Weg damit
»Brauche ich das wirklich?« Falls Ihre Antwort Ja lautet, ist die zweite Frage: »Und von welchem alten Teil trenne ich mich dann?« Nach dieser Regel zu leben bedeutet, zum einen Geld und zum anderen Platz zu sparen. Es ist eine Maßnahme, die ohne zusätzliche Hilfsmittel, allein mit der Einstellung auskommt. Und sie funktioniert in allen Bereichen: im Wohnzimmer genauso wie im Bad. Sie kaufen sich einen neuen Lippenstift? Dann haben Sie bestimmt einen alten, den Sie schon lange nicht mehr benutzt haben. Vielleicht ist die Farbe auch gerade unmodern. Werfen Sie ihn weg! Warten Sie nicht, bis der Lippenstift von selbst austrocknet.
Sie kaufen sich neue Töpfe aus Edelstahl? Eigentlich ist die Versuchung ziemlich groß, die alten aus Email noch zu behalten. Widerstehen Sie ihr! Die alten Töpfe sind zehn Jahre alt, mittlerweile unansehnlich und zum Teil angeschlagen: Sie haben ihre Aufgabe erfüllt, und jetzt ist ihre Zeit gekommen. Boykottieren Sie nicht Ihren eigenen Entschluss, sich endlich von Altem zu trennen, sondern führen Sie ihn sofort aus.
Diese Regel kann man auch Kindern schon frühzeitig beibringen. Wenn sie sich ein neues Spielzeug wünschen, müssen sie sich zuerst von einem alten trennen. Überlassen Sie Ihren Kindern die Entscheidung, von welchem, aber machen Sie ihnen den Zusammenhang klar. Wenn sich die Kleinen nicht entscheiden können, dann kommt eben auch kein neues Spielzeug ins Haus.
Vorübergehend mit der »Leere« leben
Wir brauchen weit weniger Dinge um uns herum, als wir eigentlich denken. Wenn Sie also etwas Altes entsorgen, muss nicht sofort und automatisch dafür etwas Neues hinzugekauft werden. Eine Kundin stellte ihr Wohnzimmer um und entfernte das Sideboard; nun kam ihr aber die Wand zu »leer« vor, und sie fragte mich, welches Telefontischchen sie kaufen solle, um den Platz zu füllen. Doch in unserer Zeit der schnurlosen Telefone braucht man keinen festen Platz mehr für den Apparat; also lautete meine Empfehlung, diese leere Wand nicht vollzustellen.
Leere scheint für die meisten etwas Bedrohliches zu sein, schlimmer noch als Fülle. Hier rate ich für gewöhnlich dazu, sich diese Leere einmal zwei bis drei Monate anzusehen. Dann tritt ein Gewöhnungseffekt ein, der es als wohltuend empfinden lässt, dass weniger im Raum herumsteht. Wenn allerdings nach dieser Zeit immer noch das Gefühl der Leere vorhanden ist, dann darf man dort ruhig wieder ein Möbelstück aufstellen.
Neue Schränke lösen keine Platzprobleme
Die meisten meiner Kunden führen das Durcheinander in ihren Häusern und Wohnungen auf Platzmangel zurück, denn oft höre ich: »Ich habe eben einfach zu wenig Platz.«
Keiner aber gibt zu, dass er zu viel Überflüssiges besitzt. Das eigentliche Problem wird nicht erkannt, sondern wird auf den zur Verfügung stehenden Raum zurückgeführt: »Hätte ich noch einen Kleiderschrank, dann müsste ich meine Wintermäntel nicht an die Garderobe hängen«, oder: »Wäre meine Wohnung größer, dann hätte ich mehr Platz für Schränke, und dann würde hier nicht alles wahllos herumliegen.« Vergessen Sie nicht: Die Dinge nehmen so viel Platz ein, wie Sie ihnen geben.
Keine Frage, Kleider brauchen Schränke, und Bücher brauchen Regale. Aber die Schränke lösen nicht unsere Probleme mit dem Zuviel an Dingen: Denn je mehr Schränke, also Stauraum Sie haben, desto mehr Dinge ziehen diese nach sich. Oder haben Sie jemals einen leeren Schrank gesehen, der auf seinen Inhalt wartet? Schränke entwickeln ein Eigenleben: Sie brauchen Platz im
Haus, man muss ihnen einen Raum geben, und dieser Raum geht auf Kosten der dort lebenden Menschen. Wir brauchen Häuser, damit wir unseren Besitz und unsere Schränke dort unterbringen. Sie verdrängen uns und werden schließlich fast wichtiger als wir selbst. Das jedenfalls erlebe ich oft bei der Planung eines Hauses: »Der Schrank muss dahin, denn wo soll ich sonst mein Geschirr unterbringen?«
Die Schrankwand
Im bäuerlichen Haushalt kam man noch mit einzelnen Truhen aus, heute aber laufen die Schränke von Wand zu Wand bis hinauf an die Decke. Manche Wände scheinen nur dafür da zu sein, dass dort Schränke aufgestellt werden können. Die so genannten ungebrochenen oder starken Wände, also die ohne Fenster und Türen, verschwinden im Wohn- wie im Schlafzimmer hinter den Schränken. Kaum ein Wohnzimmer kommt ohne »Schrankwand« aus: In diesem oft maßgeschneiderten Einbaumöbel sind der Fernseher untergebracht, Fotoalben,
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