Weg da, das ist mein Handtuch
zwei.
Mario ging zum Büfett und öffnete seine Jeansjacke. In jeder der Innentaschen steckte ein halber Müllbeutel aus dem Badezimmereimer. So konnte er im Vorbeigehen ganz locker drei Schnitzel und zwei Handvoll Pommes einsacken. Zwischenstand 699,6 9 Euro.
In seinem Zimmer versteckte er das Essen nicht in der Minibar, da sahen sie nach, sondern unter den Socken im Kleiderschrank. Er würde sich morgen was zum Pool mitnehmen, als Ergänzung zu den Erdnüssen.
Und dann rechnete er angestrengt. Und noch mal. Und noch mal.
Scheiße, das lief so nicht. Auch wenn er ab jetzt immer so viel fraß: In den drei Tagen, die hier noch übrig waren, kam er so niemals auf eine schwarze Null. Nicht mal, wenn er die Schnitzel und Pommes zu Wucherpreisen am Strand verkaufte.
Es musste anders gehen. Mario zermarterte sich das Hirn.
Und dann, bingo!, wusste er, wie.
MORITZ
Zurück in seinem Zimmer rief er Ilka an.
»Haribo hat sich wieder gemeldet«, sagte sie, »und Tom Hanks. Er will nicht sagen, um was es geht.«
»Ich musste mich hier outen«, sagte Moritz. »Der Hoteldirektor hat nichts bekommen, das mich als Stefan Schmidt ausweist.«
»Das kann nicht sein!«, rief Ilka. »Das Dokument muss längst da sein!«
»Es war nicht da«, sagte Moritz. »Am besten, du bestellst es sofort ab, sonst gibt es noch mehr Verwirrung.«
»Okay.« Moritz hörte eine Tastatur klackern. »Wer weiß, dass du du bist?«
»Ich habe es nur dem Direktor gesagt«, sagte Moritz zögernd.
»Ich rede mit ihm, damit er dichthält«, sagte Ilka. »Rufst du wenigstens Tom an?«
Als Moritz aufgelegt hatte, klingelte sein Zimmertelefon. Susan?
Eine Frauenstimme mit Schlafzimmertimbre wollte ein Autogramm, sofort und obwohl sie nackt sei, und sie habe ihn in »Die Nächte von Paris« gesehen und stelle sich die Badewannenszene mit ihm genauso vor, nur ohne Killer. Ob er lieber Zitronenschaumbad oder Mandelcremebad möge? Moritz vertröstete sie. Nicht nur, weil er nie in »Die Nächte von Paris« gespielt hatte.
Nach dem Auflegen klingelte es gleich wieder.
Moritz stellte das Telefon leise und legte das zweite Kissen von seinem Bett darüber.
Glücklicherweise hatte er seine maßgefertigten Ohrenstöpsel dabei, Ohrenstöpsel, die sechsundachtzig Prozent der Geräusche ausschlossen, so auch das Klopfen, das nun von irgendwo zu hören war, vermutlich an seiner Tür.
Vor dem Einschlafen dachte er an Susan.
MARIO
Fredi war von der Rolle, als Mario von seinem Handy aus anrief, weil das ja aus dem Ausland so teuer war. Ob er ihn nicht verarsche? Ob er nicht längst wieder zu Hause war? Ob er nicht mit dem Scheiß aufhören und mit ein paar Dosen vorbeikommen wolle?
Mario musste dreimal Scheiße rufen und Fredi solle sofort zuhören: Er habe doch diesen Schwager Paul. »Und der war doch auf Formentera im falschen Hotel. Und hat geklagt. Und hat jede Menge Kohle rausbekommen, oder?«
»Stimmt«, sagte Fredi, »diese Arschlöcher haben den echt gelinkt, das Hotel war ein Drecksloch, sein Zimmer war eine verfickte Baustelle mit fließend Wasser an den Wänden. Und wenn er nicht den Kumpel gehabt hätte, der Anwalt is und ihn aus der Scheiße geholt ha t …«
»Fredi«, sagte Mario. »Ich brauche die Nummer von diesem Anwalt. Kannst du Paule fragen?«
»Klaro, Alter, klaro. Ich treff den Paule nächste Woche beim Saurauskegeln, da haue ich ihn gleich an. Sach ma, wie läuft es weibermäßig? Sind die Karten nicht geil? Wie viele Schnallen hast du scho n …«
»He, Fredi«, sagte Mario. »Ich brauche die Nummer noch heute!«
Scheiße, Fredi machte eine viel zu lange Denkpause dafür, dass ein Euro nach dem anderen durchs Handynetz rauschte. Mindestens 2 5 Euro! Zwischenstand 724,69!!
»Fredi«, schrie Mario, »ich sitz hier total in der Kacke! Echt! Die ist voll am Dampfen! Scheiße, ruf deinen Schwager an, wenn du mein Freund bist, du blöder verdammter Arsch!«
Eine Viertelstunde später hatte er die Nummer. Morgen würde sich seine Bilanz zum Besseren wenden.
PETE
Als er mit der abgebrochenen Nagelschere gegen die Heizung klopfte, musste er kichern, denn er wusste schon, dass niemand kommen würde. Aber: Er spürte endlich keinen Hunger mehr. Auch keine Schmerzen. Nicht mal im Fuß. Er befand sich in dem Zustand, den Verirrte in der Wildnis kurz vor dem Hungertod erreichen: Der Körper schüttet Opiate aus, um sich selber das Ableben zu erleichtern.
Pete kicherte weiter und hörte auf zu klopfen. Es gab Wichtigeres, um das er sich
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