah, straffte sich sein Körper, und er kam sofort an den Zaun.
Jessica fragte, ob sie ihn danach noch für eine Stunde buchen könne.
Er sagte, er müsse erst klären, ob der Platz später frei sei.
Jessica bat ihn, sie anzurufen. Schnell kritzelte sie ihre Nummer auf eine ihrer »Buddha in the Pocket«-Karten, die ihr die Kollegen zum Geburtstag geschenkt hatten und die seitdem in jeder ihrer Gesäßtaschen auftauchten. Der Tennislehrer hob männlich-salopp Mittel- und Zeigefinger zum Gruß an die Schläfe. Blickte danach auf die Karte, die lässig zwischen seinen Fingern steckte. Und sah sie mit aufgerissenem Mund an.
»Nein«, rief er, »nein, Entschuldigung, das geht nicht.«
»Nein?«, fragte sie und blieb stehen.
»Wenn ich, also wenn ich beim Tennis gegen jemanden verliere, dann kann ich nicht, dann geht das nich t …«
»Was?«, unterbrach sie.
»Ich kann dir nicht so zur Verfügung stehen, wi e … wi e … wie du möchtest«, stotterte er puterrot.
»Nicht so zur Verfügung stehen?«
»Nei n … leide r … ich kann nicht mit dir schlafen, obwohl d u … Si e … eine tolle Frau sind«, japste der Tennislehrer.
Der hatte wohl ein Rad ab!
Jessica ging noch mal laufen.
OLIVER
Das Abendessen mit den Schwiegereltern war wieder eine einzige Nervenprobe gewesen. Sie tauchten eine halbe Stunde NACH ihnen auf und begannen sofort zu streiten. Schließlich verzog sich die Schwiegermutter an einen anderen Tisch, und der Schwiegervater spielte ihnen auf dem Monitor seiner Kamera stolz eine Vielzahl unerträglich langsamer, wackliger Schwenks über Hauswände und Poollieger vor.
Zurück im Zimmer war Annas Laune noch mieser als sonst. Das liege an ihren Bauchschmerzen, sagte sie.
Auch Oliver war etwas auf den Magen geschlagen. Zumal die Kinder den allabendlichen Ich-will-nicht-ins-Bett-Kampf um eine neue Variante bereicherten: den Dauertoilettengang: Kaum war Elias ferti g – Durchfal l –, musste Carlotta noch ma l – Durchfal l –, während Elias schon wieder dringend musste: Durchfall. Dann kletterte Elias in die Dusche zu den Ameisen und brach. Mittlerweile hatte auch Anna drei-, viermal die Toilette aufgesucht. Und dann fiel Oliver die Paella vom Büfett ein. Nur ganz kurz, dann wurde auch ihm übe l – das sicherste Zeichen dafür, dass es an der Paella lag.
Während er noch im Bad herumwürgte, hämmerte es entschieden gegen ihre Zimmertür.
»Die Nachbarn«, sagte Anna, »die Nachbarn. Ich mache nicht auf.«
»Ich mache auf!«, krähte Elias.
»Nein, Elias, nein!« Anna versuchte, ihren Sohn zu packen. Sie kam zu spät.
»Na endlich«, rief Annas Mutter. »Ich muss euch sagen: Dieser Mann ist ein Teufel. Bringt
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