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Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Spörrle
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dass Sie Urlaub in unserem Haus machen! Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit? Haben Sie einen Wunsch?«
    »Einen habe ich«, sagte Moritz. »Ich möchte Sie um Diskretion bitten. Ich möchte gerne weiterhin als Stefan Schmidt hier wohnen.«
    Die Mundwinkel des Direktors sanken enttäuscht herab, vermutlich hatte er im Kopf schon diverse Pressemitteilungen formuliert. »Sie wollen inkognit o …?«
    »Inkognito«, nickte Moritz. »Sonst müsste ich leider sofor t …«
    »Aber ich bitte Sie«, sagte der Direktor schnell, »das ist doch selbstverständlich. Niemand erfährt auch nur ein einziges Wort. Ich werde dichthalten wie ein Sarkophag, Sie können sich voll und ganz auf mich verlassen!«
    Nachdem er sich verabschiedet hatte, kam ein Kellner mit einen Gruß aus der Küche, Kaviareier mit Trüffelbrot und Hummerpaté, dazu Champagner im Silberkühler mit »VIP«-Aufschrift. Die Leute um sie herum drehten die Köpfe. Moritz seufzte nur, als der Kellner das kleine Tischfeuerwerk zündete, das mit einem hochklappenden »Herzlich wilkommen!«-Schild endete.
    OLIVER
    Die Schwiegermutter war nun gänzlich zur glühenden Verehrerin von Bruder Basilico mutiert. Zum Abendessen kam sie mit einem Kruzifix aus der aktuellen Bruder-Basilico-Holzkreuzkollektion um ihren Hals. Und überhaup t – sie ging ganz anders. Als habe sie ein Bügelbrett an den Rücken geschnallt. »Es geht mir so gut wie noch nie, seit ich bei IHM war«, wiederholte sie wie ein Mantra. »Ich fühle mich um Jahre jünger. Um Jahre!«
    Noch mehr Leute im Restaurant gingen auffallend gerade, um nicht zu sagen: steif. Am Büfett wurde immer wieder Ächzen laut, wenn jemand sich zu hastig zu den Platten mit den Speisen herunterbeugte. Es wäre eine Atmosphäre gewesen wie in einem Sanatorium, hätten nicht alle dieses entrückte Lächeln im Gesicht gehabt. Selbst Anna, sie sprach immer noch nicht mit Oliver, bemühte sich, ungemein glücklich auszusehen. Der Einzige, der sich laut beklagte, diese Schweinepriesterin habe ihn gepeitscht, obwohl er nicht wollte, war der noch immer auf Jack Nicholson gestylte Schwiegervater.
    »Sagt diesem Mann, er soll ruhig sein«, knirschte die Schwiegermutter Anna und Oliver an, »das ist unerträglich, das ist Gotteslästerung!«
    »Sagt dieser Frau, sie soll Gott fragen, warum ihr der Rücken wehtut!«, erwiderte der Schwiegervater.
    »Könnt ihr vielleicht selber miteinander sprechen?«, reichte es nun sogar Anna.
    Die Schwiegermutter stand auf und ging ans Büfett. Der Schwiegervater zog seine Kamera und bestand darauf, ihnen seine neueste Schwenkkollektion vorzuführen. Kein Wunder, dass Carlotta und Elias, die sonst fast nie fernsehen durften, die Einzigen waren, die das brennend interessierte.
    »Da ist Oma!«, rief Elias.
    »Nein«, sagte Oliver, »das ist sicher eine andere Frau!«
    »Nein«, rief Elias, »das IST Oma! Da! OMA!«
    Der Schwiegervater ließ das Bild zurücklaufen. Und stieß ein Krächzen aus.
    Tatsächlich: Unter einem Sonnenschirm saß die Schwiegermutter. Und ließ sich von einem Unbekannten mit weißem kurzem Haar den Rücken streicheln.
    »Inge«, rief der Schwiegervater seiner Frau entgegen, die mit einem Fischgericht zurückkam, »du betrügst mich! Du betrügst mich in aller Öffentlichkeit! Du bist zwar eine Mörderin, aber das, DAS hätte ich von dir niemals gedacht! NIEMALS!«
    »Papi, bitte sei leiser«, stotterte Anna mit Blick zu den hochinteressierten Leuten an den anderen Tischen. »Vielleicht gibt e s … eine einfache Erklärung!«
    »Und ob es die gibt«, rief die Schwiegermutter. »Ich habe den Herrn gebeten, mich einzucremen. Denn d u – du machst das ja nicht. Du hast das in all den Jahren noch nie getan!«
    »Dazu bestand bisher auch keine Veranlassung!«, schnaubte der Schwiegervater.
    Sie schraubte ihre Tonlage höher. »Ist das also der Grund? Deshalb spionierst du mir hinterher und filmst mich heimlich wie ein perverser Spanner? Du willst mir etwas anhängen! Mit einem anderen Mann! Du bist krank! Krank im Kopf!«
    Sie sprang auf.
    »Mami«, begann Anna, rote Flecken im Gesicht.
    »Es ist genug«, schmetterte ihre Mutter. »Ein für alle Mal! Dieser Mann hat es zum letzten Mal übertrieben. Ich reise ab! Ich packe meine Koffer und verlasse dich!«
    »Geh doch«, donnerte der Schwiegervater, »geh doch zu deinem schmierigen Strandkavalier!«
    »Du Scheusal! Du widerliches Scheusal!« Tränenüberströmt riss die Schwiegermutter die Kinder in ihre Arme, dann Anna, nickte Oliver

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