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Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Spörrle
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kümmern musste. Und wenn es schon zu spät für seine Karriere war: wenigstens das würde er nicht dem Zufall überlassen. Sorgfältig begann Pete, den Text in die Tür zu kratzen, der in seiner Todesanzeige stehen sollte.
    OLIVER
    Der hochdramatische Abgang der Schwiegermutter hatte Annas ohnehin schlechte Laune noch verschlechtert. Und der Wunsch von Carlotta und Elias, vor dem Einschlafen ausgerechnet die Benjamin-Blümchen-CD hören zu wollen, trieb ihre Laune auf ein neues Rekordtief.
    »Oliver«, fauchte Anna, wenigstens redete sie wieder mit ihm, »wie konntest du diese Monster-CD einpacken?«
    »Moment«, stotterte Oliver, »ich wusste bis zu diesem Urlaub NICHT, dass du sie so hasst.«
    »Weil du dich nicht für mich interessierst! Weil es dir egal ist, was ich denke und fühle!«
    »Was soll das schon wieder?«, rief Oliver. »Du weißt genau, dass das nicht stimmt. Du bist einfach unheimlich gestresst!«
    »O ja, ich bin gestresst!«, schrie Anna. »So gestresst, dass ich diesen Mist jetzt vom Balkon werfen werde!«
    Wie eine Furie packte sie das Abspielgerät samt CD und riss die Balkontür auf. Elias und Carlotta umklammerten aufbrüllend ihre Beine, um Benjamin Blümchen zu retten.
    Es dauerte, bis sie das Klopfen an der Tür hörten.
    Es waren nicht die Nachbarn. Es war die abgereiste Schwiegermutter. Sie bat um noch eine letzte Nacht Asyl, sie habe ihren Koffer ohnehin noch bei ihnen im Schrank. Morgen würde sie dann den ersten Flug nehmen. »Oliver kann doch noch mal bei Ernst schlafen. Oder in der Lobby auf einem der Sofas.«
    »Nein«, rief Oliver, »das werde ich nicht!«
    »Oliver!«, die Schwiegermutter schnappte nach Luft und sah Anna hilfesuchend an.
    »Oliver!«, sagte Anna. »Stell dich nicht so an! Sei doch einmal ein bisschen kooperativ!«
    Auf dem mit allen verfügbaren Decken und Kleidern ausgepolsterten Badezimmervorleger schlief Oliver deutlich weicher als beim letzten Mal.
    SUSAN
    Sie packte das Krokodil in den Schrank. Sie räumte ihren Koffer zu Ende aus. Und trotzdem war sie danach viel zu aufgeregt zum Einschlafen. Also stand sie noch lange auf dem Balkon und lächelte in die Dunkelheit.
    JESSICA
    Wieder versuchte sie, Julian zu erreichen. Wieder nur die Mailboxen. Zusätzlich schickte sie noch an jedes seiner Handys eine SMS: »Bitte um sofortigen Anruf, Jessica!«
    Bevor sie ins Bett ging, stellte sie den Klingelton ihrer zwei Handys noch auf volle Lautstärke. Was überflüssig war, schlafen konnte sie sowieso nicht.

Mittwoch
    OLIVER
    Nur aus purer Gewohnheit quälte er sich hoch, als die Sonne ihn weckte, legte die ächzende Badehose an, warf den Bademantel über und taumelte in den Fahrstuhl.
    Draußen hörte er keinen Laut.
    Oliver näherte sich dem Pool. Nichts.
    Er ging bis zum Rand des Pools. Nichts.
    Und gerade das war verdächtig. Das konnte nicht sein.
    Oliver drehte um. Er würde nichts riskieren.
    JESSICA
    Der Wahnsinn! Was war heute nur mit ihr los? Beim Laufen kam schon nach lächerlichen fünf Kilometern das Seitenstechen. Und dann konnte sie nicht mehr. Aus. Vorbei. Keine Luft. Das konnte nicht sein! Sie nahm doch jeden Morgen ihren Vitamincocktail, aß genug Eiweiß, und die Wachmacherpillen pushten den Organismus doch auch. So ein Shit!
    Jessica hatschte zurück wie eine alte Frau. Am Strand stand wieder der traurige Mann im blauen Kurzarmhemd und ließ seinen blauen Drachen steigen. Als Jessica näher kam, begann der Drachen zu rütteln wie ein Falke. Dann stürzte er nach unten, dem Kurzarm genau auf den Kopf. Der stieß einen Schrei aus.
    »Entschuldigung«, sagte er, als Jessica auf seiner Höhe war, »sprechen Sie Deutsch? Könnten Sie mir helfen? Bitte, es ist sehr wichtig für mich!«
    Nice try, aber sie hatte keine Lust auf diese Anmache.
    Als sie wieder bei Julian anrief, meldete sich jemand. Eine Frau.
    »Hallo?«, sagte die, der Empfang war schlecht, zerhackt. »Hallo? Wer ist da?«
    Tatjana, Julians Frau. Jessica legte auf, es war wie ein Reflex.
    Und im selben Augenblick wusste sie, dass das ein Fehler gewesen war.
    OLIVER
    Als Oliver vom Pool zurückkam, war Anna wach und wollte wissen, wo er sich wirklich herumgetrieben hab e – das mit dem Pool sei lächerlich, seine Badehose sei knochentrocken!
    »Das ist es ja«, sagte Oliver, »das habe ich doch gerade erzählt! Es klappt nie! Jeden Morgen, wenn ich schwimmen gehen will, passiert irgendetwas! …« Er hörte auf, es klang lächerlich.
    »Das klingt lächerlich!«, sagte Anna.
    Oliver

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