Weg damit
Anstatt dass eine Sache zu Ende gebracht wird, werden einige Dinge parallel und zeitgleich erledigt. Man telefoniert, während eine Bestellung per Mail rausgeschickt und die eingegangene Post erledigt wird. Dass sich hier Fehler einschleichen, wenn alles halb und nichts richtig gemacht wird, ist wohl keine Überraschung.
Dieses Unerledigte steht wie ein riesiges Monster vor uns. Und wenn wir ihm in die Augen schauen, wenn der Druck von außen so groß wird, dass wir es endlich anpacken müssen, dann plötzlich merken wir: So schlimm war es eigentlich gar nicht! In zwei Stunden war die ganze Sache erledigt! Der Druck, der Gedanke daran war viel schlimmer als die Aufgabe an sich! Allein durch das Aufschieben wächst der Berg vor uns von Tag zu Tag. Stellt man sich jedoch dann einmal der Arbeit, zwingt man sich selbst, den Schreibtisch nicht zu verlassen, so bringt man die ungeliebte Aufgabe doch zu Ende und fühlt sich danach befreit und erleichtert. Hätte man das nur gleich erledigt, anstatt es gedanklich wochenlang mit sich rumzuschleppen! Der Bann scheint gebrochen, und man verspricht sich selbst, nie mehr etwas aufzuschieben.
Weg mit dem Halbfertigen!
Gehen Sie doch mal Ihre Räume, Ihre Schränke und Schubladen durch und suchen Sie nach den angefangenen, halb fertigen Projekten. Im Keller steht die Leuchte, die mangels technischem Können nicht fertig repariert werden konnte. Im Regal thront eine Schachtel mit Fotos, daneben neue Fotoalben. Gekauft wurden sie schon vor zwei Jahren, nur leider kleben sich die Fotos nicht von allein ins Album. In einer anderen Schachtel liegt ein zugeschnittener Stoff, der nur noch zusammengenäht werden möchte, im Regal finden sich einige halb gelesene Bücher. Der Rundgang durch das Haus ließe sich fortsetzen und die Liste
auch. Vielleicht gibt es noch irgendwo in Ihrem Leben eine halbe Beziehung, ein Studium, das Sie nach ein paar Semestern abgebrochen haben? Eine halbe Ausbildung? Fakt ist: Eine halb fertige Jacke ist keine Jacke, und die Lust, diese Jacke zu Ende zu nähen, wird von Tag zu Tag kleiner. Der halb gestrickte Pullover wird nach Jahren auch nicht moderner. Dieses Halbfertige blockiert und hindert uns daran, etwas Neues, vielleicht mit mehr Aussicht auf Erfolg, zu beginnen!
Etwas Halbes ist nichts Ganzes, es ist nur jede Menge vergeudete Zeit! Mit einer halben Ausbildung kann man sich so gut wie nichts kaufen. »Eigentlich müsste ich ja mal meine Diplomarbeit schreiben und mein Studium beenden« - dahinter steckt mehr Traum als Realität. Denn das »Eigentlich könnte ich noch« wird von Tag zu Tag unwahrscheinlicher. Nach Jahren der Abwesenheit von der Uni fällt es mit jedem Tag schwerer, wieder anzufangen. Aber aus irgendeinem Grund hält man dennoch an dem Angefangenen fest. Wäre es nicht vernünftiger, endlich zuzugeben: »Ja, ich habe es angefangen und nicht zu Ende gebracht«, als das schlechte Gewissen endlos mit sich herumzuschleppen? Etwas nicht zu beenden heißt, sich nicht entscheiden zu können. Obwohl man schon lange berufstätig ist, hält man sich immer noch die Option offen, an die Uni zurückzukehren und einen Abschluss zu machen - einen Abschluss, den man eigentlich nicht braucht, der vielmehr eine Illusion darstellt, von der man sich aber auch nicht trennen will. Sich nicht entscheiden zu können bindet Energien. Wenn man zwischen zwei Stühlen sitzt, bekommt jeder nur 50 Prozent der Energie. Würde man aber die eine halb fertige Sache endlich beenden oder sich von ihr verabschieden, so könnte man 100 Prozent der Energie für das einsetzen, was man momentan tut.
»Halblebige« Beziehungen
Noch nicht ganz am Ende, aber auch nicht mehr lebendig - so erscheinen einem manche zwischenmenschliche Beziehungen. Obwohl man seit Jahren nicht mehr miteinander telefoniert, weil man sich nichts mehr zu sagen hat, werden noch fleißig Weihnachtskarten
hin- und hergeschrieben. Wie ein Paar ausgelatschte und schon lange nicht mehr getragene Pantoffeln steht diese Beziehung im eigenen Leben. Man traut sich nicht, sie wegzuwerfen, weil sie irgendwann einmal schön waren und gute Dienste geleistet haben. Und man wagt nicht, sich einzugestehen, dass diese Bekanntschaft oder Freundschaft vorbei ist! Falls einem jedoch nun in den Sinn kommt, dass einem diese Beziehung doch etwas bedeutet, gibt es nur die Möglichkeit, das auch zu leben. Dann muss Energie investiert werden, »Reparaturen« sind nötig, um aus einem halblebigen Verhältnis wieder eine
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