Weg damit
das Seltsame an Pinnwänden ist, dass sie eine Eigendynamik entwickeln: Sie sträuben sich scheinbar dagegen, aktualisiert zu werden, und wachsen langsam zu. Je größer eine Pinnwand, desto seltener wird sie »gesäubert« und desto mühsamer findet man auch die Information, die man braucht. Pinnwände müssten jedoch, um ihren eigentlichen Zweck zu erfüllen, wöchentlich ausgemistet werden: Die alten, überholten Informationen fliegen dann raus, und nur Aktuelles bleibt.
Die moderne Alternative zur Pinnwand sind die allgegenwärtigen Post-it-Zettel: In jeder Größe und Farbe lieferbar, halten diese selbst klebenden Zettel an jedem Gegenstand und an jeder Wand (was die Umgebung nicht schöner macht). Sie hängen überall: am Kühlschrank, an der Wohnungstür, am PC. Alles ist mit kleinen Zettelchen übersät; da sie aber allgegenwärtig sind, nimmt man sie schon gar nicht mehr wahr - und somit tendiert ihr Informationsgehalt gegen null. Gehen Sie einmal bewusst durch Ihr Haus oder Ihr Büro, und lesen Sie die kleinen gelben Zettelchen. Haben die Informationen darauf noch einen Wert für Sie?
Entfernen Sie alle Zettel, die überholt sind. Um die Flut einzudämmen, suchen Sie sich fortan einen festen Platz - vielleicht innen an der Eingangstür oder am Kühlschrank -, an dem die Zettel nicht übersehen werden, wo sie aber auch nicht ständig im Blickfeld sind und störend wirken. Wichtig bleibt, dass die Zettel wöchentlich sortiert und entsorgt werden.
Kinderzeichnungen
In den beiden Sprechzimmern meines Hausarztes hängen seit Jahren dieselben Kinderzeichnungen, gemalt von seinen beiden Töchtern. Die eine ist inzwischen ausgezogen und studiert, die andere macht gerade Abitur. Unschwer zu berechnen, wie alt diese Zeichnungen sind.
Eine Kinderzeichnung hat etwas Rührendes, egal wie begabt der kleine Künstler ist. Man hängt sie gern auf, vor allem wenn man eine enge Beziehung zu dem Kind hat. Aber Kinder werden größer, und somit altern auch die Zeichnungen; sie können im Laufe der Jahre gegen aktuelle »Werke« ersetzt werden - und irgendwann kommt sicher auch der Zeitpunkt, alle zu entfernen. Besonders lieb gewordene Zeichnungen nehmen Sie in Ihre ganz persönliche Schatzkiste auf. Vielleicht schenken Sie sie auch dem herangewachsenen Künstler, der sich über seine eigenen Werke aus der Kindheit sicher freuen wird.
Briefe
Persönliche, handgeschriebene Briefe sind in unserem Zeitalter von Internet, Fax und Handy eher eine Seltenheit - und umso wertvoller werden sie. Wenn wir hingegen jeden Brief und jede Postkarte aufheben, müllen wir uns wieder zu. Es gilt also, wirklich schöne und wichtige Briefe - an erster Stelle Liebesbriefe - in der Schatztruhe zu archivieren. Briefe gehören Ihnen, sie sind ein Geschenk des Absenders an Sie; Sie dürfen also mit ihnen machen, was Sie wollen - dazu gehört auch, sie wegzuwerfen.
Urlaubsgrüße in Form von Postkarten hängen oft jahrelang in Büros und Küchen. Falls Ihnen das Motiv der Karte gefällt und
Sie damit Ihre Pinnwand dekorieren wollen, tun Sie das. Aber auch diese Wände sollten in regelmäßigem Abstand entmüllt werden.
Fotos
Sie kennen das sicher: Ihre Bekannten laden nach einer sechswöchigen Australienreise zum Dia-Abend. Gezeigt wird alles, was der Fotoapparat hergegeben hat. Die verwackelten, unterbelichteten, doppelten und dreifachen Motive ebenso wie die wirklich gelungenen Aufnahmen.
Bei allem Verständnis für die Begeisterung der Gastgeber: Ich empfinde solche Abende als Strapaze und habe für mich daraus gelernt. Urlaubsfotos sortiere ich sofort aus: Diejenigen, die eine schlechte Qualität haben, verwackelt, unterbelichtet, doppelt oder einfach nur uninteressant sind, werfe ich sofort weg. Schon ist nur noch die Hälfte übrig. Möchte man andere Menschen mit seinen Fotos beglücken, so trifft man dafür noch eine engere Auswahl. »Der Kleine da hinten, unser Reiseleiter« interessiert keinen, der nicht bei der Tour dabei war. Die »vorzeigbaren« Fotos, die auf diese Weise übrig bleiben, betragen maximal ein Viertel der tatsächlich geschossenen.
Sehen Sie sich einmal an, wie Profifotografen arbeiten: Um eine einzige vernünftige Aufnahme zu erhalten, wird ein ganzer Film verschossen, das heißt: 35 von 36 Aufnahmen sind Schrott! Es empfiehlt sich, bei jedem Film sofort rigoros auszumisten, noch bevor die Fotos in Kisten landen und dadurch wieder Platz wegnehmen. Alte Fotos können Sie sich ebenfalls unter dem Aspekt vornehmen.
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