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Weg damit

Titel: Weg damit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Pohle
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multifunktionalen Haus- und Karrierefrauen, die schon am Frühstückstisch gestylt und auf Pumps ihren Kindern Frühstück servieren, ihren Gatten küssen, die Kleinen in die Schule fahren, danach ins Büro schweben, dort mal eben im Vorbeigehen Karriere machen und die Welt bewegen, ihren Körper im Fitnessstudio auf Modelmaße bringen, nach erledigtem Einkauf rasch ein gesundes Menü für die Familie zaubern, nach dem Bügeln den Kindern noch eine Gutenachtgeschichte vorlesen und sich danach in eine perfekte Geliebte verwandeln.
    Der Druck, in allem, was wir tun, vollkommen zu sein, wird zum einen von außen an uns herangetragen, zum anderen sitzt er aber auch tief in uns. »Was ich anpacke, mache ich richtig!« ist sicherlich eine sinnvolle Grundhaltung. Nur wollen wir es nicht nur richtig tun, sondern »richtiger« und legen somit selbst die
Messlatte ein ganzes Stück weiter nach oben. Um perfekt in der Kindererziehung zu sein, werden Bücher gelesen und Kurse besucht. Wenn die Kinder nicht »funktionieren«, heißt das umgekehrt, dass wir als Erzieher versagt haben. Dabei sind Sie ja perfekt! Ja, Sie! Sind Sie nicht die beste Mutter, die Sie momentan sein können? Sind Sie nicht der beste Ehemann, der Sie momentan sein können? Es ist vollkommen in Ordnung, wie Sie sind. Seien Sie einfach netter zu sich und nachsichtiger in der eigenen Beurteilung und sehen Sie sich nicht immer nur in Bezug auf Ihre Defizite. Sein Bestes zu geben ist mehr als perfekt!
    Zusammen mit dem ungeheuren Druck in der Arbeitswelt summiert sich der eigene Anspruch auf Perfektion im Privat- und Berufsleben. Hinzu kommt der gesellschaftliche Anspruch an den erfolgreichen und äußerlich perfekten Menschen. Dieser Anspruch hat inzwischen auch die Männerwelt erreicht. Auch sie hecheln dem Idealgewicht hinterher und quälen sich für einen Waschbrettbauch, müssen erfolgreich sein, gut aussehen, sowohl gute Zuhörer als auch blendende Unterhalter sein. Trotz ihres Aussehens sollten die Traummänner aber bitte bescheiden sein wie der Dalai Lama und treu wie Nachbars Hund! Hier entsteht ein Druck, den kein Mann jemals erfüllen kann.
    Wer selbst zum Perfektionismus neigt, kann schlecht delegieren und nicht einmal das Geschirrspülen seinen Kindern anvertrauen. Ihm oder ihr ist so gut wie nicht zu helfen. Wer an sich selbst überhöhte Ansprüche stellt, stellt diese natürlich auch an andere. Partner wie auch Kinder sind da sehr schnell überfordert und trauen sich nichts mehr zu. Denn sie leben immer in der Angst, Ihren Anforderungen nicht gerecht zu werden. Wenn Sie die perfekte Köchin sind, wie können Sie da von Ihrem Mann erwarten, dass er auch einmal was kocht? Er wird Ihnen doch auf diesem Gebiet nie das Wasser reichen können. Also tut er doch lieber in der Küche gar nichts. Wenn ich selbst kaum meine eigenen Ansprüche an meine Arbeit erfüllen kann, wie sollen dem dann meine Angestellten oder Kollegen gerecht werden?
    Perfektionisten müssen lernen, Verantwortung abzugeben, ansonsten droht über kurz oder lang der körperliche und seelische Zusammenbruch. Warum trauen Sie Ihren Kindern nicht
zu, dass diese auch einmal eine warme Mahlzeit für die ganze Familie zaubern? »Wenn ich mal am Wochenende weg bin, kommt doch der ganze Haushalt durcheinander!« Und was ist, wenn Sie nach zwei Tagen nach Hause kommen und feststellen, dass Ihr Partner sowohl die Kinder als auch das Haus hervorragend gemanagt hat? Dass weder das Kaninchen verhungert ist noch die Küche im Müll versinkt? Vielleicht sind Sie ja dann eher sauer als glücklich. Denn festzustellen, dass es auch ohne einen selbst geht, dass man zumindest haushaltstechnisch und kurzzeitig ersetzbar ist, kann gerade für Perfektionistinnen schmerzhaft sein - vor allem, wenn man sich selbst über Fähigkeiten und nicht über innere Werte definiert.
Mehr Mut zu Fehlern
    Der Anspruch an die eigene Perfektion erzeugt einen Drang nach ständiger Optimierung. Im Restaurant zu sitzen und die Unfähigkeit des Kellners zu beobachten, der vollkommen überfordert und nicht in der Lage ist, seinen Job effizient zu erledigen, kann für Perfektionisten eine Qual bedeuten. Denn sie sind penetrante Besserwisser. Ständig gibt es in ihrer Umgebung und bei anderen etwas zu optimieren. Mit ihrer scheinbaren »Hilfsbereitschaft« mischen sie sich ungefragt ständig und immer ein. Ich weiß, wovon ich rede! Ich selbst bin ein ideenreicher, lösungsorientierter Mensch und muss mich sehr zurückhalten, um

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