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Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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mehr. Beck Swanson leidet plötzlich unter Gedächtnisschwund und erinnert sich an nichts.«
    »Aber ich war doch da…«
    »Du warst da, nachdem es passiert ist. Du hast es nicht gesehen.«
    »Aber ich habe das Blut gesehen! Ich habe den ramponierten Stuhl und den Tisch mitten in der Bar gesehen! Und die Leute, die da standen.«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber was soll Harvey denn tun? Beck hat zehn heilige Eide geschworen, dass er nur hingefallen ist und Otis ihm kein Haar gekrümmt hat. Er sagt, in jener Nacht sei er verwirrt gewesen, aber jetzt, wo sein Kopf wieder klar ist…«
    Miles hatte plötzlich keinen Appetit mehr und schob den Teller von sich.
    »Wenn ich da noch mal hingehe, finde ich bestimmt jemanden, der sich erinnert.«
    Charlie schüttelte den Kopf.
    »Verständlich, dass du's nicht auf sich beruhen lassen willst, aber wozu wäre das gut? Du weißt, wie viele von Otis' Brüdern an dem Abend dabei waren. Sie behaupten ebenfalls, dass nichts passiert ist - und wer weiß, vielleicht geht die Sache ja auf ihr Konto. Ohne Becks Zeugenaussage konnte Harvey nichts unternehmen. Außerdem kennst du doch Otis. Er stellt bald wieder etwas an - es wird nicht lange dauern.«
    »Genau das beunruhigt mich ja.«
    Miles und Otis Timson waren schon häufig aneinander geraten. Der Konflikt schwelte bereits zwölf Jahre - seit Miles Deputy geworden war. Er hatte Clyde Timson, Otis' Vater, verhaftet, weil dieser seine Frau durch die Fliegengittertür ihres Wohnwagens geworfen hatte. Clyde kam dafü r ins Gefängnis - wenn auch nicht lange genug -, und in den folgenden Jahren landeten fünf seiner sechs Söhne wegen einer ganzen Reihe von Delikten ebenfalls hinter Gittern - von Drogenhandel über tätliche Angriffe bis zu Autodiebstahl.
    Miles hielt Otis für den Gefährlichsten, weil er der Klügste war.
    Er hegte zudem den Verdacht, dass es Otis, im Gegensatz zu den anderen Familienmitgliedern, nicht bei Kleinkriminalität bewenden ließ. Zwar sah er nicht wie ein Krimineller aus, denn anders als seine Brüder ließ er sich nicht tätowieren und trug die Haare kurz. Manchmal ging er sogar einer regulären Arbeit nach. Aber das konnte täuschen. Sein Name tauchte in Verbindung mit verschiedenen Straftaten auf, und in der Stadt munkelte man, er sei derjenige, der den Drogenfluss ins County lenke. Doch Miles konnte es ihm nicht nachweisen. Zu seinem großen Ärger hatte keine der Hausdurchsuchungen je etwas Konkretes ergeben.
    Und Otis hatte etwas gegen Miles. Das begriff Miles erst nach Jonahs Geburt.
    Er hatte drei von Otis' Brüdern verhaftet, nachdem bei einem Familientreffen eine Schlägerei ausgebrochen war. Eine Woche später saß Missy mit dem vier Monate alten Jonah im Schaukelstuhl, als ein Ziegelstein mit lautem Krachen das Wohnzimmerfenster durchschlug. Eine Glasscherbe verletzte Jonah an der Wange. Miles hatte zwar keine Beweise, aber er wusste, dass der Anschlag auf Otis' Konto ging. Mit drei anderen Deputys und den Waffen im Anschlag erschien er auf dem Gelände der Timsons, einer Ansammlung von schäbigen Wohnwagen draußen vor der Stadt. Die Brüder kamen friedlich heraus, hielten ihnen schweigend die Handgelenke hin und ließen sich in Handschellen abführen.
    Zuletzt wurde wegen Beweismangels keine Anklage erhoben. Harvey Wellman und Miles waren sich fast in die Haare geraten, als die Timsons freigelassen wurden.
    In den folgenden Jahren gab es immer wieder ähnliche Vorfälle: In der Nähe von Miles' Haus wurden Schüsse abgefeuert, ein rätselhafter Brand entstand in seiner Garage - es hätten auch Teenagerstreiche sein können. Aber wieder gab es keine Zeugen, und Miles waren die Hände gebunden. Seit Missys Tod war jedoch Ruhe eingekehrt.
    Bis zur letzten Verhaftung.
    Charlie hob den Blick vom Teller. Sein Gesicht war ernst.
    »Hör zu, du und ich, wir wissen hundertprozentig, dass er schuldig ist, aber unternimm bloß nichts auf eigene Faust. Die Situation darf nicht noch mal eskalieren. Du musst jetzt an Jonah denken. Du kannst nicht rund um die Uhr auf ihn aufpassen.«
    Miles blickte aus dem Fenster.
    »Pass auf«, fuhr Charlie fort, »er wird sicher wieder eine Dummheit machen, und wenn wir etwas gegen ihn in der Hand haben, bin ich der Erste, der sich ihn schnappt. Das weißt du. Aber lass dich nicht provozieren - er ist ein übler Kerl. Halte dich von ihm fern.«
    Miles sagte immer noch nichts.
    »Lass die Finger von ihm, hörst du?«
    Jetzt sprach nicht mehr Charlie, sein Freund, sondern

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