Weg da, das ist mein Handtuch
mich in unmögliche Situationen. Versteckt das Toilettenpapier! Filmt dann, wie ich danach suche. Und lacht sich schief. Und spricht unverschämte Kommentare. Denkt er, er ist Michael Moore? Ich muss heute Nacht bei euch schlafen!«
»Au ja, Omi!«, sagte Carlotta.
»Wir haben leider keinen Platz!« Oliver trat aus dem Bad.
»Aber ihr werdet doch noch irgendwo ein Bett für mich haben!« Die Schwiegermutter riss die Augen in theatralischem Entsetzen auf.
»Vielleicht kannst du dich zu den Kindern legen«, schlug Anna vor.
Wie zu erwarten gab es empörtes Gekreische.
»Also nein, das möchte ich auch nicht«, sagte die Schwiegermutter etepetete. »Ein eigenes Bett wäre schon gut.«
»Das wird schwierig«, sagte Oliver, »wir haben keins übrig.«
»Oliver, bitte rede nicht immer dazwischen. Ich habe einen furchtbaren Abend hinter mi r …« Die Schwiegermutter hielt inne und schnupperte in seine Richtung. »Was riecht denn hier so?«
»Erbrochenes«, sagte Oliver hoffnungsvoll. »Wir müssen ständig kotzen! Wir sind sehr krank. Es wird keine ruhige Nacht werden, im Gegenteil.«
»Ach komm«, Anna spielte die Sache herunter, klar, es ging ja auch um IHRE Mutter, »es ist doch schon wieder vorbei! Eine kleine Magenverstimmung, nichts Ernstes!«
»Da bin ich beruhigt«, sagte die Schwiegermutter. »Oliver, du solltest dir gründlicher die Zähne putzen. Oder ein Mundwasser nehmen, das sage ich Ernst auch immer.«
Ohne Vorwarnung erhob sich im Nebenzimmer lautes Gebrüll. Dann wurde die Tür zugeschlagen, und jemand trat von außen mehrfach dagegen.
»Pfui, was habt ihr euch für Nachbarn ausgesucht«, sagte die Schwiegermutter, als sie sich von dem Schreck erholt hatte.
»Nachbarn?«, wiederholte Oliver. »Das sind unberechenbare Tiere. Es wäre besser, wenn du doch bei Ernst schläfst. Nur zu deiner eigenen Sicherheit! Wir können für nichts garantieren. Außerdem haben wir fleischfressende Ameisen im Ba d …«
»Oliver«, sagte Anna, »du kannst doch meine Mutter nicht einfach wieder wegschicken!«
Die Schwiegermutter stieß einen kleinen Schrei aus. »Ich hab’s! Oliver kann doch bei Ernst schlafen. Der stinkt selber so, dass ihn dein Mundgeruch sicher nicht stört, Oliver!«
Der Schwiegervater schnarchte tatsächlich. Und wenn er nicht schnarchte, verließ die Luft seinen Körper auf anderem Wege. Und wenn auch das gerade nicht der Fall war, murmelte er etwas von Robby. Oliver fand erst Schlaf, nachdem er beschlossen hatte, sich gleich morgen um die vorzeitige Rückreise zu kümmern.
SUSAN
Sie hatte keine Lust auf Singletisch. Zu sehen, wie die selbstbewusste Jessica von Männern umschwärmte wurde. Und dieser Scheißkerl von Schweinebacke sich an alles heranschmiss, was Brüste hatte. Dies war wohl nun endgültig ihr letzter Abend, denn morgen würde sie irgendwo eine Pumpe für das Kroko herbekommen. Und diesen letzten Abend würde sie in angenehmer Gesellschaft verbringen. Alleine.
Sie bestellte sich aus dem Gourmetrestaurant etwas aufs Zimmer, dazu zwei Flaschen Rotwein. Bis das Essen kam, zappte sie durchs Fernsehprogramm. Es lief ein Film mit Moritz Palmer. Schon seltsam, dachte Susan, dass sie, kurz bevor alles zu Ende war, einen Star geküsst und verwirrt hatte. Wie absurd. Wie aussichtslos. Aber das passte zu ihr. Zu ihrem ganzen Leben.
Christine rief ein paarmal an, sie ging nicht ran.
Später rief sie ein paarmal bei Christine an, legte aber immer wieder gleich auf.
Es hatte sowieso keinen Sinn.
MARIO
Er war dreimal zum Abendessen gegangen, und beim letzten Mal hatte der Typ an der Tür gesagt, er käme ihm bekannt vor, und hatte nach seiner Zimmernummer gefragt. Mario hatte geblafft, er sei nur auf dem Klo gewesen, das im Restaurant sei unbenutzbar, weil voller spielender und kotzender Kinder, Scheiße so was!
Dass er ausgerechnet da einen fahren ließ, war ganz schön hilfreich: Der Typ entschuldigte sich fast und ließ ihn durch.
Leider war Jessica nicht beim Essen. Zum Glück diese Susan auch nicht.
Dafür saß in der Bar die Kurzhaarblonde, die ihm schon beim Aquafitness aufgefallen war.
»Hallo«, sagte er und schwang sich locker und lächelnd auf einen Hocker.
»Na?«, sagte sie. »Bist du der Ritter, der mir einen ausgibt?«
Er bestellte White Russian, das war gerade im Angebot, nur drei Euro.
Sie kamen sofort zum Wesentlichen: Sie fand Big Brother total unterschätzt und hatte großen Respekt vor Facility-Management. Sie mochte seine Selbstgedrehten. Und sie
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